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Pink Christmas (German Edition)

Pink Christmas (German Edition)

Titel: Pink Christmas (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin C. Skylark
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etwas, das ihn durchmischt. Oder er muss den Ort verlassen.
    Das Haus ist wie eine Gruft. Wirklich!
    Der abwegige Gedanke ruft bei ihm Kichern hervor. Es ähnelt dem Gelächter von jungen Mädchen, die sich die Rocky Horror Picture Show ansehen.
    Stange kann sich kaum einkriegen.
    Endlich beruhigt, zieht er den Schlüssel aus der Hosentasche, fummelt mit ihm am Schloss herum. Das Flurlicht ist zu dunkel, er verfehlt das Schlüsselloch. Jedes Mal ärgert er sich über die fünfundzwanzig Watt Birne der Flurlampe.
    Nun ist er in seinen vier Wänden.
    Sein Telefon läutet. Es steht im Zimmer. Er tastet sich an der Wand entlang, berührt dabei die weiße Möwe, drückt sich noch fester von der Mauer ab, fasst aufs Bildglas und reißt es herunter. Das Lieblingsbild von Adrian geht zu Boden.
    Stanges Herz klopft laut. Das ist immer so, wenn ihn Unsicherheit überfällt. Wer soll ihn um achtzehn Uhr schon anrufen? Wenige Freunde sind geblieben. Verstorben die meisten, einige haben sich verdünnisiert. Damals nach dem Tod seiner zweiten Frau war ihm, als ob sie alle Verwandten mit ins Grab genommen hat. Eifersucht hat sie krank gemacht! Vor zwanzig Jahren.
    Sein Sohn sagte, im Alter kommen die Einschläge näher …
    Verdammt geschmacklos.
    Bloß nicht stolpern . Die Ärzte warnen immer wieder, behutsam zu sein, ein Oberschenkelhalsbruch sei oft tödlich. Unter seinen Sohlen werden Glasstückchen zerrieben. Das hört sich wie das Knirschen von Muscheln an. Er hastet in den Wohn-, Ess- und Schlafraum.
    Das Telefon verstummt.
    Scheißer! Warten ermüdet, ruft er dem Anrufer in Gedanken zu und grient. Er glaubt nicht, dass er was versäumt hat.
    Eng, verdammt eng … kalt und abschreckend., dieses Mistzimmer. Sein Sohn hatte gesagt, im Alter brauche man nicht soviel Raum, und wer sollte auch die größeren Zimmer saubermachen? Vater, hört Stange ihn sagen, du kannst das nicht mehr. Wenn er wüsste, was sein Vater noch drauf hat!
    So, das Licht anknipsen, jetzt sieht es etwas gemütlicher aus. Nicht viel. Klein bleibt klein! Er denkt an sein Büro, an den Ausblick auf den Park, sechzig Quadratmeter, das war doch was! Wie anders hatte er sich sein künftiges Dasein vorgestellt: lebendiger, abwechslungsreicher, fordernder, geht’s ihm durch den Kopf, als er sich umsieht. Nichts von alledem. Illusion.
    La grande illusion ein Film mit Charly Chaplin , kommt ihm in den Sinn. Wenigstens das Gedächtnis funktioniert!
    Wie es im Zimmer aussieht!
    Die Unordnung geht ihm auf den Wecker. Man sollte sein Heim nie unordentlich verlassen.
    Das Telefon läutet von neuem. Warten lassen? Nein!
    „Stange!”, blökt er in die Muschel. Viel zu laut.
    Es ist sein Sohn.
    „Ja?”, sagt er verhalten. Wie schnell er sich umstellen kann! Stange ist darüber stolz.
    Sogleich fällt Felix über ihn her. Was sein Vater sich vorstelle, ihn an der Strippe hängen zu lassen, wo die Zeit so teuer ist. Was hätte man alles tun können, schreit Felix in den Hörer. Warum es solange gedauert habe? Zweimal musste er …
    „Hör auf!” Darauf Schweigen.
    Ausreden lassen, überlegt Stange. Nichts sagen. Wozu auch? Man kann nichts ändern!
    Dann fragt der Sohn, wie es ihm ginge.
    Phrasen, nichts als Phrasen.
    Ob er sich auf Weihnachten freue, ob er sich auch ein Bäumchen kaufe? Er meint, dass er die Kugeln zum Umzug eingepackt habe.
    „Pa, sie liegen in der Küche unten rechts im Schrank!”
    Nichts hat er, allenfalls in seiner Fantasie. Er bittet ihn, er solle von den Kindern erzählen, von Hanna. Man ist höflich. Seine Fragen vermeiden jede Klage seinerseits. Es würde nur Vorwürfe geben, die man sich ersparen kann.
    Ja, er mache sich jetzt Abendbrot, zwei Stullen, eine Dose Becks!
    „Aber bitte nicht mit Butter! Und Becks? Vater, für dich reicht akoholfreies Jever. Es ist gesünder. Wir wollen noch lange etwas von dir haben!”
    Ist der Junge noch zu retten? Was für eine Ungezogenheit!
    Er würde selbstverständlich Heiligabend anrufen, um sechs Uhr, danach wird man bescheren und die Messe besuchen.
    Stange bewundert die Fähigkeit seines Sohnes, ihn zu verwunden, die Grobheit seiner Aussage. Um sechs Uhr habe er da zu sein, wiederholt Stange im Kopf, offensichtlich habe er in die Mitternachtsmesse zu gehen und nicht zur Abendvesper, wenn überhaupt. Hat sein Sohn denn keinen Verstand? Er ist doch Ingenieur. Warum denkt er nicht nach, dass gegebenenfalls irgendetwas in der Residenz stattfindet, zum Beispiel ein Kerzendinner, nein, ihr Leben steht im

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