Pinien sind stumme Zeugen
nach München zurück. Machen Sie schnell!« Er setzt sich neben Müller-Malbach. Auch hier wurde ein Mikrofon eingebaut. Das Gespräch wird auf Band mitgeschnitten. »Sie wollen also Ihre Aussage von damals widerrufen?« beginnt der Offizier.
»Nicht widerrufen«, entgegnet Müller-Malbach, »sondern erweitern.«
»Dann erleichtern Sie Ihr Gewissen«, versetzt Gambler kühl.
»Nicht mein Gewissen«, erklärt der Delinquent, und einen Moment lang ist die Schläue auf seinem Gesicht ausgeprägter als das Entsetzen. »Wenn Sie mich jetzt hängen, erfahren Sie es doch nie.«
»Was denn eigentlich?« fragt der Abwehroffizier, betont uninteressiert.
»Wo die Dollars wirklich geblieben sind.«
»Welche?« fragt der Captain.
»Die in Oranienburg gefälschten«, erwidert Müller-Malbach.
»Im Toplitzsee«, antwortet Gambler. »Das haben Sie uns doch immer wieder so geschildert und bei der Besichtigung rekonstruiert.«
»Ein Teil gewiß – aber nicht alle Dollars, und die Herstellungsgeräte auch nicht – und …« Er bricht ab.
»Sprechen Sie weiter!«
»Ich sage kein Wort mehr«, behauptet Müller-Malbach. »Nicht bevor …«
»… Ihre Hinrichtung ausgesetzt wird?«
»Ja«, entgegnet die Rotjacke. »Dann sage ich Ihnen alles.«
»Ich bin von der CIC Munich«, versetzt Gambler. »Ich habe auf die Exekution keinerlei Einfluß. Ich bin wegen einer ganz anderen Sache hier im Haus.«
»Aber wenn Sie hören, was ich weiß, werden Sie alle anderen Ermittlungen sofort fahren lassen«, behauptet der Ex-Sturmbannführer. »Und dann müssen Sie auch nicht nach München zurück, sondern nach Washington.«
»Ich mache keine Geschäfte mit Kriegsverbrechern«, drillt ihn Steels Helfer. »Außerdem haben Sie uns schon einmal angelogen. Wer soll Ihnen noch glauben, Müller-Malbach? Und warum?« Er beobachtet die Beflissenheit im Gesicht dieses Widerlings; beflissen war er damals in Bad Aussee auch schon. »Meinen Sie, ich bin scharf auf eine Blamage?«
»Wieso?«
»Wir müßten ja das Ergebnis unserer Ermittlungen korrigieren, das in den Akten festgehalten ist, und das nur, damit Sie morgen nicht aufgehängt werden. Und warum sollten wir Ihnen diesmal glauben?«
»Weil – weil ich nicht sterben will«, erklärt Müller-Malbach. »Bitte hören Sie mich doch an – bitte – Sie werden …«
»Fünf Minuten«, räumt Captain Gambler ein und sieht auf die Uhr. »Wenn ich Sie bei einer einzigen Lüge ertappe oder auch nur bei einer Ungenauigkeit, dann hat der Henker das Wort. Wer ist der Mann, den Sie ›Konsul‹ nannten?« Damit schießt er seine erste Frage ab.
»Ein gewisser Bessermann, in der Kampfzeit Direktor der deutschen Reichsbank. Einer, der ganz oben stand, neben oder unter Hjalmar Schacht, dem Reichsfinanzminister. Er arbeitete nur ehrenamtlich für uns.«
»Als was?«
»Als Berater und als Gutachter der Qualität unserer Fälschungen – besonders der Dollars.«
»Ehrenamtlich?« wiederholt der Befrager. »Was wissen Sie über Bessermann noch?«
»Ich hab' mal gehört, daß er über eine doppelte Staatsangehörigkeit verfügt. Er war viel im Ausland und der Intimus von RSHA-Chef Kaltenbrunner; die beiden müssen sich schon von früher gekannt haben.«
»Wie sah dieser Bessermann aus?«
»Er war nicht zu übersehen«, erwidert der Informant: »Sehr groß, fast einen Meter neunzig, sehr blond – weizenblonde Haare, gescheitelt und glatt nach hinten gekämmt. Eine fahle Gesichtsfarbe mit Sommersprossen. Auffallend war seine spitze Nase, die er sehr hoch trug, wirklich ein ausgesprochen hochnäsiger Typ – in jeder Hinsicht. Immer sehr gut gekleidet. Maßanzüge in Friedensqualität, Schlips und Einstecktuch immer im gleichen Stoffmuster. Manikürte Fingernägel. Ein Herrenreitertyp, der gewohnt war, seinen Gesprächspartnern sofort den Schneid abzukaufen.«
»Ihnen auch?«
»Ich bin ihm mehr zufällig begegnet.«
»Häufig?«
»Öfter«, erwidert Müller-Malbach erleichtert, daß der US-Offizier ihm zuhört und auf seine Aussagen eingeht. »Ich hatte diesen Dandy im Verdacht, daß er erhebliche Dollar-Mengen als angebliche Makulatur auf die Seite schaffte. Mitunter erklärte er über fünfzig Prozent unserer Produktion zum Ausschuß – und unterschlug das Geld vermutlich.«
»Haben Sie das nach oben gemeldet?«
»Nein«, antwortet der Ex-Sturmbannführer.
»Warum nicht?«
»Ich hatte den Eindruck, daß Bessermann es auch – auch für andere RSHA-Leute tat.«
»Als
Weitere Kostenlose Bücher