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Pinguinwetter: Roman (German Edition)

Pinguinwetter: Roman (German Edition)

Titel: Pinguinwetter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Sabbag
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so alles ausrichten konnten!
    Ich war selig. Ich fühlte das altbekannte, gute Marc-Gefühl. Ich fühlte mich begehrt und wohl, und das war die Hauptsache. Es ging mir endlich mal wieder richtig gut. Den Rest konnten wir morgen klären. Jetzt zählte nur diese Nacht.
    Am nächsten Morgen weckte mich das kalte, gleißende Tageslicht, das meine Neigung zu schwachem Bindegewebe nicht gerade vorteilhaft kaschierte.
    Sonnenlicht war ja bekanntlich nicht einfach gleich Sonnenlicht. Da gab es dieses warme, teintverwöhnende goldene Herbstlicht, in dem jede Frau gut aussah. Oder das gelbe Sommerlicht, das nicht so schmeichelnd wie das goldene Herbstliche war, aber immerhin die Haare schön glänzen ließ. Und dann gab es zu guter Letzt das sogenannte Tageslicht. Weiß, grell, gleißend und gemein. Die Umkleidekabinen sämtlicher Bekleidungsgeschäfte verfügten mittlerweile darüber, und ich fragte mich immer wieder, warum die Läden ihre eigene Kundschaft vergraulten. Definitiv Anti-Zielgruppen-Licht! Welche Frau will sich schon exakt und bis in die letzte Pore so sehen, wie sie wirklich aussieht? Das ist doch eine Zumutung!
    Der schale Geschmack im Mund und der pochende Kopfschmerz ließen zudem die Erinnerung an die Flasche Martini, die nun leer neben dem Bett lag, erwachen. Ich blinzelte in Richtung Sonne, die mich blendete, als ich versuchte, mein zweites, von nicht abgeschminkter Wimperntusche verklebtes Auge aufzumachen.
    Marc schlief noch seelenruhig, und ich wollte die Chance nutzen, mich wiederherzustellen, bevor er aufwachte. Ich wickelte mich noch im Liegen in die leicht angeraute graue Überdecke (zu der Trine mich letztes Jahr mit den Worten: »Jeder gepflegte Haushalt braucht doch eine Überdecke!«, überredet hatte). Irgendwie war ich im gestrigen Kerzenschein mutiger gewesen, was die Zurschaustellung meines Körpers anging. Ich kletterte aus dem Bett und stolperte gerade wie ein behinderter Rollmops Richtung Bad, als es an der Tür klingelte.
    Bitte nicht schon wieder irgendein Spinner, Sammler oder religiöser Irrer, der mich bekehren will, schoss es mir durch den Kopf.
    Da ein weiteres Klingeln Marc sicher wecken würde und mein Restaurierungs-Plan damit dahin wäre, musste ich wohl oder übel aufmachen und hüpfte zur Tür. Als ich sie öffnete, streckte sich mir ein großer Strauß Lilien entgegen. Er hatte Beine. Mit gelben Chucks. Erics Beine.
    »Guten Morgen, Charlotte«, begrüßte er mich und sah mich überrascht an, nachdem er den Strauß aus seinem Gesicht entfernt hatte. »Habe ich dich geweckt? Das wollte ich nicht.«
    Herr im Himmel! Nicht das jetzt auch noch! Eric ist wirklich Meister des Timings! Jetzt passt der Spruch »Zwei Hähne auf einem Mist vertragen sich nicht« perfekt. Und ich bin der Mist.
    Mist!
    »Eric! Das sind meine Lieblingsblumen. Woher weißt du …?«
    »Ich war doch bei Mona, letztens. Sie hat mir Mut gemacht. Und ein bisschen über dich erzählt.«
    Bei Mona? Sie hat ihm Mut gemacht und nicht gegen mich gewettert? Trotz des Streits letzte Woche? Mir schossen tausend Gedanken auf einmal durch den Kopf.
    »Wie bist du überhaupt in den Hausflur …«
    »Ich hab einfach bei Mona geklingelt, die ist zwar nicht da, aber eine Frau Heimatlohs … na ja … Ich wollte nicht riskieren, dass du mich an der Gegensprechanlage abweist.«
    Na super, Frau Heimatlohs.
    »Charlotte, dieses ganze Hin und Her, das tut mir leid. Ich war bescheuert. Und du auch. Ich weiß, dass du mich auch magst. Mona hat es mir gesagt. Aber ich wusste es auch so …« Er strahlte mich an und wirkte hoffnungsvoll, geradezu wild entschlossen. »Kann ich reinkommen?«
    »Oh! Öhöm … ta-hah-ja … Ja, sicher mag ich dich, mir tut es auch leid. Nur weißt du, gestern war ein langer Tag, ich bin noch nicht ganz wiederhergestellt … Was hältst du davon, wenn wir uns heute Nachmittag treffen und in Ruhe über alles reden?«
    Noch bevor Eric antworten konnte, tauchte Marc hinter mir an der Tür auf. Verschlafen rieb er sich die Augen und gab mir einen Klaps auf den Hintern.
    »Was ist denn hier los? Vertreterbesuch? Aaaah! Der Blumenmann. Sind aber nicht von mir, Süße! Sorry!«
    Mir lief es heiß und kalt den Rücken hinunter.
    An Morgen wie diesen weiß man eigentlich direkt, dass der Tag nichts Gutes bringt. Vor allem, wenn er mit dem letzten Typ Sonnenlicht beginnt. Weiß, grell, gleißend und gemein.
    »Eric, versteh das bitte nicht falsch! Ich …«
    »Ich versteh schon«, antwortete Eric mit

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