Pinguinwetter: Roman (German Edition)
Erziehungsmethode sicherlich zu hinterfragen, aber ich sagte mal lieber nichts.
»Außerdem wirst du auch nicht jünger, meine Liebe. Und unsere Kinder sollen doch noch zusammen spielen können. Zumindest Elmo. Oder willst du, dass Elmo dein Kind dann mit dem Auto vom Kindergarten abholt, wenn du es bis dahin endlich mal geschafft hast?«
»Du bist hart«, schnaubte ich verletzt.
»Nein, nur besorgt.«
Na toll, da war er, der Mutterton.
»Tu dich doch mit Mona zusammen. Ihr gemeinen Schwestern!«
»Sie ist auch sicher nur besorgt. Und jetzt tätige den längst überfälligen Anruf bei deinem Eric. Bitte.«
»Aber er hat doch …«, begann ich, um im nächsten Moment zu stocken. Schließlich wusste Trine nichts von meiner Småland-Aktion, und ich konnte es ihr ja schlecht erzählen. »Also zumindest ist er schuld, dass es nicht … weitergeht.«
»Das ist doch albern, Charlotte!« Trine sah mich an, als hätte ich sie soeben gefragt, ob sie mir die Schuhe zubinden könne. »Du kommst nicht aus dem Quark, weder in dieser Sache noch arbeitsmäßig. Dabei verstehe ich überhaupt nicht, wo das Problem liegt.«
Das war es ja eben, ich wusste es selbst nicht. Aber gemein war es schon, mich hier so runterzumachen.
»Du hast gut reden«, verteidigte ich mich. »Dein Paul hält dich schön aus, und du kriegst einen Terrorkeks nach dem anderen.«
Ich bereute meine Worte sofort.
Trines Gesicht hatte sich augenblicklich von strahlend-euphorisch in sauer-enttäuscht verwandelt. Ich wusste genau, dass Trine auf viel verzichtete. Die Familie war nun mal ihr Heiligtum – und auch ihre Achillesferse.
»Es tut mir leid, Trine«, entschuldigte ich mich zerknirscht. »Ich weiß selber nicht mehr, was mit mir los ist.«
Trines Gesicht entspannte sich langsam wieder.
»Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich denken, du bist hier die Schwangere von uns beiden!«
Ich sah sie an und schwieg kurz.
»Trine?«
»Ja?«
»Bist du glücklich? Ich meine, wirklich, ernsthaft, total, hundertprozentig?«
»Oh ja«, antwortete sie sanft. »Nicht immer, Charlotte. Aber die meiste Zeit, ja. Und wie.«
Ich holte tief Luft und seufzte schwer.
Ob alkoholfreier Sekt jetzt hilft?
11. Kapitel
Als Trine weg war, hatte ich das unbedingte Gefühl, mich belohnen zu müssen. Da meine Hosen langsam kniffen und ich mir Monas Rat bezüglich meines leicht außer Kontrolle geratenen Lebensmittelkonsums zu Herzen genommen hatte, verzichtete ich auf den Pizzadienst und entschied mich für Schuhe. Die gingen immer und passten, egal, ob man ein paar Kilo mehr oder weniger draufhatte.
Zwar war die dämliche Abfindung immer noch nicht auf meinem Konto und der Dispo schwer ausgereizt (ich hatte mir mittlerweile angewöhnt, meine Hausbank nicht mehr zu betreten, da ich die begründete Angst hatte, mein Bankberater würde mich wortlos in einen dunklen Raum zerren und mich so lange dort einsperren, bis er mir das Versprechen abringen konnte, dass ich umgehend meinen Dispo ausgleichen würde), aber irgendeine Aufmunterung brauchte ich jetzt.
Ein neues Paar von Paul Green würde sicher helfen. Diese Markenschuhe waren nicht allzu teuer, aber immer schick und machten vor allem froh.
Gerade als ich mich zur Einstimmung in die Auslage meines Lieblingsschuhladens vertiefte, stellte sich ein schmusendes Pärchen neben mich vor das Schaufenster.
Die schlanke Blondine war sicherlich etwas älter als ich, aber äußerst attraktiv. Sie lachte laut und schmiegte ihr Gesicht an die Schulter ihres viel zu kleinen Mannes … der kreisrunden Haarausfall hatte … Moment mal, ist das nicht …?
Ich konnte es kaum glauben. Angestrengt sah ich in die Spiegelung des Schaufensterglases.
Es war der Schaffner! Monas Schaffner! Da bestand kein Zweifel! Diese seltene Kombi aus fehlender Größe, fehlendem Haar und zu viel Selbstbewusstsein gab es so schnell nicht wieder.
Er hatte mich nicht erkannt, und auch jetzt stand ich so zu ihm gedreht, dass er mein Gesicht nicht sah, ich ihn aber gut beobachten konnte. Die Blondine und er waren schwer mit wildem Rumgeturtel beschäftigt.
Das kann doch nicht wahr sein, dass er Mona derart verarscht!
Die Blondine lachte schrill und warf ihr seidiges Haar nach hinten. »Schatzemann, dass du aber auch immer so verschwenderisch bist!« Sie grinste ihn kuhäugig an. »Na gut. Welche kluge Ehefrau sagt da schon Nein?«
Ehefrau?!? Von wegen geschieden! Ich war völlig erstarrt.
Die beiden waren sich anscheinend schnell einig und
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