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Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik

Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik

Titel: Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Olivier Exquemelin
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Klippe, die beinahe bis an die Wasserfläche kommt.
    Als die Spanier der Räuber Schiffe ansichtig wurden, begannen sie, von ihrem Kastell aus mit groben Kanonen auf sie zu schießen. Die Räuber aber gingen in einem kleinen Hafen vor Anker, ungefähr eine Meile von dem Kastell. Am nächsten Morgen bei Tagesanbruch wurden sie an Land gesetzt, um durch den Busch ans Kastell zu kommen, es zu erobern und ihre Schiffe in den Strom zu bringen. Sie marschierten von morgens früh bis um zwei Uhr nachmittags, bevor sie an ihr Ziel kamen, denn der Busch ist sehr ungangbar und oftmals voll Sumpf und gewaltiger Felsen, darin mußten sie erst einen Weg bahnen, zumal die Ranken so dicht ineinander geflochten waren, daß unmöglich durchzukommen war. Sie hatten etliche Sklaven von der Insel Santa Catalina mitgenommen, die ihnen den Weg zu bahnen sehr dienlich waren.
    Vor das Kastell gelangt, wurden sie von den Spaniern unverzüglich mit grobem Geschütz zu großem Schaden bewillkommt, denn sie waren ganz ohne Deckung: der Platz nämlich, über den sie mußten, um es zu berennen, war ganz flach und ohne Gehölz, so daß die Spanier sie vom Kopf bis zu den Füßen, sie aber die Spanier nicht sehen konnten. Hierdurch kamen sie in große Bedrängnis, nicht wissend, auf welche Weise sie das Kastell am besten angreifen sollten; das war für sie ein heißer Brocken, den konnten sie nicht ohne zu blasen in den Mund stecken: wieder umkehren, das durften sie auch nicht, um keine Schande bei ihren Kameraden zu haben. Resolvierten also das Kastell anzutasten, koste es, was es wolle. Sie griffen also mit Feuerrohr und Handgranaten wacker an, doch waren die Spanier so wohl bedeckt, daß die Räuber ihnen wenig Schaden tun konnten, vielmehr chargierten diese lustig auf sie mit groben Kanonen und Musketen und riefen ihnen zu: „Vengan los demas, perros Ingleses, enemigos de Dios y del Rey, vos no aveis de ir a Panama.“ Das heißt: „Last den Rest auch kommen, ihr englischen Hunde, Feinde Gottes und des Königs, ihr sollt nach Panama nicht kommen.“
    Endlich mußten die Räuber retirieren. Des Abends gingen sie wieder los und gedachten unter Faveur ihrer Handgranaten über die Palisaden zu springen, allein es wollte nicht glücken. Einem der Räuber wurde ein Pfeil durch seine Schulter geschossen, er zog ihn mit Furie aus seiner Schulter heraus, nahm ein Stücklein Kattun, das er im Sack hatte, machte es am Pfeile fest und steckte es in Brand. Als es lichterloh brannte, tat er den Pfeil in sein Rohr und schoß auf einige Hütten in dem Kastell, die mit Palmistenblättern gedeckt waren. Die andern Räuber sahen dies und begannen dasselbe zu tun. Schließlich glückte ihre Praktik, die Dächer von zwei oder drei Häusern fingen Feuer. Die Spanier waren in ihrer Gegenwehr so eifrig, daß sie es nicht merkten, bevor ihnen die brennenden Dächer auf die Köpfe fielen, wodurch denn auch ein Teil Pulver in Brand geriet und den größten Teil der Spanier gefechtsuntüchtig machte. Die Räuber, da sie das sahen, begannen ihren Vorteil wahrzunehmen und tapfer anzugreifen, doch hinderte das Feuer die Spanier nicht an standhaftem Kampf, auch mühten sie sich mit allem Fleiße, es zu löschen, indessen schienen sie soviel Wasser nicht zu haben als sie brauchten, das laufende Feuer zu hemmen, denn da war allzumal meist dürres Holz und dabei wehte eine frische Brise, die auch keinem gut tat. Wie nun die Räuber den Brand drinnen zunehmen sahen, überlegten sie, wie sie das Kastell auch von außen anzünden könnten. Sie versuchten nun die Palisaden in Brand zu stecken, was ihnen auch von statten ging, wiewohl nicht ohne schwere Mühe und Verlust vielen Volks, denn als die Spanier die Leute in dem Graben bemerkten, schmissen sie von oben Töpfe voll Pulver mit brennenden Lunten auf sie, was ihnen viel Schaden tat. Gleichwohl gelangten sie zu ihrem Vornehmen, trotz aller Gegenwehr der Spanier. Nachts gerieten die Palisaden in Brand und die Räuber krochen auf Händen und Füßen an das Feuer hin, und wenn sie einen Spanier durch die Flammen entdecken konnten, schossen sie ihn herunter. Gegen Morgen waren die Palisaden meist durchgebrannt, und die Erde, die dahinter war, begann von oben in den Graben hinunterzurutschen, desgleichen fiel das Geschütz nun herunter, so daß die Spanier bloß da standen und tapfer weggeschossen wurden. Der Gouverneur des Kastells hielt sie dermaßen unter Zwang, daß sie auch jetzt nicht davon durften, sondern hieß sie

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