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Pinguinwetter: Roman (German Edition)

Pinguinwetter: Roman (German Edition)

Titel: Pinguinwetter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Sabbag
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dann auch andere Sorgen.
    »Aber er konnte das doch gar nicht sehen, im Auto«, verteidigte ich den armen Pseudo-Schurken nun doch.
    »Ach, so ein Quark! Auf jeden Fall hab ich dem Macker dann mal erklärt, was so eine Schwangerschaft bedeutet. Keine Salami mehr essen, kein perfektes Steak, medium gebraten, sondern nur die furztrockenen, durchgebratenen Fleischstücke, die keiner will, monatelang auf Koffein verzichten, weil es frei die Plazenta passieren kann, jedes Gemüse stundenlang vor dem Verzehr abwaschen, auf zu viel Spinat verzichten, weil sich das enthaltene Nitrat in Nitrit umwandeln kann und das giftig ist, kein Sushi mehr, kein Alkohol, also auch kein Feierabendbier, keine wilden Prosecco-Abende, keine Happy Hour und neun Monate lang sämtlichen Rohmilchprodukten entsagen, das heißt keinen Mozzarella, keinen Brie, keinen himmlischen Roquefort mehr!« Trine hatte sich anscheinend stark veräußert, denn sie schnaufte heftig. »Keinen frischen Feta!!!«, fügte sie donnernd hinzu.
    »Feta ist doch auch ein Rohmilchprodukt. Das wird er sicher gewusst haben«, ergänzte ich stellvertretend schuldbewusst.
    »Und davon mal ganz abgesehen auch noch die ganzen Kosten für die unzähligen Paletten Nutella-Gläser!«
    Paletten? Ich sollte das Aufräumkommando Mona vorbeischicken. Oder noch besser: Tante Marlene. Bei der war das höchste der Gefühle an einem Schlemmerabend eine halbe Tüte Studentenfutter. Das bereute Tante Marlene dann aber meist ganz schnell wieder mit den Worten: »Wie konnte ich mich bloß so gehen lassen?«
    Auch Trine ließ sich weiter gehen und ließ auch ihrer Wut immer noch freien Lauf.
    »Und ständig die Schmerzen im Rücken, ganz abgesehen von den Wasseransammlungen im ganzen Körper! Dicke Beine, dicke Füße, Wassereinlagerungen ü-ber-all, Riesenplauze, sodass man seine Schuhe irgendwann nicht mehr zubinden kann, keine Stellungswechsel mehr beim Liebesakt, keine Shoppingsamstage mehr mit Freundinnen, weil einem eh nichts mehr passt, was sexy ist, und ständig diese fettigen Haare!«
    Ich ging mir reflexartig durch die Haare, aber Gott sei Dank waren sie nicht fettig. Ich hatte immerhin gestern erst geduscht.
    »Das hast du ihm alles gesagt?«
    »Natürlich!«, antwortete Trine immer noch kampflustig.
    »Auch das mit deinen Flatulenzproblemen?«, fragte ich vorsichtig.
    »Mist, das habe ich doch glatt vergessen, bei der ganzen Aufregung!«
    Trine schien es ehrlich zu bedauern.
    »Und was hat er dann gemacht?«
    »Zuerst guckte er nur blöd, ich hab wohl wieder zu schnell gesprochen. Er dachte, es sei eine Fremdsprache. Kyrillisch oder so.«
    Ein Phänomen, das bei Trine nicht selten vorkam. Wenn sie richtig loslegte, verstand man meist nur jedes zweite Wort, und oft hörte es sich an wie irgendein slawischer Dialekt.
    »Kyrillisch ist eine Schrift, Liebes, und keine Sprache«, warf ich kurz ein.
    Trine winkte ab. »Ich war eben aufgeregt.«
    »Er hat also nichts verstanden?«
    »Na ja, ich hab ihm dann alles noch mal etwas langsamer erzählt. Aber nicht weniger laut.«
    Langsam bekam ich dann doch echtes Mitleid mit dem armen Mann. »Und dann?«
    »Der miese Kerl hat geantwortet, dass er nichts dafür kann, dass ich schwanger bin, und dass er, wenn er mich so ansehe, es auch nicht bedauere, und dass ich mich nicht so anstellen soll, ich sei ja schließlich nicht krank.«
    »Unverschämtheit!«, antwortete ich brav.
    »Genau! Dem habe ich eins übergebraten mit meiner guten Picard, der aus braunem Wildleder, du weißt, welche.«
    Aaah ja. Spielte das eine Rolle? Ich wusste nämlich nicht, welche.
    »Ja klar weiß ich, welche! Und, ist er geflüchtet?«
    »Ja, er hat noch irgendwas mit ›Das arme Kind und der arme Mann!‹ gebrabbelt, aber dem hab ich es gezeigt! So schnell nimmt der einer Schwangeren nicht mehr den Parkplatz weg, das sag ich dir!«
    Trine schien sichtlich stolz aufgrund ihres vermeintlichen Triumphes. Und obwohl ich die ganze Sache ein bisschen überzogen fand, konnte ich sie verstehen. Im Grunde erging es ihr in ihrer Schwangerschaft ähnlich wie mir mit meiner Arbeitslosigkeit. Ein bisschen abgeschnitten von der Außenwelt, daher froh um jedes Projekt und immer ein wenig überreizt genossen wir jeden Moment der Ablenkung. Und wenn es auch nur ein Pseudo-Typ mit geklautem Parkplatz war. Für Trine war er heute zweifellos das Highlight des Tages.
    »Wie geht’s dir denn sonst? Ich meine, abgesehen von bösen Schurken, die Parkplätze klauen?«
    »Psst! Du weißt

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