Pioniere des Kosmos
Anfang nächster Woche warten könnten, hätten Sie Gelegenheit, an unserem traditionellen Abschieds- und Einstandsbankett teilzunehmen. Dann übernimmt Admiral Taraki die Basis hier für die nächste Periode, und Admiral Showell geht nach Hause.« Der General blickte an Mark vorbei zu Showell. »Wie ist es damit, Jaseth? Hast du schon versucht, Mr. ten Roos zum Bleiben zu überreden?«
»Ich glaube nicht, daß ich es könnte«, sagte Showell.
»Natürlich«, murrte der General in freundschaftlichem Vorwurf. »Dir ist jetzt alles egal. Du kannst nach Hause. Aber was sollen wir sagen, die wir bleiben müssen?«
»Nimm’ es nicht zu schwer, Johnny«, sagte Jaseth. »Du hast nur noch vier Monate vor dir, dann kommst du auch an die Reihe.«
»Vier Monate! Zwei Drittel einer Dienstperiode! Und du redest, als ob es drei Tage wären!«
Jaseth Showell lachte und wandte sich ab, um mit Ulla zu sprechen.
»Ihm ist es gleich«, sagte der General, sich vertraulich zu Marks Seite lehnend. »Nun, ich kann es verstehen. Wenn meine Zeit hier um ist, werde ich auch drei Kreuze machen. Aber bis dahin heißt es Dienst, Dienst und noch mal Dienst, dank Ihnen und Ihrer Meda V’Dan.«
»Wieso?« fragte Mark mit einem verwunderten Blick. Der General mußte während der letzten Stunden vor dem Essen die Bekanntschaft von mehr als einem Rumcocktail gemacht haben; sein alkoholbefrachteter Atem schlug Mark aus dieser konspirativen Distanz voll ins Gesicht.
»Seit Sie die beiden Renegatenschiffe festnagelten und damit Aufsehen erregten, sind Regierung und Oberkommando aktiv geworden«, sagte der General. »Die Stabschefs haben am grünen Tisch neue Dienstpläne ausgebrütet. Jetzt haben wir Patrouillenübungen, Luftlandemanöver, Gefechtsübungen, Alarmübungen, alles mögliche. Ich bin der letzte, der etwas gegen eine einsatzbereite Flotte hätte – ganz im Gegenteil! Aber Patrouillenübungen in Geschwaderstärke! Können Sie sich eine Bande von MVD-Renegaten vorstellen, die den Mut haben würde, ein ganzes Flottengeschwader auf Patrouille anzugreifen? Nicht mal eine Kette! Solche Sachen haben wir ihnen vor dreißig Jahren abgewöhnt. Außerdem – ich sollte Ihnen das nicht sagen, vertrauliche Information, aber Sie sind ja auf unserer Seite – haben wir die MVD-Autoritäten bereits wissen lassen, daß es wegen dieses Überfalls auf Ihre Station einen großen Stunk gegeben hat, und daß sie diesmal gut daran täten, ihre Renegaten für eine Weile niederzuhalten.«
»Was meinen Sie?« sagte Mark. »Glauben Sie, daß die Meda V’Dan es tun werden?«
»Wieso, natürlich!« Der General dämpfte seine Stimme noch mehr. »Sie wissen so gut wie ich, Mr. ten Roos, daß es damit in der Praxis seine Schwierigkeiten hat, weil sie nicht in der Lage sind, ihre Renegaten unter dem Daumen zu halten, selbst wenn sie es wollen. Wir wissen das. Sie wissen, daß wir es wissen. Und gewöhnlich kommen wir wunderbar miteinander aus. Mein Gott, kein vernünftiger Mensch regt sich auf, wenn hin und wieder eine Station überfallen und ausgeplündert wird – sagen wir, zwei oder drei im Jahr. Das ist statistisch unerheblich und in einem so ausgedehnten Grenzbereich kaum zu vermeiden. Nehmen Sie es mir nicht übel, ich weiß, daß Sie selbst eine Station haben. Aber Sie haben auf der Erde studiert und besitzen den weiten Horizont des Gebildeten. Denken Sie an die Geschichte. Selbst auf der engen kleinen Erde ist es nie gelungen, die Piraterie zu Wasser und in der Luft völlig zu beseitigen. Sie wissen, daß wir wegen zwanzig oder dreißig Todesopfern im Jahr nicht einen Krieg vom Zaun brechen können, mit allen unabsehbaren Folgen.«
»Ich habe es gesehen.«
»Ich weiß, für Sie liegt in diesem Problem viel persönliche Bitterkeit verborgen. Aber wenn es um Leben oder Tod von Millionen oder gar Milliarden Menschen geht, sind Einsicht und ein Gefühl für Proportionen unerläßlich. In meinen Augen ist es besser, wir halten uns frei von Emotionen und sehen die Dinge vernünftig. Lassen wir die Fremden von Zeit zu Zeit ein bißchen knabbern, und sie werden nicht hungrig genug, um einen großen Bissen zu nehmen. Dafür müssen sie mit uns Ballspielen. Das ist einfach gesunder Menschenverstand. Richtig?«
»Richtig«, sagte Mark.
»Und diese MVD haben gesunden Menschenverstand, wenn es um ihre eigenen Interessen geht«, sagte der General. »Sie mögen keine Menschen sein, aber gesunden Menschenverstand haben sie. Können Sie mir die Weinflasche dort
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