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Pinien sind stumme Zeugen

Pinien sind stumme Zeugen

Titel: Pinien sind stumme Zeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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Rendezvous klingt langsam ab. Er spürt zugleich Zorn und Befriedigung. Jedenfalls hat sich die US-Army, als sie seinerzeit vorzeitig und dilettantisch die Fahndung einstellte, bis auf die Knochen blamiert – freilich auf Kosten des amerikanischen Steuerzahlers. Wenn ein selbstherrlicher Haudegen wie Partaker einen unbotmäßigen Draufgänger wie ihn um Hilfe angehen muß, dann ist er mit seiner Weisheit ziemlich am Ende.
    »Na, was hältst du von ihm, James?« fragt Ginty nebenan.
    »Er ist exzellent«, erwidert Partaker. »Steel hat Verstand, Instinkt, Erfahrung, Zivilcourage – und genügend gesundes Mißtrauen. Fraglos Extraklasse. Er wird uns über den Kopf wachsen, aber wir könnten keinen Besseren finden. Jetzt müssen wir nur sehen, daß wir es schaffen, ihn einzuspannen und festzunageln.«
    Robert S. Steel schüttelt sich Gipsy Sandler endgültig aus dem Bewußtsein und stellt sich ganz auf die Realität ein: Es brennt, und er ist womöglich der einzige Feuerwehrmann, der die Flammen ersticken kann, sagt er sich mit gewissem Stolz.
    Er spürt etwas in sich aufsteigen, das er von früher her kennt: Spannung, Hellsichtigkeit, Ungeduld; und er weiß, daß es Jagdfieber sein muß.
    »Erledigt?« fragt der CIA-Vice den Eintretenden, der in seinem Vorzimmer telefoniert hat.
    »Leider«, antwortet Steel. »Sie wissen ja gar nicht, was Sie mir verdorben haben.«
    »Setzen Sie es mir auf die Rechnung …«
    »Das«, antwortet der Gast gedehnt, »können Sie mir nicht bezahlen.«
    Partaker nickt zustimmend und lächelt, wie einer, der es besser weiß. »Sorry, Bob. Sie wissen doch am besten, was auf dem Spiel steht und daß ich da keine Rücksicht auf Ihr Privatleben nehmen kann. Die Engländer hatten fast drei Jahre Zeit, neues Papiergeld herauszubringen, und wir wissen erst seit einer Woche, was uns droht. Sie sind in unserer Situation …« Der Mann mit dem zerklüfteten Gesicht ist es nicht gewohnt, Gesprächspartnern Honig um den Mund zu schmieren, auch wenn er etwas von ihnen will – und so wirkt er leicht verärgert als er eingesteht: »… wirklich unersetzlich.«
    »Bob«, sagt Craig Ginty eindringlich, »ich habe vom ersten Moment an gewußt, daß wir dich dringend brauchen, und darauf bestanden, dich heranzuziehen und in die Fahndung einzuschalten. Bis wir einen Mann deiner Qualität einarbeiten könnten, würden wir ein halbes Jahr benötigen – genau so viel Zeit, wie die US-Notenbank für die Herausgabe neuer Not-Banknoten veranschlagt.«
    »Bob«, knetet ihn Partaker wieder, »Sie sind doch auch privat ein Mann mit Geld, Sie wissen auch auf dieser Ebene genau, was uns allen bevorsteht, wenn …«
    »Woher wissen Sie, daß ich Geld habe, James?« unterbricht ihn der Besucher.
    »Ich habe Sie mir genau angesehen, Bob. Sehr genau.«
    »Und mich auch ansehen lassen?« fragt Steel spöttisch.
    »Es wurde nichts versäumt«, versucht ihm Partaker auszuweichen.
    »Wenn zu Ihren Ermittlern zum Beispiel in New York ein Mann mit einer Knollennase und Sommersprossen oder ein anderer mit einer Stirnglatze in einer braunen Lederjacke gehörten, dann setzen Sie diese Burschen gefälligst gleich an die Luft, James. Sie sind mir aufgefallen, obwohl ich wirklich nicht darauf gefaßt war, daß mich der Geheimdienst beschatten läßt.«
    Ein Drahtzieher des Untergrunds zeigt, auch wenn er ertappt wird, ein Pokerface, aber ganz schafft es der CIA-Gewaltige nicht, den Ärger auf seine Leute zu unterdrücken. Einen kurzen Moment lang verrät sein hautiges Gesicht einen Anflug von Unmut. Dann zerlegt er sein furchtbares Lächeln in ein Verwirrspiel von Falten. »Hör mal weg, Craig!« sagt er dann. »Ich spreche jetzt natürlich off the record: Wir sind noch ein sehr junger Laden, und ich mußte eine ziemliche Flaschensammlung übernehmen. Aber«, setzt er drohend hinzu und zeigt die Schneidezähne wie der Wolf im Märchen den sieben Geißlein, »Flaschen sind zerbrechlich.«
    Partaker merkt, daß sein Geständnis bei den beiden Zuhörern mehr Schadenfreude als Bedauern auslöst. »Außerdem«, flüchtet er in die Notlüge, »wollte ich auch prüfen, wie weit Major Steel noch auf Draht ist. Ich gratuliere. Sie haben bestanden. Es war Ihre letzte Hürde, Bob.«
    »Was heißt hier Hürde?« fragt der Besucher ungeniert. »Vor meiner Beförderung zum Major? Haben Sie die vielleicht auch veranlaßt?«
    Partaker schüttelt den Kopf.
    »Ja oder nein?« stellt ihn der Besucher.
    »Als ich mir auf Betreiben Craigs Ihr

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