PinkMuffin@BerryBlue. Betreff: LiebesWahn (German Edition)
nicht mehr«, flüstert meine Mutter noch leiser. »Außerdem hat sie sich auf unsere Anzeige hin beworben.«
»Ihr habt eine Anzeige aufgegeben, um für mich eine Freundin zu finden?«, schreie ich panisch.
Meine Mutter stammelt verwirrt: »Nein, wir haben eine Anzeige für ... Sollen wir für dich ...?«
Da kapiere ich endlich. »Eine Bewerberin für die Stelle als Serviererin?«
Ich habe ja schon erwähnt, dass unsere alte Serviererin weg ist, weil sie ein Kind bekommen hat. Na ja, ist ja auch egal. Jedenfalls suchen meine Eltern deshalb eine neue Serviererin. Mir ist das recht. Dann habe ich weniger Arbeit – und weniger Stress.
»Und?«, frage ich deshalb. »Ist sie gut?«
»Ich weiß nicht. Ich habe sie eingestellt.«
»Du weißt nicht, ob sie gut ist, und stellst sie trotzdem ein?«
Meine Mutter nickt mit traurigem Walkürenbällchen-Gesicht. »Sie wollte gleich anfangen. Sie war auch die einzige Bewerberin – und ich hatte ein wenig Angst, sie abzulehnen.«
»Wieso denn das?«
»Sieh sie dir selbst an, Berry – aber sei vorsichtig. Sag nichts Falsches!«
Während ich in den Gastraum gehe, erwarte ich eine Mischung aus Frau Mahlzahn und Medusa zu Gesicht zu bekommen. Ich bin fast enttäuscht, dass sie eigentlich ganz normal aussieht: nicht sehr groß, aber ziemlich drahtig, das Alter ist schwer zu schätzen. Auf jeden Fall hat sie die besten Jahre hinter sich, also locker über dreißig. Mich wundert allerdings, dass sie schon die Serviererinnenkluft trägt – weiße Bluse, schwarzer Rock, weißes Schürzchen – und auf unsere Omas einredet.
»Ich bin die Neue, meine Damen«, sagt sie mit einer erstaunlich tiefen Stimme. »Kassandra. Immer zu Diensten. Kaffee, Kuchen und Rat in allen Lebenslagen!«
»Guten Tag«, sage ich vorsichtig.
Langsam wendet sie den Kopf und sieht mich an. Dieser Blick! Echt, MAX, in dem Augenblick dachte ich, Kuhlhardts Schwester steht vor mir.
Sie mustert mich von oben bis unten. Dann entspannt sich ihr Gesicht. »Was kann ich für Sie tun, junger Mann? Kaffee? Kuchen? Oder ein kleiner Imbiss?«
»Nein danke, ich möchte nichts.«
Ihr Blick wird strenger. »Was wollen Sie dann hier?«
»Ich bin Berry, ich gehör dazu«, sage ich Trottel. Wahrscheinlich war ich doch ein bisschen eingeschüchtert.
Der strenge Blick verschwindet und sie strahlt mich an. »Berry! Sie sind der Sohn! Ihre Mutter hat mir von Ihnen erzählt! Sie sind ja tatsächlich ein sehr – netter junger Mann!«
»Danke. Sie können gern Du zu mir sagen«, rutscht es mir heraus.
Wie gesagt, meine Mutter hatte mich irgendwie total verunsichert.
Die steht mittlerweile hinter mir. »Frag sie doch mal nach ihren Hobbys«, flüstert sie mir zu.
»Wie?«
»Hobbys.«
Ich muss nicht fragen, Kassandra hat meine Mutter gehört. Sie kommt einen Schritt näher und zwinkert mir zu.
»Kampfsport.«
»Was?!«
»Kampfsport ist mein Hobby. Judo, Karate, was du willst. Aus meinen schwarzen Gürteln könnte ich mir eine Patchworkdecke nähen! Wenn mir ein aufdringlicher Typ zu nahe kommt, hat er nichts zu lachen. Das kannst du mir glauben, Berry!«
Ich schlucke und höre verhaltenen Applaus von unseren Stammomas. Die haben natürlich schon ihre Hörgeräte auf uns eingepeilt. Bestimmt sind sie froh über die Abwechslung. Sonst passiert ja auch nicht viel Aufregendes in unserem Café, außer dass vielleicht mal versehentlich ein Gebiss auf einen Kuchenteller fällt.
»Und nun, meine Damen, sagen Sie mir doch bitte, was ich noch für Sie tun kann!«, ruft Kassandra in die Runde.
Und tatsächlich strecken sich an allen besetzten Tischen die Hände in die Höhe.
»Vielleicht ist sie ja ganz gut fürs Geschäft«, flüstere ich meiner Mutter zu.
Die nickt. »Das wäre schön. Können wir gut gebrauchen.«
Eigentlich hätte ich ja gehen können, denn außer unseren Stammomas hatte sich, wie gesagt, kaum ein Gast in unser Café verirrt. Doch ich bin geblieben. Warum, weiß ich nicht so genau. Wahrscheinlich war ich neugierig, wie Kassandra sich macht. Außerdem mochte ich sie, gleich vom ersten Augenblick an – und nicht nur, weil sie einen Blick wie Kuhlhardt draufhat.
Während ich sie beobachte, stelle ich fest, dass sie sehr geschickt ist – und schnell – und freundlich. Sie macht diesen Job sicher nicht zum ersten Mal.
»Kampfsport«, sage ich nach einer Weile mehr zu mir selbst. »Das kann ich mir bei Kassandra gar nicht vorstellen.«
Meine Mutter seufzt hörbar. »Du hast doch gehört, was sie
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