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Pinguinwetter: Roman (German Edition)

Pinguinwetter: Roman (German Edition)

Titel: Pinguinwetter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Sabbag
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betraten den Laden.
    Schlagartig war mir die Lust am Schuhkauf vergangen. Ich musste Mona dringend anrufen und ihr von dem eben Erlebten erzählen. Es würde sie in ihrer momentanen Euphorie hinsichtlich ihrer neuen Liebe zwar schwer treffen, aber besser jetzt als später.
    Hektisch wählte ich Monas Nummer. Es klingelte viermal, fünfmal, keiner ging ran.
    Am besten fahre ich sofort zu ihr, irgendwann wird sie schon nach Hause kommen.
    Monas Rettungsaktion hatte jetzt Vorrang – vor allem. Selbst der Seelentröster Schuhkauf war plötzlich vergessen.
    Die Geschichte mit Fiese-Matenten-Georg war schon schlimm genug. So was soll Mona nicht noch mal passieren. Heute ist definitiv kein guter Tag, dachte ich, als ich nervös zum Bus sprintete.
    Und er würde es sicher auch nicht mehr werden.
    *
    »Charly!«, begrüßte mich Mona gut gelaunt an der Tür. »Komm doch rein. Ich bin zwar im absoluten Terminstress, weil ich heute noch drei Lieferungen fertig machen muss, aber für einen Kaffee habe ich immer Zeit.« Mona trat zur Seite und legte den Blick auf unzählige neue Filzberge frei. »Ich brauche dringend ein Lager und einen Laden. Am besten beides zusammen. Ich komme vorne und hinten nicht mehr mit den Aufträgen nach. Bist du sicher, dass du mir nicht vielleicht übergangsweise helfen willst? Ich meine, du könntest dir was dazuverdienen …«
    »Mona«, unterbrach ich ihren Redeschwall, »ich muss dir was erzählen.«
    »Oh, bist du in der Eric-Sache weitergekommen? Du hast dich doch nicht etwa entschuldigt?«
    Mona deutete meinen zerknirschten Gesichtsausdruck definitiv falsch.
    »Nein, es ist eher … Es betrifft eher dich …«
    »Du willst mir also doch unter die Arme greifen? Charly, das wäre ein Traum! Wir beide! Das perfekte Team! Du könntest dich um die Kundenbetreuung kümmern, um Werbung, Organisation. Und ich kümmere mich um die kreative Seite. Das wäre zu schön!«
    »Mona, es geht um den Schaffner. Ich habe ihn heute gesehen.«
    »Ich auch«, zwinkerte Mona mir zu. »Er war gestern hier und ist bis heute Morgen geblieben. Ich habe heute Nacht viermal in das Antlitz Gottes gesehen. Es war einfach großartig! Er ist es, Charly, das weiß ich genau. Er ist der Richtige!«
    Ich biss mir auf die Lippen. Meine Freundin strahlte mich mit dem Blick der Glückseligen an, und ich war hergekommen, um ihr zu sagen, dass sie ihre Hoffnungen begraben konnte. In diesem Moment kam ich mir mies und gemein vor – aber ich musste es ihr sagen, es blieb mir keine andere Wahl.
    »Er war nicht allein, Mona. Ich habe ihn in der Stadt gesehen, mit einer anderen Frau.«
    Mona sah von ihrer Filzarbeit, die auf ihrem Schoß lag, auf.
    »Ja und? Kann ja wer weiß wer gewesen sein. Schwester, Mutter …«
    »Also, wenn er so mit seiner Schwester umgeht, oder mit seiner Mutter, dann stimmt da aber was ganz gewaltig nicht«, schob ich hinterher.
    »Was willst du damit sagen, Charlotte?«, fragte Mona jetzt ernst.
    Sie hatte schlagartig ihre ganze Gesichtsfarbe verloren und sah in ihrem lindgrünen Oberteil derartig blass aus, dass sich das Grün fast in ihrem weißen Gesicht spiegelte.
    Zumindest kam es mir so vor.
    Mir war ebenfalls übel, aber es musste jetzt raus.
    »Er war mit seiner Frau unterwegs, seiner Ehe frau, Mona. Sie wirkten sehr … sehr verliebt. Kein Zweifel, sie war es. Sie hat ihn ›Schatzemann‹ genannt! Sie haben sich geküsst und Händchen gehalten. Er ist ein mieser Lügner, Mona.«
    Mona sah mich wie versteinert an. »Niemals.«
    »Es tut mir leid, Süße. Wirklich. Aber hätte ich es dir besser nicht sagen sollen und dich in dein Unglück rennen lassen?«
    »Niemals!«, wiederholte Mona.
    Ich saß wie ein Häufchen Elend vor Mona und sah sie mitleidig an. Ich konnte erkennen, wie sich ihre Augen mit Tränen füllten. Ich legte meine Hand auf Monas Arm, aber sie zog ihn ruckartig weg.
    »Du kennst ihn doch überhaupt gar nicht richtig. Du hast ihn garantiert verwechselt. Er hat ja fast ein Allerweltsgesicht. Da passieren leicht Verwechslungen.«
    »Mona …«, setzte ich wieder an.
    »Nein«, unterbrach Mona mich, »nein. Er war es ganz sicher nicht. Er war bis heute Morgen hier. Er kann es nicht gewesen sein!«
    »Mona …«
    »Und ich sag dir noch was, Charlotte. Nur weil du dein Leben nicht in den Griff kriegst und gerade dabei bist, dir aus Faulheit oder Überforderung dein eigenes Grab zu schaufeln, und weil du den einzigen Typ, der auf dich stand, mit deiner egozentrischen Hysterie vergrault

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