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Piratenblut

Piratenblut

Titel: Piratenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernst Guben
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Harbour sein. Dort liegt doch das Schiff von diesem Jardín. Ich bin der Ansicht, daß sie versuchen werden, damit zu fliehen.« Hastings sah sein Gegenüber mit spöttisch herabgezogenen Mundwinkeln an.
    »Ihr behaltet Eure Ansichen besser für Euch, Custer. Wenn die Schwadron das Gebiet zwischen Kalkutta und Diamond Harbour abkämmt, so kann ich Euch jetzt schon versichern, daß diese Suche schief ausgehen wird. Es ist kindisch, anzunehmen, daß die Ausbrecher es wagen werden, auf die »Lundi« zu flüchten. Schickt eine weitere Schwadron nach Norden. Die Flüchtlinge werden versuchen, nach Rohilkant zu kommen. Der Landweg ist ihre einzige Chance.« Der Gefängnisdirektor verbeugte sich und verließ den gefürchteten Residenten.
    Hastings nahm wieder hinter seinem Schreibtisch Platz und vertiefte sich in den Stoß Berichte, die dort in einer roten Mappe lagen. Es waren Berichte über Vorkommnisse, wie sie sich in ganz Ostindien zutrugen. Sie wurden von den Unterresidenten abgefaßt und bildeten die wichtigsten Unterlagen für die Verwaltung und Beherrschung des riesigen Reiches. Wenn es Sir Warren ermöglichen konnte, las er diese täglich eingehenden Berichte persönlich.
    Er nahm ein Blatt zur Hand und lehnte sich in seinen Sessel zurück. Das war ja doch wohl eine tolle Angelegenheit. Der Bericht war vom Residenten aus Akjab und schilderte das
    Verschwinden dreier Schiffe, die ihre Mannschaft nächtlicherweise auf listige Art ausgebootet hatten. Aus den Aussagen der betrogenen Seeleute ging eindeutig hervor, daß es die langvermißten »Trueno«, »Mapeika« und »Dimanche« waren.
    Hastings richtete sich auf. Blitzartig erfaßte er die Zusammenhänge. Heftig riß er an der Klingelschnur. Die Ordonnanz stürzte herein.
    »Gebt sofort einen Befehl an das vierte Rifleregiment durch, von Islamabad bis nach Kumilla die ganze Gegend abzusperren! Dann gebt Ihr eine genaue Beschreibung vom Aussehen dieses Deutschen und seiner beiden spanischen Freunde, dem großen und dem kleinen, an den Regimentskommandeur !«

    15

    Michel, Ojo und Jardín saßen in einer alten, verfallenen Bambushütte am Ostrand der Stadt. Sie waren von echten Indern nicht mehr zu unterscheiden. Marina hatte ihnen Kleidung gebracht, die sie unkenntlich machte.
    Als es Abend wurde, kamen die vier Freunde zu der Bambushütte geritten. Sie brachten Proviant und Wein für Ojo. »Wie denkt Ihr über den Aufbruch, Miguel?« fragte Marina.
    Der Pfeifer kaute an einem großen Bissen Lammfleisch und sagte zwischen zwei Bissen: »Es wäre verfehlt, jetzt schon zu gehen; denn Ihr könnt Euch denken, daß die Herren von der Kompanie nichts unversucht gelassen haben, ihre ganze Truppenmacht aufzubieten, um uns wieder zu fangen. Hier in der Bambushütte ist es zur Zeit am sichersten.«
    »Aber zu lange dürfen wir nicht mehr zögern«, meinte Marina. »Man wird sonst an der birmaischen Küste doch noch auf unsere Schiffe aufmerksam.«
    »Das ist richtig, und ich teile Eure Befürchtungen durchaus. Aber ich habe noch etwas zu tun in Kalkutta. Da ist nämlich mein Freund Tscham. Und ich gehe nicht, wir alle drei gehen nicht, bevor auch er frei ist.« »Tscham?« fragte Marina. »Ist das der Radscha von Bihar?«
    »Ganz recht. Er ist aber vor allem unser Freund, und deshalb dürfen wir ihn nicht im Stich lassen.
    Marina und ihre drei Gefolgsleute schwiegen. Sie erkannten zwar den Wunsch des Pfeifers an, hielten es jedoch für töricht, sich hier aus diesem Grunde der Gefahr des Wiederentdecktwerdens auszusetzen. ! »Ihr s
    chweigt?« fragte Michel. Ibn Kuteiba nickte ernst.
»Ich glaube, Ihr wißt die Schwierigkeiten nicht recht zu schätzen, unter denen wir euch befreit
haben. Und ich fürchte, es wird noch schwieriger, wenn nicht gar unmöglich sein, den Radscha
zu befreien.«
    »Ihr wart zu viert«, sagte Michel. »Jetzt sind wir sieben. Das ist schon fast eine kleine Armee. Ich weiß zwar nicht wie, aber ich weiß, daß wir es schaffen werden.«
    Marina hatte sich nicht weiter am Gespräch beteiligt. Sie hing einem phantastischen Gedanken nach. Er war an sich ungeheuerlich; aber er war nicht ohne Schwung. Wenn man ihn ausführte, konnte man vielleicht alles erreichen oder alles verderben. Nun, ein bißchen Glück
    brauchte der abenteuerliche Mensch eben. Und Marina glaubte fest an ihr Glück.
    »Miguel«, sagte sie, »wir reiten jetzt in unseren Gasthof. Ich habe einen Plan. Ob er sich verwirklichen läßt, weiß ich nicht. Es kommt auf einen Versuch an. Morgen

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