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Pink Christmas (German Edition)

Pink Christmas (German Edition)

Titel: Pink Christmas (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin C. Skylark
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erfahren – um der Ehre des Fremden und um seiner selbst Willen nicht.

    Lange bevor der erste Sonnenstrahl die trockenen Gräser der Prärie liebkoste, war Tschunka wach. Unter dem ungewohnten Druck des Körpers neben sich hatte er sich die ganze Nacht über nicht bewegt und spürte daher sofort die schläfrige Steifheit seiner Gelenke. Und er spürte noch etwas anderes. Der peinliche Schrecken darüber ließ ihn vollends zu sich kommen. Wohl im Schlaf hatte er sich zwischen die Schenkel des anderen gedrängt und sich an ihm gerieben. Noch immer waren sie beide erregt, das spürte er so deutlich, wie die klebrige Feuchtigkeit zwischen seinen Beinen. Er musste sofort aufstehen, möglichst ohne den anderen zu wecken. Ganz sanft zog er seinen Arm unter dessen Schopf hervor und löste die Verwirrung ihrer Beine auf.
    Fast glaubte er, unbemerkt entschlüpfen zu können, da hörte er den Fremden flüstern: „Es ist nichts geschehen, dessen du dich schämen müsstest.“
    Tschunka erstarrte. Der fremde Krieger sprach seine Sprache, mit starkem Akzent zwar, aber doch gut verständlich! Welche Geheimnisse barg er noch in sich?! Doch er schien schon wieder eingeschlafen zu sein, und Tschunka beeilte sich, der unheimlichen Situation zu entfliehen, und sich zu erleichtern.
    In der Nacht hatte es geschneit und die weiten Grasflächen waren nun mit einem silberweißen Flaum bedeckt, der in den rotglühenden Strahlen der aufgehenden Sonne purpurn glitzerte. Tschunka gefiel dieses Spiel der Flammen, doch er beeilte sich, sein Wasser abzuschlagen, um schnellstmöglich in die Wärme des kleinen Lagers zurückzukommen. Unterwegs sammelte er neues Brennmaterial, um das Feuer, das in der Nacht ausgegangen war, wieder neu entfachen zu können.
    Als er zurückkehrte, hatte der Fremde die Augen geöffnet und schaute ihn unverwandt an. Tschunka hatte sich vorgenommen, ganz ruhig zu bleiben und eine Maske der ausdruckslosen Ungerührtheit aufzusetzen, wie er es als Junge bei den großen Beratungen im Tipi seines Vaters auf den Gesichtern der erfahrenen Krieger beobachtet hatte. Nachdem er das Feuer neu entzündet und sich selbst Hemd und Felljacke wieder übergezogen hatte, ließ er sich mit starrer Miene und hart klopfendem Herzen neben dem Fremden im Grätschsitz nieder und erwiderte dessen Blick durch seine halbgeschlossenen Lider. Eine ganze Weile sagten sie beide nichts. Tschunka wartete und ließ den anderen warten. Es war wichtig, dem Fremden klar zu machen, wer die Situation unter Kontrolle hatte. Und das war immerhin er, Tschunka, Häuptlingssohn der Crows. Auch wenn er der jüngere von beiden war. Er wollte hochmütig, selbstsicher und kalt wirken, doch das neugierige Funkeln in seinen Augen strafte seine Beherrschtheit schon nach kurzer Zeit Lüge.
    Endlich schien der Durst den Stolz des Kriegers zu überwältigen, denn schließlich fragte er mit leiser Stimme: „Würdest du mir noch etwas Wasser geben?“
    Tschunka konnte seinen Akzent noch immer nicht zuordnen. Daher erwiderte er mit kühler Stimme: „Erst, wenn du mir sagst, wer du bist, woher du kommst, und warum du hier bist.“
    Es war das erste Mal, dass Tschunka es wagte, auf die Frage eines Erwachsenen mit einer Gegenfrage zu antworten. Würde der andere seine Forderung und damit ihn als Gleichwertigen akzeptieren? Der Krieger lächelte schwach. Tschunka suchte in seinen seltsam goldbraunen Augen nach Spott oder Zorn, Herablassung oder Misstrauen, doch vergebens. Der Blick des Fremden war klar und fest, als er bekannte:
    „Als Pfandleiher meiner Lebensschuld sollst du wissen, wer dir verpflichtet ist, soweit ich das sagen kann. Ich komme von einem Stamm im Westen. Mein Volk lebt in Langhäusern, nicht in Tipis wie deine Leute. Auch ist das Land bei uns anders: nicht so trocken und heiß im Sommer, sondern saftig grün und bewaldet. Die Luft ist viel feuchter. Und die Winter sind milder.“ Er leckte sich über die trockenen Lippen, und Tschunka spürte, wie ihm beim Anblick der glitzernden Zunge ein Kribbeln über die Kopfhaut fuhr.
    „Und doch bist du von dort fortgegangen, und liegst nun hier, viele Tagesmärsche entfernt, beinahe dem Tod geweiht. Was ist geschehen, dass du deine Heimat verließest?“ Tschunka versuchte, die Sprechweise der Alten nachzuahmen, wenn sie mit seinem Vater, dem Häuptling, berieten oder über alte Zeiten sprachen.
    Abermals lächelte der fremde Krieger, und jetzt schien es Tschunka, als mischte sich Schmerz in seine Züge: „Das zu

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