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Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Titel: Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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lagen.
    »Lügner. Ich bin die Letzte, die du jemals wiedersehen wolltest.«
    Frey schaute auf die Karten und begann, sie ruhelos zu mischen.
    »Ich hatte Detektive auf dich angesetzt«, sagte Trinica. »Wusstest du das? Nachdem du mich verlassen hattest.«
    Ihm lief ein leiser Schauer über den Rücken. »Nein, das wusste ich nicht.«
    »Am Tag nach unserem Hochzeitstag habe ich die Shacklemores beauftragt, dich zu suchen.«
    »Es war nicht unser Hochzeitstag«, sagte Frey, »weil es keine Hochzeit gab.«
    »Die tausend Leute, die gekommen waren, haben das anders gesehen. Ganz zu schweigen von der Braut. Alle dachten, sie würden eine prächtige Hochzeit miterleben – bis zu dem Moment, als der Richter nach dem Bräutigam rief.« Sie zog eine auf komische Weise kummervolle Miene, ein trauriges Clownsgesicht. »Und da war die arme Braut, die vor all diesen Leuten wartete.« Sie blies einen Luftstoß in ihre Hand und öffnete sie dabei. »Aber der Bräutigam war verschwunden.«
    Frey fand ihren Vortrag einigermaßen enervierend. Er hatte schrille Vorwürfe erwartet, aber sie war völlig emotionslos.
Sie redete, als wäre es jemand anderem passiert. Und diese schwarzen, schwarzen Augen ließen sie seltsam entrückt und fremdartig wirken. Sogar ein bisschen furchteinflößend.
    »Was willst du, Trinica?« Die Worte klangen zorniger als beabsichtigt. »Eine Entschuldigung? Dafür ist es ein bisschen zu spät.«
    »Da hast du vollkommen Recht«, erwiderte sie.
    Frey lehnte sich in seinen Stuhl zurück. Ihr Anblick rührte all die alten Gefühle in ihm auf. Ungute Gefühle. Er hatte diese Frau einmal geliebt, damals, als sie süß, hübsch und perfekt gewesen war. Hatte sie auf eine Weise geliebt, wie er seitdem niemanden mehr geliebt hatte. Aber dann hatte er ihr das Herz gebrochen. Woraufhin sie seins in Stücke gerissen hatte. Er konnte niemals vergessen, was sie ihm angetan hatte. Er konnte ihr niemals vergeben.
    Aber ein Streit würde ihm jetzt nichts nützen. Er durfte nicht das Risiko eingehen, dass Trinica hinausstürmte. Der Zweck dieses Treffens war, sie so lange wie möglich hier festzuhalten, damit seine Männer auf der Delirium Trigger ihre Aufgabe erfüllen konnten.
    Er räusperte sich und bemühte sich, die Bitterkeit in seiner Stimme unter Kontrolle zu bringen. »So, so«, sagte er. »Du hast also die Shacklemores auf mich angesetzt.« Er hob die Karten ab und begann geistesabwesend, sie neu zu mischen.
    »Du warst gar nicht so leicht zu finden. Sie haben sechs Monate gebraucht. Aber inzwischen … na, du weißt ja, was inzwischen passiert war.«
    Frey schnürte es die Kehle zu. Ob aus Zorn oder aus Kummer, wusste er nicht genau.
    »Sie kamen zurück und sagten, sie hätten dich gefunden. Du hast damals irgendwo auf der anderen Seite von Vardia
als Freier gearbeitet. Vermutlich mit den Kenntnissen, die du bei deiner Arbeit als Transporteur für das Unternehmen meines Vaters erworben hattest. Hast deine eigenen Geschäfte gemacht.«
    »Ich habe mir halt meine Brötchen verdient«, sagte Frey neutral.
    Sie warf ihm ein schwaches, zerstreutes Lächeln zu. »Sie haben mich gefragt, ob sie dich zurückbringen sollten. Aber das wollte ich nicht. Damals nicht. Ich habe sie stattdessen gebeten, dich wissen zu lassen – auf diskrete Weise –, wie es mir ging. Ich war sicher, du hattest dir nicht die Mühe gemacht, dich danach zu erkundigen.«
    Frey erinnerte sich gut an jene Begegnung. Ein Fremder in einer Schenke, ein gemeinsamer Drink. Die beiläufige Erwähnung, er arbeite bei Dracken Industries. Schrecklich, was mit der Tochter geschehen sei. Einfach schrecklich.
    Aber Trinica irrte sich. Er hatte sich sehr wohl nach ihr erkundigt. Zu jenem Zeitpunkt hatte er bereits gewusst, was sie getan hatte.
    Erinnerungen überwältigten ihn. Brennende Liebe, galliger Hass. Die Fremde vor ihm war ein Zerrbild der jungen Frau, die er beinahe geheiratet hätte. Er hatte diese Lippen geküsst, diese hurenroten Lippen, die ihn jetzt grausam anlächelten. Er hatte gehört, wie sie die sanftesten Worte zu ihm sprachen.
    Zehn Jahre. Er hatte gedacht, inzwischen wäre das alles längst begraben. Er hatte sich gründlich geirrt.
    »Es kam mir wirklich nicht fair vor«, sagte Trinica und legte den Kopf schief wie ein Vogel. Auf ihrem Gesicht war ein kindlicher Ausdruck, der besagte: Armer Frey. Armer, armer Frey. »Es kam mir nicht fair vor, dass du mir einfach so den Rücken kehren und weggehen konntest. Dass du deine
Braut an

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