Pirat des Herzens
opfern - so sehr Wir den Kopf dieses Schurken haben wollen.« Sie verschwieg, daß sie gar nicht über die Mittel verfügte, um eine solche Operation zu finanzieren, es sei denn, sie zog sie von dringenderen Vorhaben ab.
Hawke straffte die Schultern. Wut und Enttäuschung spiegelten sich in seinem Gesicht. Und ohne um Entlassung zu bitten, machte er auf dem Absatz kehrt und verließ den Raum. Elisabeth seufzte und verfluchte im stillen Liam O’Neill. Schließlich wandte sie sich mit tränenfeuchten Augen an Cecil. »Wie konnte er mir das antun?«
Cecil nahm ihre Hand. »Liebste Elisabeth, der Pirat weiß, daß er Euch nicht bekommen kann. Und als Mann muß er seine Lust befriedigen. Aber er ist Euch sehr zugetan, Bess.«
»Pah!« schnaubte Elisabeth verächtlich, hoffte jedoch, daß Cecil recht hatte. »Was mag er wohl als nächstes tun? Wird er sie heiraten?«
Cecil blickte sie forschend an. »Für den Papst hat die Eheschließung zwischen Hawke und Katherine keine Gültigkeit, da sie nicht nach katholischem Ritual vollzogen wurde; O’Neill könnte sich also jederzeit katholisch mit Ihr trauen lassen.«
Elisabeth erbleichte und ballte die Fäuste. »Und der Papst würde die Trauung auch noch persönlich vollziehen«, zischte sie. »Nur um mir eins auszuwischen!«
»Zumindest würde er dem Paar seinen Segen geben«, nickte Cecil zustimmend. Königin Elisabeth war vor einem Jahr exkommuniziert worden. Der Papst hatte zu diesem Mittel gegriffen, um die katholische Abspaltung in Schottland zu unterstützen. »Allerdings ist Liam Protestant.«
»Sein Vater war Katholik. Der Schurke könnte ohne weiteres zum anderen Glauben übertreten.« Elisabeth ging ruhelos auf und ab. »Wenn er sie heiratet, haben wir den Beweis, daß er mit FitzGerald konspiriert. Mehr Beweise brauchen wir nicht.« Sie fuhr zu Cecil herum. »Ich werde niemals meine Zustimmung zu Katherines Scheidung von John Hawke geben, selbst wenn Liam sie heiraten wollte!«
William neigte den Kopf.
»Was werden wir tun?« fragte die Königin.
»Wir warten«, entgegnete Cecil. »Wir warten ab, wie die Dinge sich entwickeln.« Cecil wußte allerdings nur, was nicht zu erwarten war. O’Neill war viel zu klug, um sich die Finger zu verbrennen. Cecil wußte nicht, was von O’Neill zu erwarten war.
Hawke achtete nicht auf die Blicke der Höflinge, die ihn neugierig musterten, als er durch die Korridore des Palastes eilte. Manche bemitleideten ihn, andere waren schadenfroh. Einige Herren, die seinen wachsenden Einfluß mit Eifersucht und Mißgunst verfolgten, lachten hämisch hinter ihm drein. Auch diese Affen ignorierte er, sonst hätte er einen von ihnen aufspießen müssen, und seine Königin hätte ihn in den Tower geworfen.
»Sir John?«
Hawkes Herz setzte einen Schlag aus. Er verlangsamte seine Schritte.
»Sir John?«
Er verharrte und drehte sich nach der zierlichen Gestalt von Lady Juliet um. Und als er sie sah, vergaß er seinen Kummer und Zorn. Sie hatte geweint. Ihr süßes Gesicht war fleckig und ihre Nase gerötet. »Lady Stratheclyde«, grüßte er und verbeugte sich zackig.
Sie drückte ein durchweichtes Taschentuch an die Nase und verhaspelte sich beinahe beim Sprechen. »Ich wollte Euch nur sagen, wie leid es mir tut, sehr leid sogar.«
Er blickte sie wortlos an.
»Und... ich mache mir große Sorgen um Katherine!« Tränen liefen über Juliets Wangen.
Hawke konnte dem Drang kaum widerstehen, sie in die Arme zu schließen. »Ich weiß Eure Besorgnis zu schätzen«, entgegnete er ziemlich schroff.
»Was wird nun geschehen?«
Hawke blickte sie an, sah aber nicht Juliet, sondern seine schöne Braut - in den Armen von Liam O’Neill. Und er sah keine Vergewaltigung. Bei Gott! O’Neill war ein gutaussehender Bursche, ein Frauenheld. Konnte Katherine ihm widerstehen?
»Mylord?« fragte Juliet zaghaft.
Hawke verdrängte seine eifersüchtigen Gedanken. Wie hübsch Juliet aussah, obwohl sie geweint hatte. »Nichts wird passieren«, antwortete er knapp. »Die Königin verweigert mir Truppen und Schiffe, und mir fehlen die Mittel, um die verdammte Insel zu stürmen, auf der er sich verkriecht.«
Juliet hielt den Atem an.
Hawke machte erneut eine knappe Verbeugung. »Danke für Eure Anteilnahme«, sagte er und wandte sich zum Gehen. Doch sie legte ihm die Hand auf den Ärmel. Langsam drehte er sich zu ihr um.
»Ich weiß nicht, ob Euch das hilft«, sagte sie errötend. »Aber ich bin sicher, daß O’Neill ihr nichts Böses antut. Er
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