Pinien sind stumme Zeugen
CIA-Gewaltige Vollmachten, von denen ein Fahnder normalerweise nur träumen kann. »So«, sagt Partaker dann, offensichtlich befriedigt. »Denken Sie einmal in Ruhe nach, und sagen Sie uns, was Sie benötigen.«
»Da brauche ich nicht nachzudenken«, erwidert der Verpflichtete. »Fürs erste einen Zivilanzug und einen doppelten Whisky.«
Es amüsiert Craig Ginty, daß sein CIA-Partner die Antwort im Steel-Stil schluckt, ohne aufzubegehren.
»Zivilsachen können Sie später in unseren Requisitenkammern aussuchen. Trinken wir bis dahin einen Schluck auf unsere Zusammenarbeit.« Partaker füllt drei Gläser und steckt die Flasche Jim Beam sofort wieder weg – wie ein Missionar vor seiner Haushälterin.
»Abgesehen davon, daß bei dem Täterkreis alle Möglichkeiten offenstehen«, beginnt der neue Sonderbeauftragte mit einer ersten Analyse, »sind zwei Fragen von entscheidender Bedeutung: Handelt es sich bei den Lardos um Fälschungen, die von den Nazis noch selbst hergestellt wurden oder um Neuanfertigungen, die ihre Erben jetzt vornehmen? Da die bisher aufgetauchten Summen noch nicht sehr hoch sind, besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit, daß es sich um bereits vor Kriegsende gedruckte Anfertigungen handelt. Nehmen wir das an, stellt sich allerdings sofort die Frage, warum die falschen Greenbacks nicht schon früher aufgetaucht sind.«
»Richtig«, bestätigt Partaker.
»Im schlimmeren Fall zwei gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder die Materialien zur Lardo-Produktion wurden inzwischen tatsächlich aus dem Toplitzsee gehoben – oder vor Kriegsende unter größter Geheimhaltung von RSHA-Leuten auf die Seite gebracht. Das würde auch den späten Zeitpunkt erklären: Für den Druck braucht man sorgfältig ausgebildete Fachleute, und das könnten Deutsche, Ungarn, Österreicher, Italiener, Tschechen oder sonstwer sein. Dafür kommt ein Kreis von etwa hundertsechzig Häftlingen in Frage, von denen nur einige umgekommen sind. Die Heimatadressen der anderen finden sich in den Akten. Fürs erste«, wendet er sich an den zuständigen CIA-Vice, »wäre zu klären, ob sich diese Leute dort noch aufhalten oder wohin sie verschwunden sind.«
»Wird erledigt.«
»Dann bitte ich um eine Namensliste aller US-Offiziere italienischer und vor allem sizilianischer Abstammung, die während des Zweiten Weltkriegs im Land ihrer Väter eingesetzt waren. Ich möchte bei jedem dieser Dagos wissen, was aus ihm geworden ist und wo und in welcher Position er sich heute aufhält.«
»Schwierig, aber machbar«, entgegnet Partaker.
»Ebenso eine Aufstellung der Agenten des ›Office of Strategie Services‹ die in Südeuropa eingesetzt waren.«
»Sie wollen also Leute wie Craig und mich auch überprüfen?« fragt der CIA-Vice.
»Keine Ausnahmen. Wie Sie mich gescheckt haben«, erwidert der sportive Major. »Aug um Aug, Zahn um Zahn«, setzt er grinsend hinzu.
»Viele unserer Leute sind in Italien umgekommen«, erklärt Partaker. »Die Überlebenden arbeiten jetzt meistens für die Agency – falls sie dazu noch fähig sind.«
»Alle«, versetzt Steel leicht ungeduldig. »Die Lebenden und die Toten und vor allem die Vermißten.«
»Well – you can have it.« Der CIA-Gewaltige gibt nach, nicht unbeeindruckt, doch leicht beunruhigt.
»Craig«, wendet sich Steel dann an seinen alten Gefährten. »Ich nehme an, FBI überwacht die fünf Mafia-Familien in New York.«
»Klar«, bestätigte Ginty.
»Und damit auch die Verbindungen zwischen den USA und Italien?«
»So gut es geht«, erwidert der FBI-Dezernent. »Dabei handelt es sich in erster Linie um Rauschgiftkuriere. Wir schnappen sie natürlich nicht gleich, sondern verfolgen sie, um an ihre Hintermänner heranzukommen.«
»Hoffentlich etwas geschickter, als ihr mich beschattet habt«, wirft der unbequeme Major ein. »Ich möchte, daß ihr den nächsten Kurier schon am Flugplatz festnehmt, ihn durch die Mangel dreht und dann das Angebot macht, ihn als Kronzeugen straffrei ausgehen zu lassen, falls er brauchbare Hinweise über die Lardos geben kann.«
»Das ist nicht so einfach, Bob …«
»Wenn es einfach wäre, hättet ihr mich ja nicht gerufen«, entgegnet der Helfer arrogant. »Noch eine Frage: Gelten meine Vollmachten auch für Gefängnisse und Interniertenlager?«
»Soweit wir sie betreiben oder sie unter amerikanischem Einfluß stehen.«
»Also auch für das Kriegsverbrechergefängnis Landsberg am Lech?«
»Das mit Sicherheit«, antwortet der
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