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Pinguinwetter: Roman (German Edition)

Pinguinwetter: Roman (German Edition)

Titel: Pinguinwetter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Sabbag
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verpflichtet fühlen …«
    Ich schrieb Pauls Rückzug eher auf mein desaströses Aussehen zurück als auf seine Sorge bezüglich meiner schwierigen Situation.
    »Jetzt hör schon auf«, versuchte ich, den besorgten Paul zu beschwichtigen. »Ich springe gleich schnell unter die Dusche, und nach ein oder zwei Aspirin bin ich zu hundert Prozent wiederhergestellt. Versprochen.«
    Pauls Gesichtsausdruck wirkte zwar immer noch leicht zweifelnd, aber seine vor Besorgnis stark gekräuselte Stirnfalte lockerte sich immerhin ein wenig.
    In Finns Richtung flötete ich zusätzlich noch ein: »Und wir beide machen es uns heute richtig nett, was meinst du?«
    Finn schien unbeeindruckt von meinem aufkeimenden Engagement, ihn für seinen Aufenthalt bei mir zu begeistern, denn seine vorrangige Aufmerksamkeit trug er weiterhin der eingespeichelten Keksmasse zu. Nun galt es, die Reste sorgfältig in die einzelnen Sofaritzen zu verteilen.
    »Äh … Ja, dann bin ich mal weg …«
    Paul stellte Finns Rucksack ab und deutete eine zögerliche Umarmung an. Wahrscheinlich roch ich ein wenig mehr nach Alkohol als nötig.
    »So, mein Großer, der Papa ist jetzt mal weg, ja?«
    Finn interessierte sich weder für seine neue Vollzeitbetreuung noch dafür, dass Paul sich jetzt verabschiedete. Er hatte inzwischen meine DVD -Sammlung entdeckt und hatte enorm viel Spaß dabei, die DVD s in den Originalhüllen zu vertauschen.
    Was soll’s , dachte ich, ich bin arbeitslos, sehe aus wie der Joker, und selbst der unerschütterliche Paul wird nervös, wenn er mich trifft. Was machen da ein paar vertauschte DVD s?
    Als ich jedoch zwanzig Minuten später aus dem Badezimmer zurück ins Wohnzimmer kam, traf mich fast der Schlag. Finn hatte die Wohnung in ein Schlachtfeld verwandelt. Spätestens jetzt würde es Sinn machen, dass Michael Winterhoff eine Fortsetzung namens Warum unsere Patenkinder Tyrannen werden schrieb.
    »Okay, Finn. Wir müssen hier raus. Und zwar dringend.«
    »Zoo-oooooo-ooooo-ooooo!«, schrie Finn wie auf Bestellung.
    Na dann, dachte ich, das klingt nach Lösung. Vielleicht behalten sie Finn auch gleich da.
    Ich suchte in Finns Rucksack nach geeignetem Schmutzmaterial, wie Trine es immer nannte. Die Tasche war vollgestopft mit Sachen für mindestens sieben Tage (mich überkam ein winziger Angstschock) und mit allem, was nicht gerade zum warmen Frühlingswetter passte, zum Beispiel der dicke Winterpulli mit Elchaufdruck. Typisch Trine.
    *
    Auf dem Weg zur Bushaltestelle quengelte Finn bereits nach einer Minute los: »Zo-o, o-o! Ho-ho!«
    »Schatz, wir gehen jetzt erst mal zum Bus, da kannst du am Fenster sitzen, okay?«
    »Zo-o, Zo-o! Ho-ho!«
    Finns Tonlage war etwas zu schrill für meinen Geschmack, und ich hatte Angst, dass er im Bus eine Szene machte. Das hatte ich schon oft erlebt – bisher war ich allerdings immer diejenige ohne Kind gewesen.
    Jedes Mal, wenn ich Bus oder Bahn fuhr und einen Sitzplatz ergattert hatte, saß ich entweder neben einem Alkoholiker, einem Knoblauch und Schweiß ausdünstenden Schwergewicht oder einer Mutter mit Kleinkind.
    Letzteres war für mich das Allerschlimmste. Sämtliche Situationen, in die Mütter und Kinder involviert waren, endeten in wildem Geschrei, auf dem Boden liegenden und um sich tretenden kleinen Monstern und deren meist weiblichen Erziehungsberechtigten, die etwas sagten wie: »Torben, wir hatten doch ganz klar besprochen, dass so etwas nicht vorkommt!«, oder ähnlich Sinnvolles.
    Der Bus kam, und wir stiegen ein. Ich platzierte das mittlerweile auf sicher zweihundertfünfundachtzig Dezibel quengelnde Terrorpaket und mich weit vorne, nahe am Ausgang. Nur zur Sicherheit, falls Finn spontan das natürliche Bedürfnis überkommen sollte, sich kreischend auf dem Boden zu wälzen. Einmal hatte er sich vor lauter Geschrei sogar übergeben müssen. Mir war so etwas immer unfassbar peinlich. Ich bewunderte Trine für ihre nie zu enden scheinende Gelassenheit.
    »Eis! Ah-ha-heisss!!!«, forderte Finn lautstark.
    Ich wusste bereits jetzt, dass mein Guthaben auf dem Nettigkeitenkonto bei Trine nach dem heutigen Tag ins Unermessliche steigen würde.
    *
    Die Zooschlange war lang. Länger, als ich erwartet hatte. Es waren sicher zwanzig Leute vor uns. Mütter mit Kindern und vollgepackten Rucksäcken, Väter mit Kinderwagen und schmusende Pärchen.
    Wo kommen denn all die Menschen her – muss denn hier niemand arbeiten?
    »Eiiiiiiiiiiiiiiis!«
    Finn war ein wirklich ehrgeiziges Kind, das musste

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