Pirat des Herzens
gebeten.
Es klopfte, Katherine sprang auf.
Anne trat ein, Katherine verriegelte die Tür, die beiden Frauen umarmten sich. »Ich freue mich so sehr, dich zu sehen, Katherine. Ich habe mir große Sorgen um dich gemacht. Du bist so schön geworden!«
»Danke, daß du gekommen bist, Anne.«
»Wie könnte ich nicht«, antwortete Anne schalkhaft. »Du hast fast ein ganzes Jahr mit dem gefährlichsten und begehrtesten Mann Englands verbracht! Und du bist ihm nach London nachgereist, obgleich dir klar sein mußte, wie du hier empfangen wirst!«
Katherine setzte sich aufs Bett.
Anne musterte sie fragend. »Nun? Ist er so männlich? Unvergleichlich? Unersättlich? Sehr mitgenommen siehst du jedenfalls nicht aus. Bald bringst du sein Kind zur Welt.«
Katherine war enttäuscht von der Freundin. »Warum überzeugst du dich nicht selbst, Anne?«
»Verzeih, ich wollte dich nicht verletzen. Aber du mußt mich verstehen. Mein Gemahl ist ein fetter Lustgreis. Ich freue mich für dich, Katherine, daß du einen so aufregenden Mann gehabt hast. Ich wünschte, der Pirat hätte mich entführt.«
Anne meinte es nicht böse. »Ich fürchte, man wird ihn hängen«, meinte Katherine düster.
»Deine Befürchtung ist berechtigt. Die Königin haßt Verräter und wird ihn zum Tode verurteilen.«
»Du bist mir eine große Hilfe.«
»Wenn du deinen Piraten liebst und ihn retten willst, mußt du so klug sein wie deine Mutter. Die Ratgeber der Königin sind sich uneins. Cecil will O’Neill nicht dem Henker übergeben.«
Ein winziger Funke keimte in Katherines Herz. »Lord Burghley hat die Königin schon mehrmals umgestimmt!«
»Aber Leicester haßt O’Neill«, fuhr Anne fort. »Ihm kommt sein Tod gerade recht. Er drängt die Königin zu raschem Handeln. Er warnt sie vor den Rebellen, die sich in England gegen sie verschwören könnten. Er kennt ihre Angst vor einem Aufstand und bringt sie dazu, an Liam ein abschreckendes Beispiel zu statuieren.«
Katherines Herz machte einen angstvollen Satz. Leicester. »Anne, ich bitte dich um einen einzigen Gefallen.«
Anne tätschelte ihre Hand. »Ich tue alles für dich, was in meiner Macht steht.«
»Bitte überbring Leicester eine Botschaft von mir.«
Anne erschrak. »Katherine!« Dann erst schien sie zu begreifen. »Du weißt nicht, was du tust!«
»Im Gegenteil, Anne. Ich weiß, was ich tun muß.«
Die Glocken der Kapelle schlugen Mitternacht. Nervös zahlte Katherine die Schläge. Sie saß auf einer Bank im Garten, eingehüllt in ihren pelzgefütterten Umhang. Ihre Handflächen waren feucht, ihr Mund war trocken. Sie fröstelte.
Dann sah sie ihn durch die kahlen Bäume hindurch an der Gartenmauer.
Eine hochgewachsene, kräftige, schwarzumhüllte Gestalt, die sich rasch näherte. Katherines Nägel gruben sich in ihre Hände. Sie stand auf.
Leicester lächelte. »Wißt Ihr, wie mir zumute war, als ich Eure Nachricht erhielt?«
Katherine bebte. Sie konnte nicht sprechen. Die Wolken am Nachthimmel teilten sich. Sein schönes Gesicht war nun deutlicher zu sehen.
Er hob die Hand und schob ihre Kapuze zurück. »Mein Gott, seid Ihr schön«, raunte er heiser. Seine Hand berührte ihre Wange.
Katherine mußte sich zwingen, nicht zurückzuzucken. »Ich bin unförmig dick.« Leicesters dunkle Augen versanken in ihren. »Ihr tragt sein Kind. Kein Wunder. Ich wußte immer, daß Ihr leicht empfänglich seid und einem Mann viele Kinder schenken würdet.«
Katherine antwortete nicht.
Leicesters Blick wanderte über ihr Gesicht. »Habt Ihr an mich gedacht, Süße? Wenn der Pirat seinen Schaft in Euch stieß, habt Ihr da an mich gedacht?«
Katherines ganzer Körper war angespannt.
»Ich habe oft an Euch gedacht«, fuhr Leicester fort. »Ich begehre Euch immer noch. Mehr denn je.« Er nahm ihre Hand und drückte sie gegen seine prallen Lenden.
Katherine entzog ihm ihre Hand. »Ich bin schwanger!«
»Manche Frauen haben es in diesem Zustand besonders gern.«
Katherine war schockiert und voller Angst. Sie hatte nicht gedacht, daß sie ihn in ihrem jetzigen Zustand interessierte. »Ich nicht.«
»Das glaube ich Euch nicht.« Leicester zog sie an sich. Katherine sträubte sich, ohne sich direkt zu wehren. Sie spürte seine Männlichkeit an ihrer Hüfte. »Ihr seid eine leidenschaftliche Frau. Das wußte ich vom ersten Augenblick an. O’Neill wurde Eurer nicht überdrüssig, er behielt Euch fast ein Jahr auf der Insel. Ich kann mir vorstellen, daß er Euch ein paar Tricks beigebracht hat,
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