Pinien sind stumme Zeugen
sperrte sie mit seinen Leuten ab, um Platz zu schaffen für eine querrollende Panzerkolonne. Er stand neben seinem Wagen auf der anderen Seite der Straße. Eine Granate jaulte über ihn hinweg, schlug hinter ihm ein; der Offizier schwankte nur leicht, lächelte melancholisch, sah zu den dreien im Jeep, tippte sich an die Stirn.
»Keep your distance!« schrie er. »Or do you want to blow up?«
»Was hat er gesagt?« fragte der Gorilla.
»Leck mich am Arsch, hat er gesagt«, erwiderte Bruno gereizt und sah, daß der Leutnant auf sie zukam; der Offizier fingerte sich eine Zigarette und suchte Feuer. Als Kopetzky in sein kantiges Gesicht sah, dessen kühle Augen von Sommersprossen garniert waren, spürte er Sodbrennen im Magen: Spätestens seit dem Monte Cassino verstand er sich auf solche Gesichter.
Bruno drückte dem Yankee beflissen Streichhölzer in die Hand. Der Offizier fragte ihn nach seiner Einheit, aber der Mann am Steuer sah nur stur und stumm aus der falschen Wäsche.
»Are you deaf?« fragte der sommersprossige Leutnant.
Der Gorilla spürte, daß der Griff seiner Maschinenpistole glitschig wurde.
»Or are you crazy?« fragte er, betrachtete Kopetzky und wurde stutzig. Er sah die für einen GI viel zu langen Haare, den zu kleinen Helm, den zu engen Battledress. Er bemerkte die Panik in Brunos Gesicht und betrachtete mit verengten Augen Sollfrei, als vergliche er ihn mit einem anderen.
Bruno gab Gas.
Der Jeep schoß nach links, an dem argwöhnischen Leutnant vorbei, überholte auf zwei Rädern den Tankwagen, schnitt den nächsten Panzer und raste mit Vollgas über ein Stück freie Straße. Es war ganz schnell gegangen, aber der misstrauische Offizier war auch nicht langsamer.
»Nichts wie weg!« schrie Kopetzky und sah nach hinten. »Die hängen sich hinter uns.«
Der Leutnant und seine Leute verfolgten den Jeep.
Einschläge rechts. Detonationen links. Bombenwürfe von oben, Panizza jagte mit dem Beutewagen um die Trichter. Granatsplitter prasselten gegen das Wagenblech. Der Luftdruck hob den Jeep hoch, aber er kam wieder auf die Räder. Die drei in der falschen Uniform wunderten sich von Sekunde zu Sekunde, daß es sie noch nicht erwischt hatte.
Mit einem Krach, der das Trommelfell zu zerreißen drohte, und einer riesigen Stichflamme ging – von einer Granate getroffen – hinter ihnen der Munitionswagen hoch. Die Explosion zerschmetterte zwei Häuser und etliche Fahrzeuge, darunter auch den Wagen der Verfolger.
Panizza fuhr, als sei der Leibhaftige hinter ihm her, und diese Vorstellung war nicht so abwegig, denn von nun an würde ihn die 5. US-Armee durch die Hölle jagen. Über die Trümmer hinweg lenkte Panizza den Wagen in einen Rauchvorhang hinein. Links sah er den Feldweg und schlug hart ein. Der Jeep stand einen Moment lang in der Luft, kam wieder auf die Räder, geriet zwischen den Fronten abwechselnd in amerikanisches und deutsches Feuer.
Der Sprit im Tank ging zur Neige, der Motor spuckte schon, so oder so waren sie erledigt, wenn sie nicht sofort von der Bildfläche verschwanden.
Im letzten Moment, Sekunden vor dem Untergang, sah der Junge am Steuer die offene Feldscheune und drehte den Jeep, lenkte dabei den Wagen in den Graben, trat das Gaspedal durch.
Das Gefährt ruckelte unschlüssig, dann zog ihn der Vierradantrieb hoch. Der Motor kam ein letztes Mal auf Touren, die Räder griffen in den sandigen Boden; er schoß auf die Scheune zu.
»Festhalten!« brüllte Panizza und knallte mit Vollgas in die Strohballen, die nach beiden Seiten auseinander flogen.
Er sprang ab. Sollfrei und der Gorilla folgten ihm, griffen sich die Ballen, schichteten sie aufeinander, mauerten um den Wagen eine Sichtblende, immer höher, nach allen Seiten, und sparten in der Mitte ein Luftloch aus, turnten mit stechenden Lungen hinauf, ließen sich in den Wagen plumpsen.
»Du bist ein Genie, Bruno«, lobte Kopetzky, als er wieder bei Atem war.
Langsam nahm die Spannung ab. Sie sahen keine Verfolger mehr. Sie waren im Niemandsland zwischen Vormarsch und Rückzug. Sie nutzten die Zeit, um die Strohhaufen sorgfältiger um den Jeep zu schichten.
Kopetzky griff nach der Beuteflasche. »Auf dich, Bruno«, sagte er, überwältigt von seinem Lob, und schob dem Jungen die Pulle zu.
»Vielleicht vier Kilometer«, schätzte Oberleutnant Sollfrei die Entfernung zur Tombolo-Pineta.
»Und mindestens zehn Stunden, bis es finster wird«, antwortete der Gorilla.
Dann schwiegen sie und starrten sich in die
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