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Piratenblut

Piratenblut

Titel: Piratenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernst Guben
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und die Geheimnisse, die mit seiner Erschließung verbunden sind.«
    »So seid Ihr praktisch ein Privatmann und vertretet nicht die Interessen dieser gräßlichen Ostindien-Kompanie?«
    »Nein, Mylady. Ich vertrete immer nur die Interessen meiner Leser. Sie wollen wissen, was hier passiert, ob die Klagen berechtigt sind, die man in London über die Kompanie hört, ob das Land auf humane Weise zivilisiert wird, ob die Inder mit freudigem Herzen westliche Kultur aufnehmen und so weiter. Da muß man natürlich Land und Leute kennenlernen, um ein einigermaßen wahrheitsgetreues Bild zu geben.«
    »Wahrheitsgetreu?« fragte Marina. »Zur wahrheitsgetreuen Berichterstattung gehören meiner
Meinung nach auch die unerfreulichen Dinge, auch wenn dabei kein gutes Haar an den hiesigen
Vertretern Englands bleibt.«
»Natürlich.«
    »Ihr wollt doch nicht behaupten, daß Ihr in Eurer Zeitung Dinge bringt, die gegen die Interessen der Kompanie gerichtet sein könnten.«
    »Und ob ich das behaupten will! Das sind ja gerade die Rosinen in jedem Artikel. Eine Zeitung ist doch kein Märchenbuch. Schöne Phrasen dreschen die Militärs, die Beamten und die Höflinge in Fülle. Was uns interessiert, ist allein die Wahrheit. Man besteuert uns ja auch hoch genug dafür.« »Besteuern? — Die Wahrheit? — Wie machen sie das?«
    »Ganz einfach. Es gibt da eine Akte, nach der von jeder Zeitung zwei Pence Taxe an die Regierung abgeführt werden müssen. Und da der »Daily Courant« täglich erscheint, macht das eine ganz hübsche Summe aus.«
    »Gut zu sprechen auf Eure Regierung scheint Ihr gerade nicht zu sein.«
    »Ach, manchmal bringen die Herren im Ober- und Unterhaus ja ganz vernünftige Sachen zustande. Aber skeptisch gegen die Regierung muß ein Korrespondent immer sein.«
    Sie unterhielten sich noch eine ganze Weile, bis sie durch das Eintreffen von Fernando, Ernesto und Ibn Kuteiba unterbrochen wurden.
    Als diese sahen, daß Marina Gesellschaft hatte, wollten sie sich zurückziehen. Aber sie winkte sie heran und machte sie mit Stineway bekannt.
    Stineway seinerseits wollte nun nicht aufdringlich erscheinen und bat Marina, sich
    verabschieden zu dürfen. Diese hatte nichts dagegen und reichte ihm die Hand.
    »Verzeiht, Mylady, wenn ich unhöflich bin; aber ich möchte mir dennoch die Freiheit nehmen zu fragen, wer mir die Ehre einer so interessanten Unterhaltung gegeben hat.«
    »Marina, Gräfin de Andalusia ist mein Name. Ich würde mich freuen, wenn wir unsere
Unterhaltung ein andermal fortsetzen könnten. Presseangelegenheiten interessieren mich
brennend.«
»Ihr findet mich bis Mittag meistens im Hotel Cardiff.«
Er ging.
    »Nun, Ihr schaut so hoffnungsfroh drein! Habt Ihr etwas Neues entdeckt?«
    »Ja«, sagte Ibn Kuteiba. »Wir haben heute in Erfahrung bringen können, in welcher Zelle sich
unsere Freunde befinden.«
»Großartig!«
»Wir haben uns außerdem einen Plan zurechtgelegt, wie wir die Befreiung durchführen können.«
»Und Ihr meint, daß er sich verwirklichen läßt?«
Ibn Kuteiba nickte bedächtig.
    »Man kann das natürlich nicht mit Bestimmtheit sagen; aber wenn wir ein bißchen Glück haben, dann wird der Erfolg nicht auf sich warten lassen.«

    13

    Regenschauer jagten in kurzen Abständen über die Stadt. Das Wetter war diesig, und nur wenige Menschen wagten sich auf die Straße. Als sich der Abend niedersenkte, zuckten Blitze über den Himmel. Gewitter ballten sich zusammen.
    Der Posten vorm Eingangstor des Gefängnisses hatte sich fröstelnd in sein Schilderhaus zurückgezogen. Das schwere Eisentor war verschlossen.
    Der Wächter des Innenhofes stampfte pflichteifrig trotz des strömenden Regens seine Runden. Vom Hoftor bis zur Gebäudetür war ein Abstand von etwa fünfzig Schritten. Am Gang hinter der Tür des Hauses befand sich linkerhand das Wachzimmer, in dem ein Pförtner in
    Sergeantenuniform Dienst tat. Die Posten draußen wurden alle vier Stunden durch Wachen abgelöst, die in der hundert Meter vom Gefängnis entfernten Kaserne wohnten. Der Pförtner vom Innendienst hatte mit dieser Ablösung nichts zu tun. Er unterstand dem Gefängnisdirektor unmittelbar.
    Das Gewitter hatte aufgehört. Aber der Regen rauschte nach wie vor mit lautem Klatschen hernieder. Vorsichtig steckte der Posten im Schilderhaus seinen Kopf hinaus, um zu sehen, ob draußen noch alles in Ordnung war.Plötzlich entrang sich ein erstickter Aufschrei seinem Munde. Hilflos griffen seine Hände in die Luft. Sein verröchelndes

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