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Pinguin Mord

Pinguin Mord

Titel: Pinguin Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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Handgelenken bereitete.

41
    Sonntag, 22:30 Uhr,
Briller Viertel
    Im Wohnzimmer brannte
Licht. Die kleine Laterne über dem bogenförmigen
Eingangsportal verteilte ihr diffuses Licht vor der Villa.
Mücken schwirrten um das staubige Glas der Lampe, als Stefan
und Heike vor der Tür standen. Noch bevor Stefan klingeln
konnte, öffnete sich die Tür. Anscheinend wurden sie
sehnsüchtig erwartet. Jessica Wittwer trug einen hellen
Hausanzug aus Fleecestoff. Sie war dezent geschminkt und wirkte
jetzt noch blasser als sonst. Eine feine Parfümwolke
hüllte sie ein. »Schön, dass Sie so schnell hier
sein konnten. Kommen Sie.« Im Haus herrschte
Dämmerlicht. Um diese Zeit kam Stefan das Knarzen der Dielen
bei jedem Schritt noch lauter vor als bei Tage. Die rothaarige
Spediteursgattin führte ihre Gäste ins Wohnzimmer. Kerzen
verbreiteten einen warmen Lichtschein. Lange Schatten tanzten
über Wände und Mobiliar. Auf dem flachen Wohnzimmertisch
standen eine halb geleerte Flasche Rotwein und ein Glas. Stefan
blickte zum Fenster. Scheinbar hatte sie Glück gehabt
und einen
Glaserei-Notdienst gefunden, der die Spuren des Anschlags schnell
beseitigt hatte. Nichts deutete mehr darauf hin, dass jemand auf
sie geschossen hatte.
    »Nehmen Sie doch
Platz.«
    Stefan und Heike
sanken auf das Sofa, während die Hausherrin sich einen
bequemen Sessel zurechtrückte und es sich darauf
gemütlich machte. Sie zog die Beine an, stellte die
Füße auf die Sitzfläche und verschränkte die
Arme. Ihr Blick glitt ins Leere, und sekundenlang hing sie ihren
Gedanken nach. Lediglich das Ticken der Standuhr durchschnitt
minutenlang die Stille. Erst als Stefan sich räusperte,
erwachte Jessica Wittwer aus ihrer Lethargie. »Ich verdanke
Ihnen mein Leben«, lächelte sie, an Stefan
gewandt.
    »Jeder
hätte so gehandelt«, behauptete
Stefan.           
    »Was können
wir für Sie tun?« Heike wurde ungeduldig. Sie hatte
nicht länger vor, der reichen Spediteursgattin beim
Süßholzraspeln zuzuschauen.
    Jessica Wittwer rang
nervös mit den Händen und fuhr sich durchs Gesicht. Es
dauerte eine kleine Ewigkeit, bis sie redete.
    »Als
Journalisten haben Sie doch sicher einen guten Draht zur Polizei,
oder?« Das klang wie eine Feststellung, nicht wie eine
Frage.
    »Wir arbeiten
zusammen - im Rahmen der Möglichkeiten«, nickte Heike.
»Was nicht heißen soll, dass wir mit den Behörden
immer einer Meinung sind.«
    »Kann ich auf
Ihre Diskretion hoffen?«
    »Natürlich«,
antwortete Stefan schnell.
    »Auch, wenn es
… nun, wenn es um ein brisantes Detail
geht?«
    »Auch
dann.«
    »Wir werden
erpresst.« Sie blickte ihre Besucher an und schien in Stefans
und Heikes Gesichtern lesen zu wollen.
    »Was …
ich meine, wer erpresst Sie?« Stefan hatte zuerst die Sprache
wiedergefunden.
    »Wenn wir das
wüssten.«
    »Sie werden
bedroht?«, fragte Heike aufgeregt.
    Jessica Wittwer lachte
auf und deutete auf das Fenster mit dem neuen Glas. »Fragen
Sie Ihren Freund, Frau Göbel. Ich glaube, der Anschlag heute
Nachmittag war Drohung genug.« Sie legte eine kurze Pause
ein, bevor sie fortfuhr. »Das geht seit einigen Tagen so.
Geheimnisvolle Anrufe, Drohungen, bislang nur telefonisch, mit
Ausnahme von vorhin. Man fordert eine fünfstellige
Summe.«
    »Haben Sie die
Polizei verständigt?« Heike beugte sich im Sitzen vor
und warf Stefan einen vielsagenden Blick zu.
    »Nein, was
denken Sie?« Jessica Wittwer griff nach dem Weinglas und
leerte es in einem Zug. »Möchten Sie auch etwas
trinken?« Heike und Stefan schüttelten die Köpfe.
»Sie müssen die Polizei alarmieren«, riet Stefan
ihr. »Wenn das vorhin eine Warnung war, dann brauchen Sie
Schutz.«
    »Sie wissen, was
ich von unseren Behörden halte.«
    »Trotzdem - wenn
Sie nicht zur Polizei gehen, sind Sie den Erpressern schutzlos
ausgeliefert.«
    »Vielleicht
sollte ich einen Privatdetektiv beauftragen oder eine
Security-Firma mit dem Schutz des Hauses betrauen.« Sie
schenkte Wein nach.
    »Das ist nicht
das Gleiche«, gab Heike zu bedenken.
    »Die Polizei
kann mir nicht helfen. Nicht mehr.«
    »Haben Sie einen
Verdacht, wer hinter der Erpressung stecken könnte?«,
fragte Stefan aufgeregt. »Ich meine, ist Ihnen etwas
Besonderes aufgefallen?«
    »Nichts
dergleichen.« Jessica Wittwer schüttelte den Kopf.
»Mein Mann ist geflüchtet, um den Tätern aus dem
Weg zu gehen. Er wollte mich überreden, mit ihm zu fliegen.
Aber ich hatte hier etwas zu erledigen.« Dass sie log,
bemerkte Stefan sofort,

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