Pink Christmas (German Edition)

dem Deich, am Schönberger Strand, in der Nähe der Seebrücke, befindet sich ein kleines Hotel.
    Die stolzen Besitzer: Jörg und Andrea Berger mit ihrem Sohn Jan.
    Die beiden führen das Haus schon mehr als zwanzig Jahre und haben es zu einem der Besten am Platz gemacht.
    Während Jörg sich um die Küche kümmert, ist Andrea für die Vermietung und Bewirtung der Gäste zuständig.
    Die Begeisterung, die die beiden an den Tag legen, hat sich wie selbstverständlich auf ihren Sohn übertragen.
    Seit fast einem Jahr hat Jörg einen Lehrling in seiner Küche.
    Tom Miebach, ein Dreadhaar in Hopperklamotten. Er ist der Sohn von Frank Miebach, eines guten Freundes und ehemaligen Kollegen, welcher in Köln mit seinem Lebensgefährten ein Hotel besitzt.
    So haben Andrea und Jörg zurzeit einen zweiten „Sohn“.
    Auch Jan kam bisher mit seinem „großen Bruder“ gut klar. Das ändert sich erst, als der Sven Maier, einen 22-jährigen Kunststudenten, kennen lernt.
    Von jetzt auf gleich wurde ihre Gemeinschaft gestört. Haben sie bisher viel gemeinsam unternommen, ist Tom jetzt die meiste Zeit mit Sven, der im Moment seine Semesterferien hat, zusammen.
    Er zeigt ihm, wo was los ist und wo man, wie er meint, die geilsten Schnitten aufreißen kann. Und Tom lässt sich nur zu gerne mitreißen.
    Dass dadurch seine brüderliche Beziehung zu Jan leidet, merkt er gar nicht.
    Die einzigen, die Jans bedrückte Stimmung wahrnehmen, sind Andi und Michael, die beide ganz in der Nähe wohnen, und schon seit Ewigkeiten seine besten Freunde sind.
    Die drei kennen sich schon aus dem Kindergarten. Wie Uhu kleben sie aneinander, jedes Geheimnis wurde geteilt.
    Kurz vor Jans 16. Geburtstag wurden die zwei ein Paar. Das ist jetzt drei Jahre her. Und auch wenn die beiden zusammen sind, so fühlt sich Jan bei ihnen nie wie das berühmte fünfte Rad am Wagen.
    Ganz anders bei Sven.
    Sobald der auftaucht, sinkt seine Freundlichkeit um ein paar Grade und er muss sein schönstes Lächeln aufsetzen, damit niemand sehen kann, wie sehr es ihn schmerzt, Sven und Tom dabei zuzuschauen, wie sie die Mädels abchecken oder schlimmer noch, lachend mit denen am Strand verschwinden. Um später dann, breit grinsend, wieder bei ihm am Tresen einen Drink zu sich zu nehmen.
    Es gibt Tage, an denen Jan froh ist, wenn viele Gäste da sind. Denn oftmals ist er den Tränen nahe, wenn er Tom und Sven zuhören muss. Denn besonders Sven, ein ausgemachter Weiberheld, ist mit seiner Prahlerei nicht unbedingt leise.
    Einzig Andi und Michael können hinter Jans Maske schauen und es tut ihnen weh, den Schwarzhaarigen so verletzt zu sehen.
    Die beiden helfen in den Sommerferien immer wieder gerne beim Kellnern aus.
    So auch an diesem Abend.
    Die zwei haben auf der Terrasse alle Hände voll zu tun und auch Jan kommt mit dem Cocktail mixen kaum hinterher.
    Es ist kurz nach 23.00 Uhr, als sich Tom frisch geduscht und in seinen besten Hopperklamotten zu Jan gesellt.
    „Boah, endlich Feierabend“, stöhnt Tom und lässt sich locker auf einen Barhocker vor dem Tresen fallen. „Ich dachte schon, dass würde heute gar kein Ende nehmen. Machst du mir bitte einen Wodka-Bull?“, richtet er die Bitte an seinen „kleinen Bruder“, der hinter dem Tresen steht.
    „Sicher doch, wenn du noch einen Moment Geduld hast. Erst einmal bekommt die Lady hier noch ihren Sex on the Beach“, gibt Jan lächelnd zurück und zwinkert dem Mädel verführerisch zu.
    Die junge Frau sitzt schon den ganzen Abend bei ihm am Tresen und hat im Laufe der Zeit schon ihre halbe Lebensgeschichte erzählt. Dass sie Lara heißt, 21 Jahre alt ist, seit kurzem von ihrem Freund getrennt und an diesem Wochenende mit ihrer Handballmannschaft den Aufstieg in die Regionalliga feiert.
    Die ganze Zeit flirtet sie schon mit Jan und dieser ist Profi genug, um zu wissen, wie weit er gehen kann.
    „Dein Sex on the Beach. Lass ihn dir schmecken”, damit reicht er ihr den Drink und bereitet dann Toms Bestellung zu. Als er ihm das Glas hinstellt, zieht der ihn ein Stück zu sich und flüstert ihm „die geht aber ran. Die solltest du dir warm halten für heute Nacht, Brüderchen“, ins Ohr.
    Entsetzt schüttelt der Schwarzhaarige seinen Kopf und dreht Tom den Rücken zu.
    In diesem Moment kommen Andi und Michael um die Ecke, dicht gefolgt von Sven.
    „Schau mal, Tom, wenn wir hier für dich aufgegabelt haben“, rufen sie Tom zu und als dieser seinen Freund erblickt, deutet er grinsend auf den Hocker neben sich.
    „Eh,