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Pinien sind stumme Zeugen

Pinien sind stumme Zeugen

Titel: Pinien sind stumme Zeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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zwei Gruppen: Eine hat sich in Tombolo aufgehalten, eine zweite, vorwiegend deutsche Kriegsgefangene, wurde von uns bei einer Razzia nach dem Krieg eingesetzt. Aber es gab auch noch andere, die uns vorderhand unbekannt geblieben waren und sich irgendwelchen Gruppierungen in Luzif ers Lager angeschlossen hatten, um zu überleben …«
    »Du machst es wirklich spannend, Fred«, erwidert Steel.
    »Ich will mich kurz fassen«, behauptet der Captain, der sein Fleißbillet, das ihm der verehrte Lehrer überreichen muß, genießen will: »Ich bin auf einen neuen, ganz wichtigen Zeugen gestoßen.«
    Er sieht Steel an, um die Überrumpelung vollständig zu machen: »Der Mann heißt Panizza.«
    »Panizza?« fragt der Sonderbeauftragte, tatsächlich überrumpelt.
    »Bruno Panizza, der Vetter«, erklärt der Captain. »Südtiroler. Mitinhaber einer riesigen Weindomäne, studiert zur Zeit in München, lebt bei seinem Freund Sollfrei; beide ehemalige Fallschirmjäger.«
    »Und die Vettern Panizza trafen damals in Italien zusammen?« fragt Steel.
    »Zweimal«, antwortet der Fahnder stolz. »Aber das wird er dir gleich selbst erzählen.«
    Nach ein paar Minuten hält Gamblers Wagen vor einem ramponierten Wohnblock in Münchens Osten. Er geht über eine improvisierte Holztreppe voraus, klopft an der unverschlossenen Tür. »Mr. Robert S. Steel«, präsentiert er seinen Chef den beiden Männern, die gerade Schach spielen. »Er möchte mit euch sprechen.«
    »Bitte, nehmen Sie Platz! Mein Name ist Sollfrei«, stellt sich der ehemalige Oberleutnant vor. Er ist mittelgroß, leicht untersetzt, ein Kraftpaket mit furchtlosen Augen und schütteren Haaren. Er deutet auf sein Gegenüber: »Mein Freund Panizza.«
    »Was studieren Sie, Herr Sollfrei?« fragt Steel.
    »Jura.«
    »Da wären wir ja Kollegen«, erwidert der Chef der ›Task Force‹ wie bei einem Höflichkeitsbesuch. »Ich bin Rechtsanwalt in New York gewesen.«
    »Und ich hab' gerade das kleine Staatsexamen geschafft und warte auf einen Referendar-Job.«
    »Haben Sie sich schon ein Fachgebiet ausgesucht?«
    »Ja, Mr. Steel: Internationales Recht.«
    »Und Sie, Mr. Panizza?« wendet sich der Besucher an den Jüngeren mit den wachen braunen Augen und den dunklen Wuschelhaaren.
    »Ich mache erst im nächsten Jahr das Examen«, entgegnet Bruno. »Ich hab' später angefangen. Ich bin Südtiroler.«
    »Also italienischer Staatsangehöriger«, stellt Steel fest.
    Der Dreiundzwanzigjährige nickt.
    »Warum studieren Sie dann nicht in Mailand, Florenz oder Rom?«
    »Ich habe gute Verbindungen nach Deutschland. Ich war Fallschirmjäger.«
    »Sie hatten sich freiwillig gemeldet?«
    »Allerdings«, versetzt Panizza.
    »Halten Sie das noch für richtig?« fragt der Sonderbeauftragte.
    »Mein Gott, Mr. Steel!« erwidert der Student offen. »Haben Sie noch nie aufs falsche Pferd gesetzt?«
    »Doch«, erwidert der Amerikaner: »Aber Politik ist doch wohl kein Pferderennen …«
    »Da haben Sie recht«, versetzt der Student. »Pferderennen sind ehrlicher.« Es war eine Antwort nach Steels Geschmack. Er hatte eine intuitive Menschenkenntnis, und die beiden Monte-Cassino-Burschen gefielen ihm auf Anhieb.
    »Ihr Vetter hatte auf unserer Seite gekämpft.«
    »Mein Vetter war als Kind ausgewandert, so war es nur natürlich. Wären meine Eltern immigriert, wäre ich jetzt Ihr Waffenbruder«, setzt Panizza grinsend hinzu und wird gleich wieder ernst. »Mein ältester Bruder ist übrigens als italienischer Oberleutnant gefallen, in einem Resistenza-Verband. Und meine Schwester ist in Rom mit einem italienischen Widerstandskämpfer verheiratet. Wir sind eine recht vielseitige Familie.«
    »Sie haben während des Krieges Ihren Vetter Jack getroffen?« fragt Steel.
    »Ich war auch dabei, als er gestorben ist. In Tombolo.«
    »Woran?«
    »An einer Kugel«, antwortet der Ex-Fallschirmjäger. »Ich bin leider eine Minute zu spät gekommen.«
    »Haben Sie Ihren Vetter beerdigt?«
    »So gut es ging.«
    »Die Stelle würden Sie wieder finden?«
    »Sicher.«
    »Und den Mörder?«
    »Den kenne ich nicht. Würde ich ihn kennen, hätte ich mit ihm abgerechnet – bereits in Tombolo.«
    »Wollen Sie das?«
    »Und ob, Mr. Steel!«
    »Dann könnten Sie das jetzt nachholen«, erklärt der Chef der ›Task Force‹. »Indem Sie mir helfen. Ich leite eine spezielle Fahndungs-Truppe, der alle Mittel zur Verfügung stehen. Würden Sie nach Italien mitkommen und uns genau die Vorgänge vor Ort demonstrieren?«
    »Aber ja«,

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