PinkMuffin@BerryBlue. Betreff: FernWeh (German Edition)
gelaufen sind. Sieht man nur noch in alten Filmen.
Also sag ich: »Sie müssen eine Ausnahme machen! Unsere Mitarbeiterin hat gerade für Herrn Kimura ein Päckchen abgegeben. Er braucht es dringend. Es ist seine Medizin. Er muss sie sofort einnehmen.« (Wenn mir das früher eingefallen wäre, hätte ich keine Seife gekauft, aber da hatte ich diese Idee noch nicht.)
Die Dame zögert, also setze ich nach: »Wenn Sie nicht sofort Herrn Kimura ausrufen lassen, übernehmen Sie die Verantwortung für seinen Gesundheitszustand. Ich führe schließlich nicht zum Spaß solche Telefonate.«
An der Stelle fragt die Rezeptionsdame, wer ich sei, und ich sage: »Hier ist Frau Dr. Uhlenhorst von der Eulen-Apotheke. Und bitte richten Sie Herrn Kimura aus, er soll die Einnahme alle zwei Stunden wiederholen. Vielen Dank!« Dann fällt mir noch etwas ein: »Ach, er soll sich nicht an der Verpackung und an der Form der Tabletten stören, wir machen sie gerade konsumentenfreundlicher und attraktiver. Das ist unser erster Testlauf mit dem überarbeiteten Produkt.«
Dann hab ich aufgelegt, tief durchgeatmet und gehofft.
Hat geklappt, Kimura wurde ausgerufen. Er kam mit seinem Kompagnon zur Rezeption und da wurde mir klar, wieso der kleine Toyota Schlagseite gehabt hatte: Kimura ist groß und fett und zwingt sicher jedes Auto, in das er sich setzt, in die Knie und sein Kumpel, Fujikawa, ist ein kleines, mickriges Männlein, bestimmt nicht schwerer als ’ne Packung Toastbrot. Die Dame an der Rezeption überreichte Kimura das Päckchen mit der Seife und ein Glas Wasser. Sie hat ihre Aufgabe so ernst genommen, dass sie ihn nötigte, auf der Stelle ein kleines Fischseifenstück zu schlucken. Er schien Schwierigkeiten beim Schlucken zu haben, die Dinger sind aber auch einfach zu groß zum Schlucken! Aber ich denke mal, da Japaner gewohnt sind, rohen Fisch zu essen, hat ihn zumindest die Form nicht weiter stutzig gemacht. Vielleicht ist er auch nicht gerade der Hellste. Allerdings wird er jetzt bestimmt in Japan herumerzählen, dass unser Sushi ziemlich seifig schmeckt.
Dann verschwanden die beiden in Richtung Aufzug. Wahrscheinlich sind sie ins Zimmer gegangen, weil Kimura von der Seife schlecht geworden ist. Hoffentlich nimmt er nicht wirklich alle zwei Stunden ein Stückchen Seife.
Also, ich kann nur hoffen, dass Du bald hier auftauchst, ich hab nicht mehr allzu viel Zeit, ich muss nämlich in einer Stunde bei meiner Großmutter sein. Sie hat regelmäßig einen »Jour fixe«, wo sich literaturinteressierte Langweiler treffen, und sie hat darauf bestanden, dass ich erscheine. Ich hab ihr versprochen, dass ich komme, schließlich hat sie ja unsere Schweine gerettet. Ich bin ihr also was schuldig.
Und du beeil Dich, dann sehen wir uns!
Gruß,
MAX (clever, smart und gut aussehend. Ich bin sehr stolz auf mich!)
PS: Ich find’s spannend, ist echt FUN!
Von: BerryBlue
An: PinkMuffin
Betreff: Sei vorsichtig!
MAX!
Fun? Spannend? Das kann gefährlich sein! Sei bloß vorsichtig! Ich komme, so schnell ich kann! Endlich treffen wir uns!
Ich freu mich schon!
Berry
Von: BerryBlue
An: PinkMuffin
Betreff: Wo bist Du?
Hi, MAX,
wo bist Du? Ich stehe in der Lobby von diesem Superhotel und tippe auf meinem mobile office herum. Ich fühle mich echt unwohl. Und nicht nur, weil hier eine Übernachtung wahrscheinlich mehr kostet, als meine Eltern in einem Monat verdienen. Ich hab wohl auch nicht die richtigen Klamotten an. Jedenfalls werde ich ständig mit abschätzigen Blicken begutachtet. Ich hoffe, es ist alles in Ordnung mit Dir! Wenn Du in der Nähe bist, komm bitte schnell! Ich warte noch fünf Minuten, dann gehe ich wieder.
Bis bald!
Berry
Von: PinkMuffin
An: BerryBlue
Betreff: Lauf, Berry, lauf!
Berry, wenn Du die Japaner noch nicht getroffen hast, versteck Dich, geh auf Tauchstation, nimm die Beine in die Hand und renn!
Erklärung folgt später.
MAX
Von: BerryBlue
An: PinkMuffin
Betreff: Komm doch rauf!
Wo bist Du, MAX? Noch im Hotel? Und warum soll ich verschwinden?
Selbst wenn ich wollte, könnte ich es nicht. Ich bin nämlich mit den beiden Japanern in ihrem Zimmer.
Aber am besten ich erzähl erst mal der Reihe nach.
Ich war schon auf dem Weg nach draußen, weil Du immer noch nicht gekommen bist, da begegnen mir zwei Japaner in der Drehtür. Ich habe sie sofort erkannt: einer dick, der andere dünn.
Ich habe noch einen Augenblick überlegt, ob ich schnell
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