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Pink Christmas 2 (German Edition)

Pink Christmas 2 (German Edition)

Titel: Pink Christmas 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Bauer
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Minuten. Bei Schnee vielleicht etwas mehr. Diese Zeit konnte ich nutzen, um nachzudenken. Das fiel mir nicht besonders leicht. Nachdenken allgemein. In letzter Zeit führte mein Gehirn eine Art Eigenleben. So nahm ich mir beispielsweise vor, über mein neues Buch nachzudenken, landete dann jedoch gedanklich beim letzten Fußballspiel. Des Öfteren ließ ich mich sogar abends dazu herab, es mir mit einer Flasche Bier vor dem Fernseher gemütlich zu machen, statt mich mit intellektueller Lektüre fortzubilden – so wie ich es früher immer getan hatte. Was mit mir los war, wusste ich. Ich hatte eine Schreibblockade. Eine ziemlich heftige und meine erste seit über zwanzig Jahren. Ob es daran und an der damit verbundenen Frustration lag, dass ich Liz am heutigen Abend nicht hatte befriedigen können, wusste ich allerdings nicht. Der Sex war plötzlich anders gewesen. Fremdartig. Er hatte mich in keiner Weise angetörnt. Liz hatte mich nicht angetörnt. Liebte ich sie nicht mehr? Wenn ja, warum? Was hatte sich zwischen ihr und mir verändert? Oder hatte nur ich mich verändert? Jedenfalls konnte ich mir nicht vorstellen, noch einmal mit ihr zu schlafen. Das würde nicht funktionieren. Nicht, solange ich nicht wusste, was mit mir los war.
    Ich bog rechts ab. Ein schwarzer Wagen fuhr langsam an mir vorbei. Vor dem Scheinwerferlicht wirkten die Schneeflocken wie ein wirrer Schwarm Fliegen. Die Reifen spritzen Schneematsch in meine Richtung. Ich wich zur Seite, blieb stehen und beobachtete, wie der Wagen davonrollte. Ich wusste, wem er gehörte. Ich wusste, wer hinter dem Steuer saß. Und irgendwie hatte ich gehofft, dieser jemand würde anhalten, eine Runde mit mir plaudern und sich vielleicht darauf einlassen, zusammen mit mir ein Bierchen trinken zu gehen.
    Natürlich war dieser Gedanke absurd. Vermutlich hatte Thomas mich nicht einmal erkannt. Und wenn doch hätte er keinen Grund gehabt, anzuhalten, geschweige denn, mit mir etwas trinken zu gehen. Wir waren keine Freunde oder so was. Nur vom gleichen Schlag. Konkur renten, konnte man fast sagen. Er schrieb für das Stadtmagazin, ich schrieb Bücher. Wenig vergleichbar, aber doch recht verwandt. Ein paar Mal hatte er mich schon interviewt. Für den Lokalteil der Zeitung. Da war es um meine neuen Bücher gegangen. Doch nun gab es seit Monaten kein neues Buch und demnach keinen Anlass, mich mit Thomas zu treffen, was schade war, weil wir uns gut verstanden.
    Ich seufzte. Ich wusste genau, warum ich über all das nachdachte: Auch das lag an meiner Schreibblockade. Thomas stand für ein neues Buch und ein neues Buch war mein feindliches Thema Nummer eins. Ich sträubte mich regelrecht dagegen. Ich hatte keine Motivation, keine Inspiration. Ja, ich war kurz davor, mich aufzugeben. Eine Karriere als Schriftsteller war immer mein Traumberuf gewesen und deshalb hatte ich ihn gelebt. Bis vor wenigen Monaten, als es plötzlich damit anfing, dass der Alltag mich anödete. Das morgendliche Aufstehen ödete mich an, das Frühstück, das Mittag, die Zeit am Laptop und vieles mehr. Sogar Liz ödete mich an. Ob es daran lag, dass wir uns gegen eigene Kinder entschieden hatten? Vielleicht hätten die unser Leben etwas bunter gestaltet. Doch wir hatten uns keine Kinder gewünscht und eigentlich bereute ich diese Entscheidung auch nicht. Ich war kein Vatertyp und erst recht niemand, der es mit der Verantwortung so genau nahm. Deshalb war ich schließlich Schriftsteller geworden. Da hatte ich keinen Chef, der über mir stand und mich herumkommandierte. Da hatte ich keine festen Arbeitszeiten, an die ich mich halten musste. Ich war mein eigener Chef und das war gut so.
    Müden Schrittes kam ich an der dürftig beleuchteten Kneipe an. Sie glich einer alten Waldhütte, an dessen Front man lediglich – und das auch noch schief – ein vergilbtes Schild mit der Aufschrift „Zur Lichtung“ angebracht hatte. Widersprüchlich, denn im Inneren gab es bloß Holztische mit krummen Beinen, morsche Stühle und einen alten Tresen, hinter dem fast ununterbochen der große Joe stand, Whiskey ausschenkte und Gläser polierte. Und wenn Joe mal nicht arbeitete - sofern man das, was er tat als seine Arbeit und nicht sein Leben bezeichnete - dann war der Schuppen geschlossen. So einfach war das. Um sich nichts vorzumachen: Der Laden war schäbig, aber genau mein Stil. Außerdem war es der einzige Schuppen im Umkreis von mehr als zwanzig Kilometern.
    Neben der Tür flackerte eine Laterne, deren Glas an einer

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