Pirat des Herzens
verziehen hat, und ich kann mir nicht denken, womit Ihr Euch freigekauft habt. Solltet Ihr jedoch noch einmal im Tower landen, werdet Ihr am Galgen enden, das wissen wir beide.«
»Ich schlottere jetzt schon vor Angst.«
»Ihr habt nichts zu verlieren, aber viel zu gewinnen, wenn Ihr Euch uns anschließt.«
Liams Mundwinkel verzogen sich. »Sagt lieber, viel zu verlieren und wenig zu gewinnen, Barry.«
»Habt Ihr denn keinen Funken Sympathie für Euer Vaterland?«
»Ich bin doch Engländer.«
Barry errötete. »Shane O’Neill bekämpfte die Krone, bis man ihn ermordete. Kein Mann kämpfte verbissener und tapferer als er. Er haßte die Engländer, und er haßte die Königin.«
»Vor einer Weile habt Ihr gesagt, er war ein Mörder, kein Held. Und außerdem war er ein Frauenschänder«, entgegnete Liam kalt.
Barry hob die Augenbrauen. »Verzeiht. Ich habe ihn nie kennengelernt.«
»Dann habt Ihr Glück gehabt«, antwortete Liam ungerührt. »Mit meinem Vater erreicht Ihr gar nichts bei mir. Ich pfeife darauf, für oder gegen wen oder warum er gekämpft hat.«
»Ich kann ein Treffen zwischen Euch und FitzMaurice arrangieren.« Barry beugte sich vor. »Wenn ich Euch nicht von unserer Sache überzeugen kann, er kann es.«
Liam stand auf. »Und wenn der Teufel mir Unsterblichkeit garantieren würde, Barry, würde ich mich nicht dazu überreden lassen, Hochverrat zu begehen.«
Barry stand seinerseits auf. »Bei Gott, wie moralisch Ihr seid!«
Liam lächelte dünn. »Ich habe keine Lust, mich mit Papisten und Fanatikern auf eine Stufe zu stellen, die Männer, Frauen und sogar Kinder auf dem Scheiterhaufen verbrennen.« Voll Abscheu schüttelte er sich in der Erinnerung an die durchdringenden Todesschreie einer Frau, den süßlichen Geruch ihres verbrannten Fleisches.
»In Irland haben keine Verbrennungen stattgefunden!«
»Noch nicht. Aber FitzMaurice hat Knaben und Männer aufgehängt, Frauen und Greise verhungern lassen - alles im Namen Gottes.« Liams Augen funkelten zornig. »Sucht Euch einen anderen für Euer Spiel, Barry. Ich werde mich niemals mit FitzMaurice treffen - es sei denn, um ihn der Königin auszuliefern.«
Damit wandte Liam sich ab und ging zu dem Feldbett, das Macgregor in einer Ecke aufgestellt hatte. Barry rief ihm wütend hinterher. »Ich glaube Euch nicht. Auch Ihr seid käuflich, mein Freund.«
Liam drehte sich lächelnd um. »In diesem Punkt habt Ihr recht. Ich bin käuflich. Allerdings muß der Preis stimmen. Und den könnt Ihr nicht bezahlen.«
Später, als er ausgestreckt auf der Pritsche lag und in den matten Schein der heruntergebrannten Fackeln starrte, dachte er darüber nach, wie sehr die Krone diesen FitzMaurice fürchtete und verachtete. Königin Elisabeth wäre mehr als dankbar und erleichtert, wenn FitzMaurice besiegt und gefangengesetzt wäre. Der Mann, dem dieser Coup gelang, konnte seine Belohnung selbst festsetzen - und wäre sie noch so hoch. Außerdem war FitzMaurice der Feind von Katherines Vater.
Doch selbst die Festnahme des gefährlichen FitzMaurice würde nichts an FitzGeralds Schicksal ändern.
Liam überlegte, ob er es wagen konnte, sich auf ein gefährliches Spiel einzulassen, ob er sich in die Machenschaften der politischen Kräfte in Irland einmischen sollte. Es dauerte lange, bis er in unruhigen Schlaf fiel.
Katherine lag zusammengerollt auf dem schmalen Bett in der Kammer; Wo sollte sie nur hin? Hugh hatte ganz recht, ihre Verwandten konnten sie nicht aufnehmen, sie würde ihnen nur zur Last fallen. Sie war mutterseelenallein und hatte niemanden, an den sie sich wenden konnte.
Ein kalter Windhauch streifte sie. Katherine hatte sich in ihren Kleidern hingelegt. Trotz des pelzgefütterten Umhangs und einer Decke fror sie erbärmlich. Woher kam nur der Windhauch? Plötzlich ein Rascheln. Sie erstarrte. Ihr Herz pochte wild in plötzlicher Angst.
»Katie?« Hugh faßte sie an der Schulter.
Sie fuhr herum. Er hatte einen kleinen Kerzenhalter auf den Fußboden gestellt, kniete neben dem Bett und lächelte sie an.
Katherine richtete sich auf. »Hugh! Was tust du hier? Du hast mich erschreckt! Ich dachte, mich will jemand umbringen.«
Er lachte leise. Plötzlich lag seine Hand an ihrer Wange. Sein Daumen strich über ihre vollen Lippen. »Ich will dich nicht umbringen, Katie. Ich will dich nur überzeugen, bei mir zu bleiben.«
Sie sah die Wollust in seinen Augen. »Hinaus!«
Er lachte. Seine Hand glitt zu ihrer Schulter und packte plötzlich fester
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