Pinguin Mord
nie
gegeben.«
»Glauben Sie,
ich lüge?«
»Ich weiß
nicht, was ich glauben soll. Eigentlich sollte ich Sie festnehmen,
weil Sie unter Mordverdacht stehen, Seiler.«
»Das ist doch
Unsinn«, entfuhr es Stefan. »Sie kennen mich und
wissen, dass ich kein Mörder bin. Ich habe Plunger lediglich
in seiner Kabine gefunden, kurz nachdem er ermordet wurde. Deshalb
lasse ich mir doch keinen Mord in die Schuhe
schieben.«
»Bitte, meine
Herren!«, mischte sich Eckhardt in die Diskussion ein.
»Wir wollen doch vernünftig miteinander
umgehen.«
»Sind Sie wegen
der Drohanrufe bei Hurtiger da, oder um Stefan
festzunehmen?«, fragte Heike mit spitzer Stimme. Die
Getränke wurden gebracht, und für kurze Zeit kehrte
Stille am Tisch ein. »Frau Göbel, bitte!«,
begehrte Eckhardt auf.
»Ich habe einige
Polizisten in Zivil antreten lassen. Hurtiger steht ständig
unter Beobachtung. Auch jetzt, in diesem Augenblick, sind mehrere
Kollegen des Einsatztrupps unter den Gästen.« Stefan
dachte an Jessica Wittwer, die sicherlich keinen Personenschutz
bekommen hätte. Wut keimte in ihm auf, als er an den feigen
Mordanschlag am Nachmittag dachte. Kurz überlegte er, ob er
dem Kommissar davon berichten sollte, entschied sich aber
schließlich dagegen. Auch, wenn es Heike nicht sonderlich
gefallen würde, so plante er, sich erneut mit der Gattin des
Spediteurs zu treffen. Sicherlich wusste sie mehr, als sie
preisgab.
37
Sonntag, 20:30 Uhr,
Westfalenweg
Der hochgewachsene
Mann stand am Fenster und blickte scheinbar gedankenverloren
hinaus. Die Arme hatte er hinter dem Rücken verschränkt.
Sanft breiteten sich die Hügel zwischen Dönberg und
Neviges in der Abenddämmerung aus, doch für die
Schönheiten der Landschaft hatte er keinen Blick. Das
Zwitschern einer Amsel erfüllte die ländliche Idylle.
Werner Grotejohann bebte. Hinter seiner hohen Stirn arbeitete es.
Schweißperlen standen auf seiner Stirn. »Wie blöd
seit ihr eigentlich?«, polterte er, ohne sich zu seinen
Besuchern umzublicken. Die beiden Männer warfen sich
vielsagende Blicke zu und zuckten die Schultern.
Grotejohann polterte
weiter. »Die Karre wird überall gesucht, und ihr habt
nichts Besseres zu tun, als sie für einen weiteren Anschlag zu
verwenden. Da werden Waffen mitgeführt, und da sitzen
vorbestrafte Fahrer in einem meiner Firmenwagen, der gestohlen
gemeldet wurde.« Jetzt fuhr Grotejohann herum. Er war
fünfundfünfzig, schlank und hatte dichtes Haar, das an
den Schläfen bereits ergraut war. Seine grauen Augen blitzten
wütend hinter den Gläsern einer rahmenlosen Brille.
»Die Frage ist nicht, ob ihr im Knast landet, die Frage ist,
wann ihr im Knast landet.«
»Das ist
Berufsrisiko.«
»Lasst euch
für Wittwer etwas anderes einfallen.«
»Was
denn?«
»Das hier ist
Wuppertal und nicht Chicago. Auch nicht Palermo. Also geht
diskreter vor. Die Geschichte mit Kötter war schon
maßlos übertrieben, aber was ihr euch bei Wittwer
geleistet habt, schlägt dem Fass den Boden aus. Zumal er gar
nicht da war.«
»Es standen zwei
Personen am Wohnzimmerfenster«, rechtfertigte sich einer der
Männer. Grotejohann wirbelte herum und funkelte seinen
Mitarbeiter wütend an. »Es waren die falschen. Wir
erwarten Wittwer nächste Woche zurück. Dann könnt
ihr beweisen, was ihr draufhabt.«
»Das werden wir
tun. Was ist jetzt mit dem Jaguar?«
»Der muss
entsorgt werden. Ich kümmer mich darum.« Damit war das
Gespräch für Grotejohann erledigt. Er trat hinter seinen
Schreibtisch und ließ sich in den Ledersessel fallen. Von
einer Sekunde zur anderen ignorierte er die Männer, die
schließlich wortlos das Büro verließen. Er
ärgerte sich maßlos, was für Schwachköpfe er
da engagiert hatte. Er griff zum Telefon, nachdem die Haustür
ins Schloss gefallen war. Grotejohann wusste, wer den Jaguar
entsorgen sollte. Und dieser Person traute er mehr zu als den
beiden Schwachköpfen.
38
Sonntag, 22:00 Uhr,
Langerfelder Straße
Das Klingeln der
Türglocke ließ Thea und Robert Gatz zusammenzucken. Sie
hatten sich nach ihrer Aussprache auf die Couch gelegt. Ihr Kopf
ruhte auf seiner Brust, während er zärtlich durch ihr
Haar strich. Es war fast so wie früher. Er genoss den Duft
ihres Haars. Lächelnd hatte er ihren gleichmäßigen
Atemzügen gelauscht. Für ein paar Stunden hatten sie die
Probleme der letzten Zeit vergessen können. Irgendwann waren
sie im Dämmerlicht des Wohnzimmers eingedöst, eng
umschlungen, wie schon lange nicht mehr. Ihre Liebe war
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