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Pirat des Herzens

Titel: Pirat des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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anzumerken.
    Sobald sie den gemauerten, überwölbten Torweg passiert hatten, wurden sie von etwa zwei Dutzend Gardisten empfangen, prächtig in Rot und Gold gewandet. Eine gepflasterte Straße führte in einen großen Innenhof. Zur Rechten lagen weitläufige Gärten, zur Linken die Tennisplätze und Kampfarenen, an der entfernten Seite der Gärten die Wirtschaftsgebäude. Sie ritten auf den neuen Flügel des Palastes zu, der den Bankettsaal und die Privatgalerie enthielt. Daneben die Große Halle, der Ratsherrensaal und die Privatgemächer der Königin. Im Hintergrund war der Turm der Kapelle zu sehen.
    Der Troß hielt an. Der Hauptmann der Garde, ein schlanker, dunkelhaariger Soldat, saß ab, trat zu Debrays, der ebenfalls vom Pferd stieg, und wechselte ein paar Worte mit ihm. Der Hauptmann streifte Liam und Katherine mit einem Blick, dann trat er zu Katherine und verneigte sich. »Sir John Hawke, Hauptmann der Wache«, stellte er sich vor. »Wenn Ihr bitte absteigen wollt, Lady FitzGerald.«
    Katherine glitt vom Pferd und taumelte vor Müdigkeit. Hawke war zur Stelle und stützte sie. Sie murmelte ein Dankeschön und trat einen Schritt zurück. Sie spürte Liams finsteren Blick, dem es offenkundig nicht gefiel, daß ein Fremder sich um sie bemühte.
    »Lady FitzGerald?« bat der Hauptmann höflich um ihre Aufmerksamkeit. »Wenn Ihr mir bitte folgen wollt.«
    Katherine folgte dem Soldaten, hinter ihr Liam, flankiert von Debrays und mehreren Soldaten, dahinter Macgregor zwischen zwei Bewaffneten. Hawke führte den Zug in die Galerie. Katherine unterdrückte einen Ausruf der Bewunderung. Die Decke des langgezogenen Saales war mit vergoldetem Stuck geschmückt, die Holztäfelung der Wände bestand aus Hunderten kunstvoll geschnitzter Figurinen.
    Man schritt durch die Galerie auf hohe Flügeltüren zu. Der Zug hielt, ein Hofbeamter verkündete laut die Ankunft der Besucher. Katherines Herz schlug hörbar. Wie konnte Liam nur so ruhig sein? Hinter den hohen Flügeltüren wartete keine Geringere als die Königin.
    Nun verließ ein Strom von Höflingen und Hofdamen die königlichen Privatgemächer. Katherine blieb der Mund offen stehen. Noch nie hatte sie so viel Eleganz, so viel Pracht gesehen. Die Männer trugen Lederschuhe mit goldenen Schnallen, enge Seidenhosen in allen nur denkbaren Farbtönen, Jacken mit gepolsterten Schößen zu bestickten Wämsern, die Puffärmel waren geschlitzt und mit Bändern verziert. Hohe, plissierte Stehkragen umrahmten die Köpfe. Und beinahe jeder Herr trug einen kunstvoll getrimmten Bart. Dazu waren die Edlen mit vielen Goldketten geschmückt. An jedem Finger funkelte ein Ring. Viele trugen schwarze Samthüte mit extravaganten Federn.
    Die Damen waren in schwere Brokate, Samt und Seide gekleidet. Die Röcke waren sehr ausladend. Durch spanische Reifröcke darunter wirkten die schmalen Taillen noch zierlicher. Jede Dame trug eine juwelenbesetzte goldene oder silberne Kette als Gürtel um die Mitte, behängt mit Schlüsselringen, Elfenbeinfächern, Parfumkugeln oder Vergrößerungsgläsern. Die Mieder waren tief und viereckig ausgeschnitten, die geschlitzten Puffärmel mit andersfarbiger Seide unterlegt. Die gefalteten Stehkragen der Damen waren nicht minder kostbar wie die der Herren. Sie trugen Perlenketten um den Hals, lange Ohrgehänge und funkelnde Ringe. Alle Damen trugen Hauben aus Seide oder Samt, bestickt oder mit Rüschen und häufig mit Edelsteinen oder Perlen besetzt.
    Die Damen waren bleich gepudert, auf die Wangen hatten sie Eiweiß gepinselt, damit sie glänzten. Die Augenbrauen waren zu dünnen Strichen gezupft, die Lippen grellrot bemalt. Manche Damen hatten sich sogar feine blaue Linien auf ihre prallen, fast nackten Busen gepinselt, um ein blaues Aderngeflecht vorzutäuschen.
    Als der Strom der Höflinge und Hofdamen versiegt war, wurde Debrays in das Privatgemach gebeten. Hinter ihm schlossen sich die Türen. Katherine hatte fasziniert dem Zug der Höflinge nachgeschaut. Nun begegnete sie Liams Blick, der sich über ihre Ehrfurcht beim Anblick des Hofstaats der Königin amüsierte.
    Katherine ärgerte sich über ihn und über ihr Aussehen. Ihr Kleid war alt und schäbig. Aber selbst wenn es neu gewesen wäre, hätte es ärmlich und altmodisch gewirkt. Sie trug keine Schminke, hätte gar nicht gewußt, wie sie damit umgehen sollte. Sie war ein häßliches Entlein unter all den stolzen Schwänen. Sie wandte sich abrupt ab.
    Wieso hatte er überhaupt einen Blick für sie

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