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Pinguinwetter: Roman (German Edition)

Pinguinwetter: Roman (German Edition)

Titel: Pinguinwetter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Sabbag
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bitte nicht …!
    In Slow Motion konnte ich Finns Balanceakt auf der Felsmauer verfolgen. Er trippelte, wankte, kippte – und war weg!
    Meine rettende Hand griff in letzter Sekunde ins Leere.
    »Fii-iinn!«
    Mein Schrei war so hoch, dass er sicher nur noch für Delfine hörbar war. Schlagartig konnte ich keinen klaren Gedanken mehr fassen (außer vielleicht: Wenn du das überlebst, Junge, bringe ich dich eigenhändig um die Ecke!).
    Ich stand wie zur Salzsäule erstarrt vor dem Gehege. Ein engagierter Besucher mit Fernglas und Tennissocken in beigen Sandalen winkte einen Tierpfleger herbei, sofort entstand ein lautes Raunen unter den Besuchern.
    Ein junger Mann neben mir hechtete mit einem gekonnten Seitwärtssprung über die Felswand.
    »Nichts passiert!«, schrie er von unten und hielt den rechten Daumen hoch.
    Gott sei Dank! Ich hatte mir schon das Horrorszenario ausgemalt, in dem ich Trine und Paul beichten musste, dass Finn halb ertrunken in Pinguinpipi im Krankenhaus liegt.
    Aber Moment mal … War Finns heldenhafter Retter nicht der Family-Man aus der Warteschlange?

5. Kapitel
    »Darf ich mich diesmal richtig vorstellen?« Der spontane Retter lächelte mich an. Er atmete noch angestrengt von seinem soeben vollführten Hechtsprung und hatte die Hände in die Hüfte gestemmt, um besser Luft zu bekommen.
    »Mein Name ist Eric, und das ist Maya.« Er deutete auf das kleine blonde Mädchen, das Finns Rettungsaktion aufgeregt und mit klatschenden Händen beobachtet hatte.
    Ich befand mich immer noch in einer Art Schockstarre, konnte nicht fassen, was gerade passiert war.
    »Ähm, ha! Ja, also, erst mal … Danke!«
    Wie bedankte man sich bei einem wildfremden Kerl, der einem soeben etwa zweihundertachtundneunzig Vorwürfe und lebenslangen Stress mit Patenkindeltern erspart hatte? Ich deutete eine Geste der Umarmung an.
    »Und wir beide, Freundchen, wir reden später noch mal«, zischte ich aus dem Mundwinkel in Richtung Finn.
    Der schien von seiner eigenen Courage selbst überrascht zu sein und war zur Abwechslung einfach mal still. Jeder ADHS -Therapeut hätte wohl seine helle Freude an diesem Kind.
    »Kein Thema«, wiegelte Eric ab, »das hätte doch wirklich jeder getan. Sie können froh sein, dass er sich nicht das Luchsgehege ausgesucht hat.« Er grinste.
    Süß irgendwie, dachte ich.
    »Und Sie sind …?«, fragte er, immer noch umwerfend lächelnd.
    »Oh! Ja. Äh … Also mein Name ist Sander, und das Terror-Kommando hier ist … äh … Finn.«
    »Sander? Seltsamer Name …«
    Oh Mann, Charlotte! Geht’s auch ein einziges Mal nicht peinlich?
    »Äh, ich meinte natürlich Charlotte. Sander ist mein Nach…äh…«
    »So ähnlich hatte ich mir das auch schon gedacht.« Er lachte wieder.
    Super Einstieg, Charlotte. Unschlagbar. Sexy. Eloquent.
    »Hallo Finn«, begrüßte Eric das Häufchen Elend neben mir. »Das ist Maya. Mögt ihr vielleicht auf den Spielplatz, damit wir uns von dem Schock erholen können?«
    Finn nickte stumm, während er die freudig strahlende Maya misstrauisch beäugte. Als sie ihm jedoch ihr kleines Händchen entgegenstreckte, war das Eis gebrochen. Ohne Worte.
    Es ist wie ein Wunder, dachte ich, diese Stille!
    Finn schien offensichtlich immer noch ein wenig erschrocken zu sein.
    Der Zoospielplatz war nur ein paar Schritte entfernt, und wir schlenderten gemütlich darauf zu. Maya zog Finn in einen der bunten Drehkreisel, und ich entdeckte eine freie Holzbank direkt davor. Finn konnte man ja nicht lange aus den Augen lassen, er würde sich sicher schnell von seinem Schock erholt haben.
    »Puh, nach dem Erlebnis muss ich mich erst mal ausruhen«, stöhnte ich und ließ mich ungraziler als beabsichtigt auf die Holzbank plumpsen.
    Eric setzte sich neben mich. »Ja, das war schon aufregend. Aber nichtsdestotrotz sind Kinder das Beste, was einem passieren kann«, resümierte er die nervenaufreibende Situation, die sich in diesem Augenblick langsam wieder zu entspannen schien. »Maya und ich sind wirklich oft hier«, erzählte er weiter, »aber so etwas ist uns noch nie passiert.« Er lächelte mich wieder an.
    Grübchen, dachte ich, auch das noch.
    »Wir sind zum ersten Mal hier …«, begann ich, »zumindest alleine.«
    »Mmh … Als Mayas Mutter noch bei uns war, waren wir auch oft zu dritt hier«, sagte er ganz beiläufig.
    Ich konnte meine Neugier kaum verbergen. Hieß das nun, dass er geschieden war?
    »Das heißt, Sie sind auch alleine mit … Wie heißt der kleine Terrorkeks noch?

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