Pinien sind stumme Zeugen
der CIC-Oberleutnant hereinstürmte. »Eine Katastrophe«, sagte er verärgert. »Da hat dieser Idiot von Adjutant die Bluthunde von der Kette gelassen, und ich kann sehen, wie ich sie wieder einfange.« Er berichtete Ginty die Ereignisse des Vormittags.
»Sit down, Bill«, lud er ihn zum Mittagessen ein.
»No time.« Der Strebsame schüttelte sich entrüstet, daß man in einer solchen Situation noch mit Appetit essen konnte.
»Das ist doch klar, Bill«, entgegnete der OSS-Einsatzleiter. »Du mußt jetzt die Meldung hinausjagen, daß du drei Krauts geschnappt hast …«
Der Offizier wollte verärgert reagieren; dann begriff er, daß der Vorschlag vielleicht gar nicht so übel war. »Aber ich muß sie doch vorzeigen können.«
»Tu das«, riet ihm Ginty. »Es liegen doch genug Tote herum. Such dir drei geeignete aus …«
»… und ich werde dann degradiert und komme vors Kriegsgericht«, entgegnete der Abwehroffizier.
»Wenn sie dich erwischen«, erwiderte der OSS-Mann. »Aber wie sollten sie das?«
»Ich seh' schon, ihr Burschen seid verdammt viel härter als wir«, entgegnete der Abwehroffizier. »Ich träte nicht ungern den ganzen Fall an dich ab, Craig.«
»Das kannst du«, entschied der OSS-Einsatzleiter, den die Schwierigkeiten der Konkurrenz eigentlich nichts angingen, »Ma dopo il pranzo – erst nach Tisch.«
Er nahm sich Zeit für die Tafelfreuden. Als Gast wollte er die ausgezeichnete Köchin nicht beleidigen und auch der hungrigen Familie gegenüber nicht unhöflich sein und zu früh vom Tisch aufstehen, der unter den Druckwellen der Bomben- und Granatdetonationen ständig vibrierte. Er rundete den Genuß noch mit einem Glas Chianti Riserva ab, bevor er in den Nebenraum ging und die drei Arrestanten kopfschüttelnd betrachtete.
Der Sergeant wollte wieder mit seiner Räuberballade beginnen, aber Ginty schnitt ihm mit einer Handbewegung das Wort ab. Er sah sich die anderen beiden an, wählte mit sicherem Gespür den Jüngsten aus, bei dem er den Hebel wohl am leichtesten ansetzen könnte, und ließ die anderen abführen.
Der CIC-Oberleutnant schob Ginty ein blaues Soldbuch der Luftwaffe zu. »Das wurde in einer der Uniformtaschen gefunden«, erklärte er.
»Nur einer hatte es in der Tasche?« fragte er.
Bill nickte.
»Dann hat er es wohl beim Maskenball vergessen.« Der OSS-Mann legte es auf den Schreibtisch. »Und nun zu dir, mein Junge: Du bist ja jetzt noch ganz verkatert. Man soll eben nicht saufen, wenn man es nicht verträgt.«
Der Delinquent schwieg trotzig.
»What's your name?«
»Soldier Jimmy Webster«, meldete der Junge stramm.
»Ich will dir mal was sagen, Jimmy«, begann der Spezialist mit seiner unkonventionellen Vernehmungsmethode. »Ihr solltet darauf aufpassen, daß die black boys ihren Transport nicht in die falsche Richtung leiten und dabei zugleich auch nach versprengten Krauts Ausschau halten. Stimmt das?«
»Yes, Sir.«
»Dann wurde es euch zu langweilig. Ihr habt euch in den Zypressenhain verpißt und dort munter einen gezwitschert. Während ihr euch die Welt so richtig schön und rund gesoffen habt, seid ihr von ein paar Krauts – die ihr hättet einkassieren sollen – überfallen worden. Die Burschen haben euch die Uniformen ausgezogen und euch in die ihren gesteckt«, fuhr der Vernehmende fort. »Ihr wart die Dummen und habt jetzt die Hosen gestrichen voll und erzählt deshalb diese alberne Räuberpistole.« Ginty stand auf, trat an den Zwanzigjährigen heran. »Ja oder nein?«
»Nein«, behauptete Jimmy mit gewürgter Stimme.
Ginty sah, daß der CIC-Offizier zornig dazwischentreten wollte, und gab ihm ein Zeichen, sich in die Vernehmung nicht einzumischen. »Schlimm für dich, Jimmy«, sagte er. »Übertreten eines Befehls, Wachvergehen im Dienst, Alkohol – und das Ganze an der Front. Und jetzt noch Verstocktheit und Lügen bei der Voruntersuchung. Das gibt ohne weiteres zwei, drei Jahre Bau. Dazu bist du doch eigentlich noch zu jung.« Ginty verfolgte, wie den GI die Angst gar kochte. »Vielleicht könnte ich dich davor bewahren.« Nach der Peitsche präsentierte er das Zuckerbrot. »Aber dann mußt du sofort den Mund aufmachen – andernfalls zieh' ich dir die Eier lang.« Der OSS-Mann stellte fest, daß er den Jungen weich genug gesotten hatte. »Also, fangen wir noch einmal von vorn an: Wie viele Deutsche haben euch wirklich überfallen?«
»Vier«, gestand der MP.
»Und ihr habt euch nicht gewehrt?«
»Doch«, erwiderte der Junge. »Ich
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