Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pinien sind stumme Zeugen

Pinien sind stumme Zeugen

Titel: Pinien sind stumme Zeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
Vom Netzwerk:
widerstanden.
    Als sie am Morgen kurz nach oben gingen, sahen sie die Bescherung: Am Fuße der Anhöhe zum umgebauten Kloster standen drei ›Sherman‹-Panzer mit dem weißen Ami-Stern, eine durchgebrochene Vorausabteilung, die das Gros ankündigte.
    Nach dem ›Blow-up‹-Debakel waren in der Italien-Abteilung des ›Office of Strategie Service‹ die ersten Köpfe gerollt. Der Einsatzleiter des dilettantischen Unternehmens, ein Major, und sein Vertreter wurden in die Wüste geschickt. Die angebliche Partisanen-Gruppe ›Forza e Patria‹ hatte in einem Funkspruch mitgeteilt, das Unternehmen sei gescheitert, weil es verraten worden sei. ›Wir haben im Kampf fünf Mann verloren, drei weitere wurden von den Deutschen verhaftet und hingerichtet. Wir werden weitermachen. Wir brennen darauf, die Scharte auszuwetzen, benötigen aber dringend weitere Waffen und Munition.‹
    Auf diesen Bluff waren die OSS-Leute schon nicht mehr hereingefallen, nachdem sie festgestellt hatten, daß die ›Handschrift‹ des Funkers eine andere gewesen war. Der Mann mußte ausgetauscht worden sein. Klarheit hatte erst die Meldung Jack Panizzas gebracht, die über Dr. Aldo Sassellis Verbindungsleute weitergegeben worden war. Ein OSS-Vorauskommando hatte praktisch mit der kämpfenden Truppe die italienische Hauptstadt erreicht. Jetzt erstattete  der Top-Agent James Partaker Craig Ginty und Mike Plesko Bericht.
    »Die ›Forza-e-Patria‹-Gruppe war schon in Ordnung gewesen«, berichtete Panizza. »Aber dann wurde sie von Gangstern unterwandert. Wie Schlupfwespen übernahmen ein Mann mit dem Decknamen Molosso und seine Komplizen das Kommando und verkauften die für ›Forza e Patria‹ abgeworfenen Waffen an die Deutschen.«
    »Was sind das?« fragte Partaker. »Faschisten?«
    »Vermutlich ganz gewöhnliche Kriminelle, die blutige Geschäfte machen«, erwiderte Jack Panizza. »Mafia-Banditen. Wir müssen sie erledigen.«
    »Du hast schon eine Vorstellung, wie das geschehen soll?« fragte Partaker, der provisorisch die US-Außenstelle in Rom leitete, aber demnächst ein Untergrundkommando in Norditalien übernehmen sollte.
    »Ja«, antwortete der Entkommene. »Ich schlage vor, daß ihr den Funkverkehr mit den Molosso-Leuten sofort wieder aufnehmt. Sie sollen glauben, daß ihr auf die Falschmeldung voll hereingefallen seid.«
    »Und wenn sie erneut Waffen anfordern?«
    »Dann laßt ihr sie abwerfen, und wir greifen sie uns.«
    »Und wer soll das erledigen?« fragte Ginty.
    »Ich werde vor Ort Pluto, meinen Fluchthelfer, aufspüren und mit seinen Leuten gegen Molosso vorgehen.«
    »Das setzt voraus, daß du Pluto traust«, entgegnete Ginty.
    »Ohne ihn wäre ich nicht mehr am Leben. Mit seinen Leuten und unseren Waffen werden wir die Bande erledigen, Molosso lebend schnappen und als Köder verwenden, um die deutschen Auftraggeber in eine Falle zu locken. Capito?«
    »Klingt gut«, versetzte Partaker. »Aber du nimmst ein ganz schönes Risiko auf dich.«
    »Es ist wesentlich kleiner als bei ›Blow-up‹. Ich denke, daß wir einige Lehren aus dieser Katastrophe ziehen müssen«, fuhr der Überlebende des Wahnsinns-Unternehmens fort. »Wir dürfen mit keiner Partisanengruppe mehr zusammenarbeiten, bevor wir uns nicht durch Augenschein überzeugt haben, daß die Leute in Ordnung sind.«
    Sie stimmten ihm zu.
    »Und dann gibt es doch zu denken«, fuhr der Top-Agent fort, »daß ausgerechnet Charly, Herbie und ich entkamen, also drei erfahrene Leute im Untergrund, während alle anderen sich fangen ließen. Das sollte uns davor bewahren, künftig mit jungen Springinsfelden zu operieren.«
    »Wir haben ja Konsequenzen gezogen«, versicherte Partaker.
    »Wann willst du starten, Jack?« fragte Ginty.
    »Wenn ihr mir ein Flugzeug, entsprechende Ausrüstung und einen Funker beschafft, der sich was traut.«
    »Was hältst du von Gus Cassidy? Er ist auch an der Morsetaste ausgebildet.«
    »Viel«, erwiderte Panizza. »Mit Gus würde ich sofort auf die Reise gehen. Ich hoffe sehr auf eine Chance, Charly und Herbie aufzuspüren.«
    »Falls sie nicht aufgeflogen sind«, entgegnete Ginty.
    »Richtig. Aber wenn sie sich verbergen konnten, haben sie Helfer, und das müssen Italiener sein, und da könnte mein Schweinetransporteur Pluto sich erneut als sehr nützlich erweisen.«
    Der Vorschlag, mit einer sozialistischen Partisanengruppe zusammenzuarbeiten, wäre noch vor einer Woche auf Entrüstung und Ablehnung gestoßen. Inzwischen hatte sich viel geändert: Die

Weitere Kostenlose Bücher