Pinguin Mord
heute kennengelernt. Wenn du mich fragst,
eine seltsame Frau. Einerseits scheint sie ihren Mann zu decken, andererseits
kommt sie mir vor wie eine unglücklich verheiratete Ehefrau,
die von ihrem viel älteren Mann in einem goldenen Käfig
gehalten wird und sich nach einer Flucht sehnt.«
Die Getränke
kamen an den Tisch, sie prosteten sich zu. Heike musterte Stefan
fragend über den Rand ihres Glases.
»Sie kam mir
trotzdem bekannt vor…« Stefan wischte sich den
Schaumbart mit der flachen Hand von den Lippen und
überlegte.
»Ich fand auch,
dass sie frustriert wirkt«, stimmte Peer Stefan zu.
»Ich hab’ euch übrigens noch gar nicht
erzählt, was ich Seltsames im Keller entdeckt habe, als ich
den Verbandskasten holte: Direkt neben dem Erste-Hilfe-Kasten lag
eine schwarze Langhaarperücke.«
»Eine …
Perücke?« Heikes Augen wurden groß.
»Was ist daran
so besonders?«, fragte Stefan. »Manche Leute benutzen
sie im Karneval. Frauen entscheiden sich manchmal dafür, um
sich ein anderes Aussehen zu verpassen, weil sie mit sich selbst
nicht zufrieden sind. Eine Typveränderung, die jederzeit
widerrufbar ist, sozusagen.«
»Das hat uns
gerade noch gefehlt«, murmelte Heike und zeigte zum Eingang
des Biergartens. Peer und Stefan blickten sich um. Drei Männer
betraten das Gelände. Sie waren in ein intensives
Gespräch vertieft und hatten die drei Reporter noch nicht
gesehen.
Ulbricht, Eckhardt und
Hurtiger durchquerten den Biergarten mit ernsten Mienen. Etwas
schien nicht zu stimmen. Stefan und Heike tauschten einen
vielsagenden Blick.
Im nächsten
Augenblick meldete sich ein Handy. Peer murmelte eine
Entschuldigung und zog sein Telefon hervor. Er meldete sich,
murmelte ein, zwei Mal »ja, ist gut«, und »ich
komme«, dann beendete er das Gespräch. »Ich muss
leider los, ihr Lieben.« Er winkte der Bedienung und bezahlte
seine Apfelschorle, dann erhob er sich. »Eine private Sache.
Wir hören voneinander, ja?«
»Natürlich«,
grinste Stefan und tippte mit dem Zeigefinger an den Schirm seines
Baseballcaps. »Was war das denn?«, fragte er, nachdem Peer von der
Bildfläche verschwunden war.
»Keine Ahnung.
Mich würde vielmehr interessieren, was mit Hurtiger los
ist.« Sie deutete in Richtung Brauhaus. »Da muss
irgendwas passiert sein, wenn du mich fragst.«
»Denkst du, der
Erpresser hat…"
»Wir werden es
von Eckhardt erfahren.«
Es dauerte nicht
lange, bis Eckhardt und Ulbricht das Brauhaus verließen. Im
Eingangsbereich blieben sie stehen und diskutierten angeregt.
Zufällig entdeckte Eckhardt seine beiden Mitarbeiter. Er
winkte ihnen zu und trat in Ulbrichts Begleitung an ihren Tisch.
»Guten Tag zusammen.« Es klang eiskalt.
»Hallo, Herr
Eckhardt«, erwiderte Heike. »Guten Abend Herr
Kommissar. Setzen Sie sich einen Moment zu uns?«
»Gern.«
Eckhardt quälte sich ein Grinsen ab, während Kommissar
Verdammt mit ausdruckslosem Gesicht auf die Holzbank sank.
»Sie sind bestimmt rein zufällig hier?«, vermutete
der Chefredakteur der Wupperwelle.
»Sie werden es
nicht glauben, Chef, aber heute sind wir wirklich rein
zufällig hier. Wir wollten nur mal etwas trinken.«
Stefan grinste breit. »Warum fragen Sie?«
»Hurtiger hat
uns erzählt, dass Sie von den Anrufen wissen.« Also
doch, dachte Heike und schluckte trocken. »Ist etwas
geschehen?«
»Na ja, wie man
es nimmt«, erwiderte Eckhardt. Eine Bedienung trat an den
Tisch und fragte die Neuankömmlinge nach ihren Wünschen.
Eckhardt orderte ein Bier, Ulbricht entschied sich mit dem
Kommentar »Bin noch im Dienst« für eine
Cola.
»Der unbekannte
Anrufer hat sich wieder gemeldet«, brach Eckhardt
schließlich das Schweigen. »Allerdings ohne konkrete
Drohung.«
»Das ist
sicherlich nur noch eine Frage der Zeit«, murmelte Stefan.
»Er will Hurtiger erst unter Druck setzen, damit der bereits
weichgeklopft ist, wenn er seine Forderungen
nennt.«
»Scheint
so«, nickte Ulbricht kurz angebunden. Man merkte ihm an, dass
ihm das Treffen mit Stefan und Heike nicht sonderlich behagte.
Wuppertal war halt manchmal doch ziemlich dörflich, und so
begegnete man sich immer wieder, ob man wollte oder
nicht.
»Haben Sie den
Mörder von Plunger schon gefunden?«, goss Stefan
weiteres Öl ins Feuer. »Konnten Sie mit meiner Aussage
etwas anfangen?«
»Negativ«,
brummte Ulbricht. »Die Frau scheint wie vom Erdboden
verschwunden zu sein. Auch auf der Videoüberwachung des
Stadions taucht sie nicht auf. Es ist, als hätte es sie
Weitere Kostenlose Bücher