Pinguin Mord
sich das
Baseballcap in den Nacken. »Aber diese Technik hier ist schon
faszinierend. Sie bietet unglaublich viele Möglichkeiten. Nur
ungewohnt, dass man anstatt der ganzen Schieber, Regler und
Knöpfe jetzt nur noch zwei Monitore und die Maus
hat.«
»Dir wäre
es doch am liebsten, wenn die Musik noch von der Schallplatte und
die Beiträge von der Bandmaschine kommen würden«,
frotzelte Heike.
»Erzähl von
deiner Wohnung, die Musik ist gleich aus.«
»Nein,
erzähl du von der Fußballgeschichte.«
»Da gibt es
nicht allzu viel zu erzählen. Wir müssen erst noch weiter
recherchieren. Aber ich weiß nicht, ob wir das vom Computer
aus können.« Er wedelte mit einem Stapel Blätter
vor ihrer Nase herum. »Hier«, sagte er. »Ich habe
die Geschichte des Wuppertaler Fußballclubs schon mal
ausgedruckt. Kannst du ja mal querlesen, wenn du
magst.«
Heike nickte und kaute
nachdenklich auf der Unterlippe. »Kann ich für eine
Stunde deinen Käfer haben?«
»Natürlich.
Ich brauche ihn nicht, habe ja noch knapp zwei Stunden Sendung vor
mir. Was hast du vor?«
»Ich muss
jemanden besuchen, der vielleicht die ganze Geschichte
kennt.«
62
Montag, 16:25 Uhr,
Engels-Garten
Niemand beachtete den
Mittvierziger im leichten Sommeranzug, der es sich auf einer der
Holzbänke im Park vor dem Engels-Haus in Barmen gemütlich
gemacht hatte. Eine Gruppe Jugendlicher zog lachend an ihm vorbei, ohne
von Peer Finke Notiz zu nehmen.
Thea Gatz hatte sich
verspätet. Mit schnellen Schritten eilte sie zu der Bank, auf
der Peer in der Nachmittagssonne wartete. Wenige Meter entfernt,
auf der B7, zog der dichte Berufsverkehr in beiden Richtungen
vorbei. Die Schieferfassade des Engels-Hauses glänzte in der
Sonne. Nur wenige Wuppertaler wussten, dass Friedrich Engels gar
nicht in dem 1775 im typisch bergischen Stil von Johann Caspar
Engels gebauten Haus geboren wurde, sondern in einem gut hundert
Meter entfernten Nachbarhaus, das aber bei einem Bombenangriff 1943
zerstört worden war.
»Entschuldigung,
ich bin spät dran.« Thea war atemlos, als sie neben ihm
auf die Bank sank.
Peer hatte den Blick
auf die kunstvoll angelegten Beete gerichtet und lächelte.
»Nicht schlimm«, sagte er, obwohl er
Unpünktlichkeit nicht ausstehen konnte. Er wandte den Blick zu
der gut drei Meter hohen weißen Marmorskulptur. Der Wiener
Bildhauer Alfred Hrdlicka hatte das prägnante Kunstwerk 1981
geschaffen.
»Eine Kollegin
hat das Ende ihrer Pause verpasst, und ich konnte nicht früher
weg.« Thea Gatz lächelte und senkte den
Blick.
»Kein Problem,
wirklich nicht.« Peer hatte das Jackett ausgezogen und
über die Lehne der Bank gehängt. »Wollen wir nicht
du sagen?«
»Gern. Ich bin
Thea.« Sie reichten sich die Hände.
»Peer. Also,
schieß los: Was bedrückt dich?«
»Das ist eine
lange Geschichte.« Sie wurde ernst, und ein düsterer
Schatten legte sich auf ihr rundliches Gesicht.
»Ich habe Zeit.
Und wenn es deine Pause nicht überschreitet und du keinen
Ärger bekommst, habe ich auch viel Zeit.« Peer
lächelte.
»Woher wusstest
du, dass ich einen Schlüssel von Peggys Z3
habe?«
»Berufsgeheimnis.«
»Also weiß
Peggy nichts davon?«
»Kein
Kommentar.« Peer machte dicht. Er war zunächst
einmal darauf
gespannt, was Thea ihm erzählen würde.
»Ich habe
tatsächlich einen Wagenschlüssel von Peggy bekommen. Und
ich weiß, dass der Wagen seit der Nacht, in der Kötter
ums Leben kam, von der Polizei gesucht wird.«
»Was man so
suchen nennt.«
»Heute Morgen
war ich an Peggys Haus in Ronsdorf.«
»Und?«
»Der BMW ist
weg, obwohl ich ihn dort abgestellt hatte.« Sie rang mit den
feingliedrigen Händen und drehte den Ehering an ihrer rechten
Hand. Sie blickte Peer aus ihren großen braunen Augen an.
»Was denkst du?«
»Hatte noch
jemand anders einen Schlüssel?« Peer schlug die Beine
übereinander und schaute Thea aufmerksam an.
»Auf gar keinen
Fall.« Sie schüttelte den Kopf. »Der Wagen war ihr
Heiligtum.«
»Dann gibt es
nur zwei Möglichkeiten: Entweder wurde der Wagen vor ihrem
Haus gestohlen, oder Peggy ist oder war in der Stadt, und sie hat
den Wagen selbst weggefahren.« Peer schluckte, denn er wusste
mehr. Die Identität der Toten, die beim Brand des Jaguars
eines bekannten Wuppertaler Unternehmers ums Leben gekommen war,
stand inzwischen fest. Er hatte seine Kontakte zur Rechtsmedizin in
Düsseldorf genutzt und war an Informationen gekommen, die er
lieber nicht bekommen hätte. Peggy Bach war tot. Sie war in
den
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