Pinien sind stumme Zeugen
diesem Dickicht bestens aus.«
Nach kurzem Zwischenaufenthalt bei London landet die Viermotorige am späten Abend auf dem Militärflugplatz in Neubiberg bei München zum Weiterflug am nächsten Morgen nach Rom.
An der Bodentreppe steht CIC-Captain Fred Gambler mit dem Gesicht eines Weihnachtsmanns, der ungeduldig darauf wartet, seine Liebesgaben auspacken zu können.
Offensichtlich folgt Frank Gellert der schönen Unbekannten von Zürich mit dem Glück des Tüchtigen. Sein Informant, Jakob Genterli von der ›Nobis‹-Bank, verfügte tatsächlich über ein großartiges Personengedächtnis: Nicht nur der Taxifahrer, der die Italienerin nach Kloten brachte, sondern auch eine Stewardess und zwei Mitreisende bestätigen eine weitgehende Ähnlichkeit der Phantom-Zeichnung mit der Dollar-Wechslerin, die mit einer Swissair-Maschine unter dem Namen Gina Malfatti nach Mailand weitergeflogen ist. Dort erfährt er, daß es für die hochgewachsene Blondine nur eine Umsteigestation nach Rom war.
Hier hat Frank Gellert Freunde unter den Journalisten. Da er annimmt, daß die angebliche Signora Malfatti eine Rolle in römischen Salons spielt, zeigt er ihnen unter der Hand die Phantomzeichnung. Zwei Journalisten winken ab, beim dritten wird er fündig. Er betrachtet die Zeichnung.
»Ja«, sagt er dann, »das könnte die Signora Vanoni sein; je länger ich das ansehe, desto sicherer werde ich.«
»Wer ist das?«
»Heiß«, erwidert der Journalist.
»Im Bett?« fragt der Fahnder.
»Das sicher auch. Ihr Mann, von dem sie kaum Gebrauch macht, ist ein bekannter Anwalt. Man sagt ihm Mafia-Beziehungen nach.«
»Habt ihr Fotos in eurem Archiv? Ich zahle gut. Und Unterlagen über diesen Advokaten?«
Frank Gellert erreicht gerade noch die Abendmaschine nach Zürich. Er ruft Genterli an, um ihm Zeitungsausschnitte mit Schnappschüssen der Vanonis auf einem Wohltätigkeitsball zu zeigen.
»Das ist sie«, bestätigt der Bankdirektor. »Ganz bestimmt. Ich bin absolut sicher.«
Gellert macht wieder den Taxifahrer ausfindig.
»Verwechslung ausgeschlossen. Ich habe mir diesen Fahrgast sehr genau angesehen.« Damit bestätigt auch er die Identität der Italienerin auf dem Zeitungsfoto mit seinem Fahrgast.
Auch die Stewardess, die er in Kloten beim Briefing antrifft, ist der gleichen Meinung, und damit kann die Identität einer Falschgeldverbreiterin en gros als geklärt gelten.
Frank Gellert gibt eine erste Meldung nach Washington durch und erhält den Auftrag, Gus Cassidy in Rom zu kontaktieren. Die italienische Polizei hatte ›Lucky‹ Luciano schließlich doch noch in Palermo ausfindig gemacht und zwangsweise nach Neapel zurückbefördert. Seitdem ist der Agency-Resident wieder am Tiber und sofort bereit, die Beschattung des Ehepaars Vanoni und des noch unbekannten Liebhabers der unternehmungslustigen Blondine zu übernehmen.
»Vielleicht können wir später die Telefone anzapfen lassen«, erwägt Cassidy. »Aber das muß Steel entscheiden.«
Frank Gellert kann für sich in Anspruch nehmen, die Aufklärung ein schönes Stück vorwärtsgetrieben zu haben – sicher nicht zu seinem Schaden.
»Wir kommen voran«, sagt Robert S. Steel, sonst eher ein Skeptiker, »und das ist zum größten Teil dein Verdienst, Fred. Du hast ja gezaubert. Daß wir diesen Bessermann so schnell identifiziert haben, macht mir wirklich Hoffnung .«
»Ich hab' Glück gehabt«, erwidert Gambler bescheiden. »Außerdem war die Operation ›Tombspy‹ eine alte Idee von dir. Bessermanns, alias von Wintersheims Hintermänner beim Reichssicherheitshauptamt werden auch gerade anhand der Fotos identifiziert. Den Tag der Abfahrt des Transports mit den Dollar-Blüten, der Druckerei-Einrichtung, dem Papier und den Klischees wissen wir auch bereits, und wir konnten die Fahrt bis über den Brenner verfolgen«, berichtet der Captain auf dem Weg in das CIC-Headquarters weiter. »Übrigens: Partaker hat angerufen, daß ›Lucky‹ Luciano wieder an seinem alten Platz ist. Und die Geldbotin von Zürich soll die Frau eines römischen Mafia-Anwalts sein. Es wird gerade überprüft.«
»Bestens«, entgegnet Steel. »Noch was?«
»Ja, eine Notiz von einer Mrs. Sandler, daß sie übermorgen in Rom im Hotel ›Excelsior‹ eintreffen wird. Das ist wohl privat.«
»Wie man's nimmt«, versetzt Steel.
»Und jetzt hab' ich noch einen Leckerbissen für dich, Bob«, fährt Gambler fort. »Wir haben bekanntlich auch deutsche Augenzeugen von Tombolo ausfindig gemacht. Es gibt
Weitere Kostenlose Bücher