Pinguin Mord
in den Nebenraum zurückgezogen
hatte, während Heike telefoniert hatte. »Die Wohnung
steht leer, und Sie sind bestimmt froh, wenn Sie mit dem Einrichten
beginnen können.«
»Ja, das
stimmt«, nickte Heike.
Mattern
überreichte ihr die Wohnungs- und Haustürschlüssel,
dann verabschiedete er sich höflich. Und Heike war zum ersten
Mal allein in ihren neuen vier Wänden.
60
Montag, 16:12 Uhr,
Villa am
Westfalenweg
»Es gibt gar
keinen Grund, mich festzunehmen.«
Ulbricht
lächelte. »Aber ich habe einen verdammten Haftbefehl vom
Richter in der Tasche, und der reicht fürs Erste. Also, bitte
kommen Sie. Ich denke, Sie möchten nicht in Handschellen aus
dem Haus geführt werden, oder?« Um kurz nach vier hatten
Ulbricht und Heinrichs in Begleitung von zwei uniformierten
Kollegen das luxuriöse Haus im Norden von Elberfeld betreten
und waren auf einen ziemlich deprimiert wirkenden Werner
Grotejohann gestoßen. Er hatte getrunken. Auf dem
Schreibtisch standen eine zu drei Vierteln geleerte Whiskyflasche
und ein leeres Glas. Der Tod von Peggy Bach war ihm verdammt nahe
gegangen, näher, als er je geglaubt hätte. Als er gerade
dabei war, seine Trauer im Alkohol zu ertränken, waren die
Polizisten aufgetaucht.
»Ich will erst
wissen, wie Sie darauf kommen, dass ich mit den ganzen
Zwischenfällen in Zusammenhang stehe«, erwiderte
Grotejohann trotzig und verschanzte sich hinter seinem
Schreibtisch.
»Das sollen Sie
erfahren«, nickte Ulbricht. »Es gibt eine Zeugin, die
ausgesagt hat, dass Sie, beziehungsweise Ihre Leute, mit dem Mord
an Karlheinz Kötter in Verbindung stehen. Und das war für
den Haftrichter Grund genug, einen Haftbefehl auszustellen.
Also - bitte
kommen Sie.«
»Woher wollen
Sie wissen, dass …«
Ulbricht brummte
unwillig. »Der Jaguar ist Ihrer. Ob mit an- oder
abgeschraubten Kennzeichen - unsere Kollegen haben anhand der
Fahrgestellnummer des verbrannten Wracks das Fahrzeug als Ihres
identifiziert. Und wir haben eine Zeugin, die ausgesagt hat, dass
dieser Wagen am Tatort auftauchte, als Kötter ermordet
wurde.«
»Es ist nicht
der einzige Jaguar X-Type in Wuppertal«, wiegelte Grotejohann
mit schwerer Zunge ab. »Woher wollen Sie wissen, dass es mein
Wagen war?«
»Sie haben ihn
als gestohlen gemeldet. Beziehungsweise Ihre Firma in
Düsseldorf, denn der Wagen war ja ein Geschäftsfahrzeug.
Die Fahrgestellnummer passt auch hier. Und wir haben die
Videoaufzeichnung vom Parkplatz der Stadthalle, auf der die
markanten Felgen Ihres Wagens ebenfalls zu sehen sind.«
Ulbricht winkte ab. »Hören Sie, ich weiß nicht,
was die Fahrerin des Jaguar dazu bewegt hat, sich umzubringen, oder
ob sie nur den Sicherheitsgurt nicht lösen konnte, aber hier
passt eins zum anderen, das werden Sie zugeben. Und deshalb
…«, er bedeutete den uniformierten Kollegen,
Grotejohann festzunehmen. Die Streifenbeamten traten vor und
führten Grotejohann zur Tür.
»Ich will meinen
Anwalt sprechen.«
»Sollen
Sie«, nickte Heinrichs gönnerhaft. »Aber erst im
Präsidium. Da werden wir alles ganz in Ruhe besprechen
können. Und wer weiß? Vielleicht fällt Ihnen doch
das eine oder andere ein?« Heinrichs grinste. Am liebsten
hätte Ulbricht ihm eine runtergehauen. Aber er schwieg und sah
dem Kommissar-Anwärter dabei zu, wie er seine erste Verhaftung
vornahm. Der Junge musste noch verdammt viel lernen
…
61
Montag, 16:20 Uhr,
Studio der Wupperwelle
»Das war der
aktuelle Sommerhit von Marquess … und nur die wenigsten
wissen, dass die Jungs keine Spanier sind, sondern aus der Gegend
von Hannover stammen. Die beste Musik gibt es auch gleich wieder
hier bei uns auf der Wupperwelle. Ich bin Stefan Seiler,
schön, dass Sie da sind.« Stefan klickte mit der Maus
auf einen neuen Titel, und schon setzte die Musik ein. Er schaltete
ebenfalls per Mausklick das Mikro aus und setzte das Headset ab.
Kreuzblenden, Übergänge und die Lautstärke der
eingespielten Beiträge regelten sich jetzt fast von alleine.
Auch die Texte seiner Moderationen erschienen auf dem Monitor vor
ihm. Das rote »On Air«-Leuchtschild über der
Studiotür erlosch.
»Ich bin hin und
weg«, lachte Heike, die neben ihm im gläsernen Studio
des kleinen Radiosenders stand und ihn beobachtet hatte.
»Warum?«
»Na ja, den
Umstieg auf die digitale Studiotechnik hast du ja ganz gut
geschafft. Du als Technikmuffel.«
»Also, die
Schieberegler und das gute alte Mischpult fehlen mir doch ganz
schön, um ehrlich zu sein.« Stefan schob
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