Pinguin Mord
Illusion zerplatzte gerade wie eine Seifenblase.
Ihre Augen funkelten wütend. Stefan zuckte hilflos mit den
Schultern, während die Anruferin fortfuhr. »Über
meinen Mann, über unser Verhältnis und über seine
geschäftlichen Beziehungen.«
»Wann
können wir uns treffen?«
»Jetzt sofort
wäre es mir am liebsten.«
Stefan linste zur
Wanduhr in der Küche. »Also gut. Ich kann in einer
Viertelstunde bei Ihnen sein.«
»Prima, wirklich
nett, zumal diese Uhrzeit eigentlich eher ungewöhnlich ist.
Vielen Dank, bis gleich dann!« Ohne eine Antwort abzuwarten,
beendete sie das Gespräch. Stefan starrte nachdenklich auf das
Handy in seiner Hand und ließ es in der Hosentasche
verschwinden.
»Wer war
das?«, fragte Heike.
»Jessica
Wittwer. Sie will auspacken.«
»Fragt sich nur,
was.« Heikes Stimme hatte einen schneidenden Unterton
bekommen. »Das ist eine Falle. Sie steht auf dich und will
dich in ihre Nähe locken, um …«
»Heike,
bitte!« Stefan hob beschwörend die Hände. »Am
besten kommst du mit. Vielleicht erfahren wir heute Nacht etwas,
was uns in dem Fall weiterbringt.«
»Sie ist eine
falsche Schlange. Die Wittwer hat Dreck am Stecken, ich
schwör’s dir!« Ihre Augen blitzten.
»Selbst wenn es
so ist, werden wir es herausfinden.« Stefan nahm Heike in den
Arm und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. »Du willst also
jetzt wirklich zu ihr fahren?«
»Ich habe es ihr
versprochen«, erwiderte Stefan mit treuem Hundeblick.
»Und ich möchte, dass du mitkommst.«
»Ich mache mich
nur kurz etwas frisch, ja?«
»In
Ordnung.« Insgeheim war Stefan froh, dass Heike einverstanden
war und sich ein wenig beruhigt hatte.
40
Sonntag, 22:15 Uhr,
Langerfelder Straße
»Warum wollen
Sie meine Frau verhaften?« Robert Gatz hatte die
Polizeibeamten ins Wohnzimmer geführt. Thea war aus allen
Wolken gefallen, hockte zur Salzsäule erstarrt im Sessel und
starrte ins Leere.
Ein junger
Kriminalbeamter, der sich als Frank Heinrichs vorgestellt hatte,
räusperte sich. »Sie steht unter dem Verdacht, an der
Ermordung von Karlheinz Kötter beteiligt gewesen zu sein. Als
Motiv vermuten wir Habgier.«
»Das müssen
Sie mir erklären - wollen Sie einem nackten Mann etwa in die
Taschen packen? Ich bin arbeitslos, und es geht uns alles andere
als gut.« Langsam dämmerte es Gatz. Er fürchtete,
sich gerade um Kopf und Kragen zu reden und hielt es für
besser, fortan zu schweigen.
»Nun, wie Sie
vielleicht wissen, ist Ihre Frau das uneheliche Kind von Karlheinz
Kötter. Er wurde letzten Donnerstag das Opfer eines
Gewaltverbrechens. Ihre Frau ist die alleinige Erbin. Sie werden
verstehen, dass sich aufgrund Ihrer derzeitigen finanziellen
Situation der Verdacht aufdrängt, sie könnte ihren Vater
aus Habgier ermordet haben.«
»Ich habe ihn
nicht getötet. Es ging mir nicht um das Erbe.« Alle
Blicke richteten sich auf Thea Gatz. Ihre Stimme war nur ein Hauch
gewesen, völlig tonlos. »Es war alles ganz anders. Ich
habe meinen Vater nicht getötet, das müssen Sie mir
glauben.«
»Das können
Sie uns alles im Präsidium erklären«, seufzte
Heinrichs und erhob sich. »Können wir
jetzt?«
»Was passiert
jetzt mit mir?«
»Wir werden Sie
zu den Ereignissen vom letzten Donnerstagabend befragen.
Anschließend werden wir Sie wegen Flucht- und
Verdunkelungsgefahr in U-Haft nehmen. Kommen Sie bitte.«
Heinrichs klang, als würde er über das Wetter plaudern.
Er nickte einem der beiden uniformierten Kollegen zu, der daraufhin
die Handschellen um Theas Handgelenke legte. Mit einem
leisen Klicken
rasteten die Schlösser ein. Thea und Robert blieb nur ein
flüchtiger Kuss und das Versprechen, dass er sie rausholen
würde, koste es, was es wolle. Thea nickte nur und weinte
lautlos. Robert Gatz musste völlig fassungslos mit ansehen,
wie seine Frau von den Polizisten nach unten geführt wurde.
Regungslos stand er an der Balkonbrüstung, als man Thea auf
der menschenleeren Straße in den Fond des Streifenwagens
verfrachtete. Als Gatz den Kopf hob und zu den Häusern auf der
gegenüberliegenden Straßenseite blickte, bemerkte er,
dass in einigen Fenstern noch Licht brannte. Die Bewohner der
umliegenden Wohnungen hingen sensationslüstern hinter den
Gardinen und beobachteten das nächtliche Geschehen auf der
Straße. Er hasste neugierige Menschen. Fest umklammerte er
die Balkonbrüstung und sah den Polizeiwagen nach, die in der
Nacht verschwanden. Er presste die Hände so fest um das Eisen,
dass es ihm Schmerzen in den
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