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Pinguin Mord

Pinguin Mord

Titel: Pinguin Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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doch er schwieg und tauschte einen raschen
Blick mit Heike, die den Faden nun aufnahm.
    »Es kann nicht
so wichtig gewesen sein, dass Sie dafür Ihr Leben aufs Spiel
setzen«, erwiderte Heike.
    »Oh doch.«
Es klang leise, aber sehr bestimmt. Jessica Wittwer starrte in die
Flamme einer Kerze. Ihr Gesicht war starr, eine Maske. »Ich
musste Schluss machen.«
    »Schluss? Mit
wem? Oder besser - womit? Wie meinen Sie das?« Stille. Ein
schwer zu deutendes Lächeln stahl sich auf das aparte Gesicht
der Frau. »Da ist noch etwas, das Sie wissen
sollten.«
    Die Spannung in dem
spärlich beleuchteten Wohnzimmer wuchs. Stefan und Heike
tauschten Blicke, während Jessica Wittwer die Dielen des
Fußbodens anstarrte. Dann ruckte ihr Kopf hoch. Jede Farbe
war aus ihrem Gesicht gewichen. Ihre feingliedrigen Hände
zitterten. Rhythmisch hoben und senkten sich ihre Schultern. Dann
öffnete sie die Lippen, verschloss sie, presste sie zu einem
schmalen Strich zusammen und schüttelte den Kopf, bevor sie
neu ansetzte.
    »Ich habe Fritz
Plunger getötet.«
    *
    Es dauerte einige
Sekunden, bis Heike und Stefan diese Neuigkeit verarbeitet hatten.
Die Sekunden zogen sich zäh wie Gummi. Das Ticken der Standuhr
in der Ecke klang wie Donnerschläge. Stefans Mund stand
ungläubig offen. Er hatte als Erster seine Fassung
wiedergewonnen. »Sind Sie sicher… ich meine, es ist
doch…«
    »Natürlich
bin ich sicher«, hauchte Jessica Wittwer. »Ich habe ihn
gestern nach dem Spiel in seiner Kabine erschossen. Mit der Waffe
meines Mannes.« Sie lachte trocken auf. »Welch Ironie
des Schicksals. Ich erschieße Fritz mit der Pistole meines
Mannes. Eigentlich wollte Karl die Waffe mitnehmen, um sich
verteidigen zu können. Aber er hatte sie schlichtweg
vergessen. Und da kam mir der Gedanke, dass ich die Pistole selber
gut gebrauchen könnte. Ich benutzte sie, um endlich einen
Schlussstrich zu ziehen.« Stefans Gedanken rasten ihm durch
den Kopf. Dann erinnerte er sich an die Putzfrau, die ihm auf
seinem Weg zu Plunger entgegengekommen war. Nur den Bruchteil einer
Sekunde hatte er sie gesehen. Sie war seinem Blick ausgewichen,
daran erinnerte er sich.
    Das Einzige, woran er
sich erinnerte, waren die schwarzen Haare. Sie hatten
geglänzt…
    Dann fiel es ihm wie
Schuppen von den Augen. Peer war, als er nach dem Anschlag den
Verbandskasten aus dem Keller geholt hatte, eine schwarze
Perücke aufgefallen. Davon hatte er vorhin im Brauhaus
berichtet. Und trotzdem hatte Stefan keine Schlüsse daraus
gezogen. Er schalt sich einen Narren. Darauf hätte er sofort
kommen müssen!
    »Die schwarze
Perücke«, rief Stefan. Der Kreis begann sich zu
schließen. Oder war es eine Schlinge, die sich schloss? Um
Jessica Wittwers hübschen Hals? 
    »Sie waren die
Putzfrau, die mir in die Arme gerannt ist, als ich auf dem Weg zu
Plunger war«, stieß Stefan fassungslos
hervor.
    Jessica Wittwer
nickte. »Ich habe mich verkleidet, um möglichst
unbehelligt nah an seine Kabine zu kommen. Und heute Mittag bin ich
vor Schreck fast in Ohnmacht gefallen, als Sie an meiner
Haustür klingelten. Mein erster Gedanke war, dass Sie mich im
Stadion erkannt haben.«
    »Was ändert
das jetzt noch?«
    »Nichts. Er ist
tot. Unwiederbringlich tot, und ich habe ihn ermordet!«
Jessica Wittwer brach schluchzend zusammen. Stefans Gedanken fuhren
in seinem Kopf Karussell. Plötzlich verstand er, warum die
Tatwaffen verschiedene Kaliber aufgewiesen hatten - die Opfer waren von
zwei völlig voneinander unabhängigen Menschen erschossen
worden. Aber was war mit den zerstörten Pinguin-Skulpturen?
Was hatte das eine mit dem anderen zu tun? Er fühlte sich, als
würde er vor einem großen Abgrund stehen. Wie konnte
eine elegante und reiche Frau wie Jessica Wittwer einen Mann so
eiskalt ermorden? Stefan warf Heike einen hilfesuchenden Blick
zu.
    »Aber warum
haben Sie das getan?«, fragte Heike an Jessica Wittwer
gewandt und rutschte nervös auf der Vorderkante des Sofas
herum. Sie hatte sichtlich Mühe, ihre Erregung zu
verbergen.
    Emotionen waren fehl
am Platze. Die Spediteursfrau hatte ein ganz großes Problem:
ihr eigenes Leben. Sie hatte sich selber eine Grube gegraben und
sich hineinfallen lassen. Heike verstand die Welt nicht mehr. Was
musste im Kopf dieser Frau vorgegangen sein, als sie sich zu dieser
Tat entschlossen hatte?
    Die Wittwer beruhigte
sich ein wenig. Sie betrachtete Heike wie einen Geist und wischte
sich durch die verheulten Augen. Das Make-up war dahin und
verwandelte ihr

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