PinkMuffin@BerryBlue. Betreff: FernWeh (German Edition)
geben.«
»Verstehe ich nicht.«
Wieder sehe ich ein winziges Lächeln um seine Lippen spielen. (Oh Mann! Jetzt drücke ich mich schon genauso geschwollen aus!)
»Die meisten Ausländer verstehen es nicht. Wir Japaner schätzen es nicht, wenn wir unser Gesicht verlieren. Vor allem dann nicht, wenn –«
»Wenn?«, frage ich, als er zögert.
»Wenn man mit seinem Gesicht auch gleich den ganzen Kopf verliert.«
Ich schlucke, denn in meinem Magen tanzen die Sushi-Röllchen Rumba.
» Das verstehe ich«, bringe ich heraus. »Ist Herr Hashimoto denn –«
»Hashimoto-san ist ein wohlhabender und einflussreicher Mann.«
»Dann passt er ja zu Herrn von Hardenberg.«
»Genauso ist es. Darum ist es ihm auch eine große Freude, mit Ihnen ein Geschäft abschließen zu dürfen, verehrter Hardenberg-san.«
»Das will er?«
»Das will er.«
Ich muss an Kuhlhardt denken. Er wiederholt doch auch immer jede Frage, die man ihm stellt. Du kannst Dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich mir unseren raubeinigen Privatdetektiv in diesem Augenblick in mein Hotelzimmer gewünscht habe.
»Alles Weitere möchte Hashimoto-san mit Ihnen bei einem traditionellen japanischen Dinner besprechen. Ich werde Sie rechtzeitig abholen und begleiten.«
»Dinner?«, rufe ich. »Gibt es da etwas zu essen?«
»Selbstverständlich. Hashimoto-san möchte Sie mit sämtlichen Köstlichkeiten bekannt machen, die die japanische Küche zu bieten hat. Haben Sie schon einmal Nacktschnecken gegessen? Oder Seegurken? Oder Ikizakana?«
»Ikizakana? Was ist das?«, frage ich vorsichtig.
»Fisch.«
»Fisch ist gut. Den nehme ich.«
»Er ist allerdings roh – und zuckt noch ein wenig, wenn Sie ihn verzehren, Hardenberg-san.«
Mein Magen dreht sich, ich lasse mich rücklings auf mein Bett fallen und atme tief durch.
Als ich mich aufrichte, ist Suzuki verschwunden.
Sekunden später steht meine lächelnde Sushi-Geisha, die gar keine Geisha ist, in der Tür. Bevor sie mir auch noch zuckenden Fisch holen lässt, werfe ich mich geistesgegenwärtig wieder auf mein Bett zurück und stelle mich tot, bis Suzuki-san mich erlöst.
Er zieht mich aus dem Zimmer, an den Bodyguards vorbei und schiebt mich in einen Aufzug. Wir halten in irgendeiner Etage, laufen irgendeinen Gang entlang, bis wir durch irgendeine Tür in ein japanisches Restaurant kommen. Die Tische dort erinnern mich an Lipinski. Zumindest haben sie genauso kurze Beine wie ein Basset.
An einem der Tische sitzt Hashimoto locker auf einem Sitzkissen auf dem Boden. Ich frage mich, wie er das bei seiner Figur macht.
Suzuki deutet mit einer Verbeugung auf den freien Platz gegenüber von Hashimoto. Ich breche mir fast die Beine, als ich versuche, beim Hinsetzen nicht den Tisch umzuwerfen.
Kaum habe ich es geschafft, beginnt um uns herum ein geschäftiges, aber absolut lautloses Gewusel. Mindestens ein Dutzend dienstbare Geister versorgen uns lächelnd, leise und pfeilschnell mit den Köstlichkeiten der japanischen Küche. Nach dem Seeigel habe ich aufgehört zu fragen, was ich da esse. Glaub mir, MAX, Dein Vater müsste mir eigentlich dankbar sein, dass ich das für ihn übernommen habe. Erst die Kochkünste des Kopiloten, dann die Sushi-Folter und als Krönung die japanischen Köstlichkeiten. Wenn ich durch die Geburtstagsfeiern bei meiner Tante Lisbeth nicht so abgehärtet wäre, hätte ich das garantiert nicht überstanden.
Verzweifelt suche ich zwischen den herumwuselnden Bediensteten Suzuki, um ihn zu fragen, wie man Hashimoto erklären kann, dass man satt ist, ohne sein Gesicht oder seinen Kopf zu verlieren. Der scheint sich allerdings in Luft aufgelöst zu haben.
Doch ebenso lautlos, wie er verschwunden ist, steht Suzuki plötzlich neben mir und hält mir einen Stapel Papiere unter die Nase.
»Hashimoto-san möchte dieses Festmahl mit der Besiegelung der Zusammenarbeit zwischen ihm und dem verehrten Hardenberg-san krönen«, säuselt er mir ins Ohr. »Eine Zusammenarbeit, auf die noch Generationen Ihrer Nachfahren mit Stolz zurückblicken werden.«
»Ich soll also was unterschreiben?«, frage ich zurück.
»Hardenberg-san ist so klug, wie es jeder von ihm berichtet«, sülzt Suzuki weiter.
»Darf ich dann aufhören zu essen?«
Suzuki nickt kaum merklich. »Nach der Unterschrift wird nur noch das Dessert gereicht.«
»Traditionelle japanische Köstlichkeit?«
»Apfelstrudel – zu Ehren von Hardenberg-san.«
Ich nehme ihm die Papiere aus der Hand und unterschreibe. Ich weiß, man soll
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