Pink Christmas (German Edition)
Schließlich ist er ja auch kein Kind von Traurigkeit. Nur weiß Maschmann das nicht. Dieser wird ihm einfach sympathischer. Ein Gesprächspartner par exzellence. Humorvoll, spöttisch, klug.
Ob er seinen Gast akzeptiert, nachdem dieser sich so blasiert mit dem Baum verhalten hat? und dann die Grimasse … Stange fühlt es förmlich, als Maschmann das Schlafzimmer öffnete. Wie gut, dass er mit Maschmann telefoniert hat … Man muss manchmal über seinen Schatten springen. Wenn man Glück hat, trifft der Sprung ins Schwarze. Es wird bestimmt aufregend, was Maschmann noch über das französische Bett zu sagen hat. Man könnte ja ein Gastmahl nach Platon veranstalten, jeder lässt sein Doppelbett erzählen.
Das Schmunzeln Stanges muss Maschmann anregen. Er lächelt zurück. Wieder so süffisant wie im Fahrstuhl.
„Ein Acrylnachtisch!”, sagt er, „unpraktisch!”
„Aber Ästhetik pur!”
Stange nimmt das Foto im Silberrahmen in die Hand. Maschmann stellt sofort fest, dass man eigentlich nur wenig bei dem Oberlicht sehen kann. Er knipst die filigrane Lampe auf dem Nachtisch an, damit sein Freund besser sehen kann. Stange mag jetzt die Beleuchtung, sie verbreitet dämmriges Licht. Das bevorzugte er immer. Dunkelheit passt nicht zu einem Doppelbett. Auf dem Bild eine junge Frau. Ihr Bikini ist klein und stramm, Maschmann in knielangen Badehosen. Seine Schwester? Zu jung. Ihr Arm um seine Taille. Warum nicht umgekehrt. Seine Blicke gierig. Stange kann ein Grinsen nicht unterbinden. Der Hausherr erscheint ihm richtig wollüstig. Er stellt das Bild irritiert zurück. Ein Blick auf Maschmann genügt. Er wird nichts darüber sagen.
Ein Kippspiegel vorm Fenster. Was für ein raffiniertes Möbelstück! Stange dreht es um die eigene Achse.
„Fantastisch““, gibt er von sich.
„Viel mehr als das! Sehen Sie mal!”
Stange schaut fasziniert auf Maschmanns Hände. Der drückt zwei Knöpfe in irgendeine Halterung, schiebt kleine Riegel zur Seite und plötzlich lässt sich der Spiegel nach links und rechts drehen. In Stanges Kopf beginnt es zu rumoren. Ein Gerät, das jeder Sicht gerecht wird. Das hatte er noch nie gesehen. Hätten sie das gehabt. Mein Gott, was für ein Spaß!
„Einzelstück. Ein Tischler hat es angefertigt, als er seinen Meister machte, ich habe es ihm gleich abgekauft, horrende Summe, aber sie hat sich gelohnt!”
„Das französische Bett überrascht, nicht wahr?”
Seine Frage macht es Stange leicht, unverbindlich zu antworten. Sie nimmt ihm den Druck, über solche Schlafstatt zu reden. Auch der Spiegel fordert ja zu Fragen heraus. Aber muss man gleich aus allen Rohren schießen?
Jedenfalls steht eins fest: Stange ist von der Wohnungseinrichtung begeistert. Fröhlich antwortet er:
„I wo, wenn Besuch auftaucht, praktisch!”, womit er so tut, als ob breite Betten das Normalste der Welt sind.
Maschmann öffnet die nächste Tür, das Zimmer seiner Schwester
„Hier haben wir immer abends gesessen, meine Schwester wollte, dass ich sie besuchte.”
Stange blickt sich um. Ein geräumiges Zimmer. In Fenster zum Strom, sie reichen bis zur Erde, rechts zu den Anhöhen der Elbchaussee .
„Großzügig”, stößt Stange überrascht aus.
Fantastischer Blick! Genuss pur. Was für eine Aussicht. Alles sieht so lustig aus, fröhlich und bunt. Der Gastgeber hat nicht zuviel versprochen!
„Wenn ich ganz oben wohnen würde, ich käme nie vom Fenster weg, ganz sicher nicht!”, gibt Stange von sich, geht von einem zum anderen Fenster. Dreht sich nach allen Seiten. Während er den Strom beinahe ins Zimmer holt, öffnet Maschmann eine Flasche Rotwein.
Flop!
„Sie trinken doch einen kleinen Schluck?”
Stange nickt mit dem Kopf.
„In diesem Umfeld! Natürlich! Sonst selten!”
„Mm!”
Man stößt an, noch im Stehen.
Stange erkennt Hahnöfersand , den Altonaer Anleger, das Kraftwerk in Wedel, die Airbus industrie.
Was für Eindrücke!
„Ja, außerdem gibt’s Tanker, Container, Schuten, Lotsenboote und Ausflugsdampfer, alles!”
„Umsonst, wohlgemerkt!”, sagt Stange.
„Setzen wir uns!”
Wie die Wellen über die Oberfläche rollen, die Deichsteine überspülen, was für ein Wind muss draußen herrschen? Verankerte Boote im Altonaer Hafen werden hin- und hergeschleudert, fast glaubt man, das Schaben der Drähte und Seile an den Masten und gegeneinander zu hören. Wieso liegen die Yachten noch im Wasser? Ende November waren immer alle Schiffe eingelagert.
Maschmann füllt
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