Pinguinwetter: Roman (German Edition)
Finn?«, fragte Eric interessiert.
»Ja, also … na ja … zumindest die nächste Zeit«, stammelte ich.
»Das finde ich großartig, wie Sie das formulieren. So … so positiv. Ich schätze das sehr an Menschen. Wenn man nicht davon ausgeht, dass eine Trennung das Ende bedeutet. Großartig finde ich das.«
Ich öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber Eric unterbrach mich.
»Aber er ist ja ein … ich sag mal … aufgewecktes Kind.«
Eric deutete mit dem Kinn auf Finn und Maya, die an dem direkt neben dem Spielplatz angrenzenden Flamingogehege standen und einem der großen rosa Vögel entgegenschrien, ob er denn tatsächlich nur ein Bein habe.
»Er scheint offensichtlich nicht allzu sehr unter der Situation zu leiden«, stellte Eric fest.
Ich sah ihn anscheinend irritiert an, denn er ruderte sofort zurück.
»Tut mir leid. Das geht mich nichts an. Ich bin oft etwas zu neugierig«.
Ich war froh, dass er nicht weiter nachbohrte. Mir war das ganze Kinderthema sowieso zu viel, und er hatte recht: Was ging ihn meine Situation an? Wenn er mich für die hippe Alleinerziehende halten wollte – bitte! Wir würden uns sowieso nie wieder sehen.
»Verzeihen Sie mir noch einmal?«
Er entschuldigt sich bei mir für seine Aufdringlichkeit? Verdammt, wie süß ist das denn?
»Natürlich.« Ich atmete auf. »Kein Problem. Ich bin selbst auch immer viel zu neugierig.«
»Eis?«, fragte Eric.
»Klar!«
Das hatten wir uns jetzt redlich verdient.
Eric war wirklich neugierig. Allerdings erzählte er ebenso gerne von sich, und so erfuhr ich, dass Maya bei Eric aufwuchs und er freiberuflich als Grafiker von zu Hause aus arbeitete, während sie im Kindergarten war. Er schien mit der Alleinerziehender-Vater-Nummer wenig Probleme zu haben, und ich hatte das Gefühl, dass er die ungeteilte Aufmerksamkeit von Maya sogar genoss. Seine stahlblauen Augen strahlten regelrecht, wenn er von ihr erzählte. Es imponierte mir, und ich fand die Vaternummer erstaunlicherweise sogar irgendwie sexy – wobei mich allein dieser Gedanke schon wieder schockierte. Kinder waren nun echt nicht mein Thema, und Väter somit erst recht nicht.
Trotzdem: Ein zauberhaftes Exemplar des gemeinen Alleinerziehenden, dachte ich noch, bevor ein gellender Schrei uns aufschrecken ließ.
»Maaaa-iiiiiiiin Eiiiii-iiiiiiiiiiiiiiiiiiss!«, brüllte Maya heulend.
Finn hatte ihr mit einer unkoordinierten Bewegung das Eis aus der Hand gehauen. Nun tropfte es langsam an Mayas leichtem Baumwollkleidchen hinunter auf ihre kleinen rosa Sandalen und bildete um ihre Füße eine dickflüssige Eislache. Der grobmotorische Eislachenverursacher stand schuldbewusst vor ihr.
»Ach Finn«, stöhnte ich, »jetzt ist aber genug!«
Ich war sauer. Konnte dieses Kind nicht einmal wenigstens eine Stunde am Stück Ruhe geben? Wie hielt Trine das in Gottes Namen nur aus?
»Warum hast du nicht besser aufgepasst?«, fragte ich ihn, während ich ihm seinen eisbekleckerten Arm mit einem Feuchttuch abwischte, das Eric mir netterweise angereicht hatte, als er begann, Maya ebenfalls mit einem zu bearbeiten.
»Du kostest mich heute echt den letzten Nerv«, raunte ich Finn zu. Und mit einem Blick Richtung Maya fügte ich noch im strengen Ton hinzu: »Und bei Maya kannst du dich jetzt wenigstens mal entschuldigen.«
Finn stampfte mit dem Bein auf und schüttelte den Kopf. Dann streckte er ihr die Zunge raus und verschränkte seine Arme. Na fein, dachte ich, auf dem Nachhauseweg kaufe ich dieses verdammte Erziehungsbuch, koste es, was es wolle.
Eric betrachtete uns und lachte. »Ach was, das ist doch völlig normal. Sie testen sich eben aus in dem Alter.«
»Ja, das mag schon sein«, antwortete ich, »aber rund um die Uhr?«
»Manchmal auch rund um die Uhr. Aber er wird ja sicher auch ab und zu bei seinem Vater sein, oder?«
Irgendwie fand ich diese Ich-bin-alleinerziehend-und-du-auch-wir-teilen-dasselbe-Leid-Nummer immer noch ganz witzig und wollte dieses verbindende Gefühl nicht zerstören. Darum beließ ich es bei einem leisen: »Hmhm …«
»Das finde ich auch wichtig. Ein Kind sollte ein Anrecht auf beide Elternteile haben. Allerdings ist es bei Maya in der Tat nicht so einfach.«
Ich fragte lieber nicht weiter nach. Was gingen mich auch seine Probleme bezüglich Mayas Mutter an?!
Es war allerdings interessant, wie schnell wir beide eine Wellenlänge gefunden hatten, und ich bedauerte fast Finns Schmieraktion mit dem Eis, die die Begegnung jetzt so abrupt beendete.
»Wir
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