Pioniere des Kosmos
Mark sagte: »Dazu möchte ich mich jetzt nicht äußern.«
Wieder schüttelte sie ihren Kopf. Dann hellte ihre Miene sich auf, und sie sagte: »Aber die Kolonisten, die Sie ausbilden, sind weit davon entfernt, mit Kriegsschiffen umgehen zu können, schon gar nicht in einer Schlacht draußen im Raum.«
»Geben Sie ihnen noch einen Monat«, sagte Mark kurz, »und sie werden gut genug sein – für meine Zwecke.«
Er drehte sich um und ließ sie stehen. In diesen Tagen fühlte er sich zwischen dem Wunsch, mit ihr zu sein, und dem Wunsch, sie zu meiden, hin und her gerissen. Das Resultat war, daß er sich so viel wie möglich in Arbeit vergrub, und mit einer Ausnahme kam niemand an die Zahl seiner täglichen Arbeitsstunden heran.
Diese Ausnahme war Jarl Rakkal. Wenn er ein Problem anging, tat er es mit bohrender Unnachgiebigkeit, aber es war zugleich eine glatte, umsichtige und effiziente Unnachgiebigkeit, die ihn nie zu erschöpfen schien. Fünf Stunden Schlaf schienen ihm zu genügen, und während der übrigen fünfzehn Stunden des zwanzigstündigen Garnera-Tags gönnte er sich kaum eine Ruhepause.
Er arbeitete Pläne aus, dann fuhr er zu dem Ort, wo die Pläne verwirklicht wurden, sprach mit den Leuten, erklärte, spornte an und überwachte jede Phase, bis alles zu seiner Zufriedenheit getan wurde. Er hatte nicht übertrieben, als er Mark auf seine Fähigkeiten im Umgang mit Menschen hingewiesen hatte. Er hatte den landwirtschaftlichen und den handwerklich-industriellen Sektor umgekrempelt und in Kooperativen organisiert, mit sicherem Blick die richtigen Leute für verantwortliche Posten ausgewählt und die ehedem lethargischen Kolonisten dazu gebracht, die Produktion auf das Dreifache der früheren Rate zu steigern. Er hatte sogar Age Hammerschold zum Leiter der Möbelfabrik gemacht und so lange auf den alten Mann eingeredet, bis dieser von seiner unbändigen Energie angesteckt worden war.
Im formalen Sinn war Jarl noch immer ein Kolonist, aber durch Leistung und schiere Anstrengung war es ihm gelungen, sich unentbehrlich zu machen. Unter den Kolonisten genoß er höchstes Ansehen, und mit Ausnahme einiger Neider zweifelte niemand mehr daran, daß er neben Horace Hubble der wichtigste Mann in der Kolonie war – in den Augen der meisten noch wichtiger als Mark, dessen Aktivität sich in den vergangenen Monaten mehr und mehr auf militärische und auswertige Angelegenheiten verlagert hatte. Jarl Rakkal war wie ein Hochwasser führender Huß, der alles in Bewegung brachte, was in seine Bahn kam. Vier Monate nach seiner Ankunft hatte er sich auf der ganzen Linie durchgesetzt und alle – wieder mit Ausnahme einer einzigen Person – gaben ihm widerspruchslos nach.
Die Ausnahme war Brot. Am Felsen des Stationsdirektors brachen und teilten sich die unwiderstehlichen Wasser von Jarls Willen.
»Sie sind ein glatter Bastard«, hatte Brot ihm bei ihrem ersten Zusammentreffen mit der ihm eigenen derben Offenheit bedeutet. »Und ich mag keine glatten Bastarde. Bleiben Sie mir aus dem Weg, und es wird keine Schwierigkeiten geben.«
Obwohl es sonst nicht Jarls Art war, aufzugeben, wenn jemand ihm Widerstand entgegensetzte, hatte er die Warnung des älteren Mannes beherzigt und nie versucht, ihn zu beeinflussen oder ihm Kompetenzen abzujagen. Statt dessen hatte er sich angewöhnt, nach Möglichkeit einen Bogen um Brot zu machen. Und es hatte keine Schwierigkeiten gegeben.
In einer Weise war es ein Kompliment, das Jarl keinem anderen machte – nicht einmal Mark. Mark selbst hatte ein zwiespältiges Verhältnis zu ihm. Oft sagte er sich, daß es unmöglich wäre, Jarl nicht zu mögen, wenn der Mann einen Funken von echter menschlicher Wärme und Anteilnahme hätte. Aber da war nichts. Jarls Sinnen und Trachten begann und endete mit ihm selbst.
Mark konzentrierte sich in den folgenden Wochen auf das Ausbildungsprogramm der neuen Schiffsbesatzungen. Obwohl sie mittlerweile die wenigen einfachen Manöver beherrschten, die ihnen abverlangt wurden, reichte ihr Können noch nicht für den Ernstfall einer Konfrontation mit den Meda V’Dan aus. Diese Verzögerung gegenüber seinen ursprünglichen Plänen bereitete Mark zunehmend Kopfzerbrechen. Dank Jarls unermüdlicher Initiativen und günstiger Witterung stand eine ausgezeichnete Ernte bevor. Die Erträge würden mehr als ausreichen, um die Kolonie über den Winter zu bringen, dessen Beginn jetzt weniger als drei Monate entfernt war. Aber weil die Ernte so gut war, brachte
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