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Pinguin Mord

Pinguin Mord

Titel: Pinguin Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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geköpft?«
Stefan löste sich vom Blick in die Nacht und drehte sich zu
ihr um.
    »Nein, damit
habe ich nichts zu tun, das müssen Sie mir
glauben.«
    »Und?«
    »Rufen Sie die
Polizei. Und dann lassen Sie mich bitte allein.«
    *
    Sie traten
bedrückt hinaus in die laue Sommernacht. Über dem
Nützenberg schälte sich ein klarer Sternenhimmel aus dem
Tiefblau über Elberfeld. Stumm stiegen sie die Stufen der
Villa herab, durchschritten den kleinen Vorgarten und standen
schließlich am Käfer. Heike stützte sich auf das
runde Dach. »Und?«
    Stefan schloss die
Tür auf. »Was - und?«
    »Was hältst
du von ihr und ihrer Geschichte?«
    Schulterzucken. Stefan
kletterte hinter das Lenkrad und beugte sich hinüber, um den
Verriegelungsknopf der Beifahrertür aufzuziehen. Auf den
Einbau einer Zentralverriegelung hatte er bewusst verzichtet.
Unnötigen Schnickschnack brauchte er einfach nicht. Was nicht
eingebaut war, das konnte auch nicht kaputtgehen. »Sie ist
eine Mörderin, und schon alleine aus diesem Grund bin ich
froh, dass wir jetzt hier stehen.« Stefan grinste und
fummelte den Schlüssel ins Zündschloss. Der Motor sprang
ohne Murren an und blubberte zufrieden im Heck. »Und Peer ist
verknallt in sie.« Er schüttelte den Kopf, doch Heike
ging nicht darauf ein.
    »Ich habe das
seltsame Gefühl, dass wir Jessica Wittwer nicht Wiedersehen
werden«, erwiderte sie und blickte Stefan von der Seite an.
Er lenkte den Käfer durch die Moltkestraße herunter. In
den meisten Fenstern brannte längst kein Licht mehr. Morgen
war Montag, und für viele Wuppertaler würde der
Arbeitsalltag wieder beginnen. Stefan nahm den gleichen Weg, den
der Jaguar wahrscheinlich am Nachmittag genommen hatte. An der
Katernberger Straße blieb er kurz stehen. Von hier aus
würden die Täter ganz unbehelligt fortgekommen sein. In
kaum mehr als fünf Minuten hätten sie die Autobahn
erreichen und über alle Berge sein können.
    »Da kannst du
Recht haben«, brummte Stefan. »Immerhin wird sie gleich
als geständige Mörderin verhaftet
werden.«
    »Wir haben ihr
versprochen, die Polizei zu rufen«, erinnerte Heike ihn.
Stefan nickte nachdenklich. »Also - wann?«
    »Die Frage ist
nicht wann, sondern wen«, murmelte Stefan. »Wie
bitte?«
    Stefan lenkte den
Käfer an einer Haltestelle rechts ran und zückte sein
Handy. »Wen wir anrufen sollen, meine ich. Informieren wir
die Polizei, oder rufen wir gleich Kommissar Verdammt
an.«
    »Verdammt?«
    »Na klar, er ist
doch als Leiter der Mordkommission für alle
Tötungsdelikte zuständig. Und Jessica Wittwer hat eben
einen Mord gestanden. Oder habe ich mich
verhört?«
    Heike rollte mit den
Augen. »Natürlich nicht.« Sie dachte einen
Augenblick lang nach. »Verdammt«, sagte sie dann.
»Wir sollten ihm den Mord an Fritz Plunger melden,
schließlich hat er gestern im Stadion die Ermittlungen
aufgenommen.«
    »Allerdings«, seufzte
Stefan. Er erinnerte sich mit einem Drücken in der Magengegend
an den gestrigen Nachmittag im Stadion am Zoo. Auf übelste Art
war er mit Ulbricht aneinandergeraten. Vielleicht passte es dem
Kommissar ja nicht, dass er ihm schon wieder einen Schritt voraus
war, weil er wusste, wer Plunger auf dem Gewissen hatte. Trotzdem
tippte Stefan Ulbrichts Handynummer ein und wartete auf ein
Freizeichen.

42
    Sonntag, 23:55 Uhr, An
der Bergbahn
    Anfangs war es nur ein
monotones Fiepen, das er vergeblich zu ignorieren versuchte.
Grummelnd zog er sich die Bettdecke über den Kopf und presste
sich fester ins verschwitzte Laken. Doch das Fiepen ließ
nicht nach; im Gegenteil: Es wurde fordernder, drohender. Einen
Moment später empfand er es einfach nur als nervig.
    Wütend
schleuderte Ulbricht das Kopfkissen in eine Zimmerecke und setzte
sich im Bett hin. Das Licht der Straßenlaternen drang
gedämpft durch die zugezogenen Gardinen seines Schlafzimmers.
Das Fenster stand auf Kipp. Durch den Spalt drang ein lauer
Nachtwind ins Zimmer und blähte die Gardinen auf. Trotzdem
herrschte im Zimmer eine drückende Hitze. Ulbricht dachte an
den prophezeiten Klimawandel und an die schier unerträgliche
Hitzeglocke, die an diesem Abend schwer über Wuppertal hing.
Alle sehnten sich nach einem befreienden Gewitter. Ulbricht
blinzelte. Das Klingeln des Telefons ließ nicht nach. Er
blickte sich um. Da war der alte Koffer auf dem
Schlafzimmerschrank, den er schon viel zu lange nicht mehr benutzt hatte. Urlaub
hatte er schon lange nicht mehr gemacht. Den ausrangierten
Küchenstuhl nutzte er als

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