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Pink Hotel

Pink Hotel

Titel: Pink Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Stothard
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wiedererkennen. Ich
ließ die geklaute Marilyn Monroe am Bordstein stehen, eine winzige wächserne
Anhalterin, und stieg in den nächsten Bus in Richtung Venice Beach.
    An diesem Nachmittag unter der Woche war die Promenade ziemlich
leer, nur ein paar Surfer und [137]  Sonnenanbeter verteilten sich über den Strand.
Es war ein Montag, zehn Tage nach der Totenwache. Aus der Entfernung sah das
Hotel genauso aus, wie ich es in Erinnerung hatte – mit rosa verputzten Wänden
und hellgrünen Fensterrahmen. Die Feuertreppe wand sich an der dem Strand
zugewandten Seite hinab, und die Worte »The Pink Hotel« waren in verblasstem
Minzgrün seitlich aufgemalt. Am Sockel entdeckte ich Graffiti, was mir zuvor
nicht aufgefallen war, und als ich mich vorsichtig näherte, stellte ich fest,
dass nirgends in den Fenstern Licht brannte. Schließlich stand ich direkt an
der Mauer neben der Tür und sah, dass die Fenster im Erdgeschoss von innen mit
Pappe verdeckt und die Eingangstür mit Brettern vernagelt war. Ein ebenfalls an
der Tür befestigtes rostiges Metallschild verwehrte den Zutritt. Ich hatte
vorgehabt, einen Blick durch die Tür oder die Fenster zu werfen, um Richard in
der Lobby zu sehen, und war darauf gefasst zu verschwinden, falls er zufällig
herauskam und vor der Tür mit mir zusammenstieß. Durch die Fenster im
Erdgeschoss war nichts zu erkennen. Als ich nach einer Weile bemerkte, dass
eine Kellnerin im Café auf der anderen Straßenseite zu mir herüberschaute, trat
ich ein paar Schritte zurück. Offenbar stand das Hotel inzwischen leer. Ich
berührte noch einmal kurz die pinkfarbenen Mauern. Vor der Tür lagen
Zigarettenkippen herum, eine Fensterscheibe war zerbrochen. Ich musste daran
denken, wie ich mich vor zehn Tagen mit dem Gewicht von Lilys Koffer in der
Hand aus der Eingangstür geschlichen hatte. Mit ihrem grünen Feuerzeug zündete
ich mir eine [138]  Zigarette an, die ich langsam draußen auf der Straße rauchte,
die Blicke der Kellnerin im Rücken. Dann trat ich die Zigarette neben den
anderen auf dem Asphalt vor der verrammelten Tür aus und überquerte die Straße
in Richtung Café. Seltsam, dass mir die ganze Umgebung noch vor zehn Tagen
vollkommen fremd gewesen war, während sie mir jetzt fast schon vertraut
erschien: der Geruch nach Sand und heißem Asphalt, die schwankenden Palmen auf
der Strandseite, die Obdachlosen, die sich in ihre Lumpen schneuzten, gestützt
auf Einkaufswagen voller Plastiktüten, das Meer.
    Eine Glocke klingelte, als ich die Tür des Alchemy Café gegenüber
dem Pink Hotel aufstieß. Das Café hatte in etwa die gleiche Größe wie das von
Dad zu Hause, auch die Einrichtung war ähnlich: an einem Ende die
Sandwichtheke, bunt zusammengewürfelte Tische, die bohemehaftes Chaos
suggerieren sollten, tatsächlich aber auf genau diesen Effekt hin im Raum
verteilt waren. Die Kellnerin, die mir zulächelte, hatte das braune Haar zu
kleinen Zöpfen gebunden. Ihre Augenbrauen waren dicht und schwarz; um den Hals
trug sie ein schmales silbernes Kruzifix.
    »Hi«, grüßte ich, während ich am Fenster Platz nahm und das
leerstehende Hotel gegenüber nicht aus den Augen ließ. »Kann ich einen
Vanille-Milchshake haben?«
    »Milchshake kommt sofort«, sagte die junge Frau mit den Zöpfen und
den buschigen Augenbrauen, dieselbe, die mich zuvor beobachtet hatte. Das Café
war offensichtlich ein Familienbetrieb, denn eine zweite Frau mit ebensolchen
Augenbrauen und einem Kruzifix um den [139]  Hals, vielleicht Mutter oder Tante,
zählte an der Kasse gerade die Einnahmen. In der Luft hing der vertraute Geruch
von Toastbrot und gemahlenen Kaffeebohnen, und die Wände waren fleckig von
Fettschwaden, genau wie in Dads Café. Während die jüngere Kellnerin hinten den
Milchshake zubereitete, fing ich den Blick der älteren Frau auf und lächelte
ihr zu.
    »Haben Sie noch einen Wunsch?«, fragte sie.
    »Wissen Sie, warum das Hotel gegenüber geschlossen ist?«, versuchte
ich es.
    »Probleme mit der Geschäftsführung«, sagte sie. »Die eine
Geschäftsführerin ist vor einer Woche gestorben, und ein paar Tage später haben
sie die Fenster verrammelt.«
    »Wie lange nach ihrem Tod haben sie das
Hotel geschlossen?«
    »Vielleicht drei oder vier Tage nach der Totenwache?«
    »Haben Sie die Geschäftsführer gekannt?«
    »Wir hatten keinen näheren Kontakt mit ihnen, wenn Sie das meinen.
Haben Sie mal dort gewohnt?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Es hatte einen ziemlichen Ruf«, sagte sie.
    »Was

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