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Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Titel: Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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her.«
    »Du siehst schrecklich aus«, sagte er, während er Platz nahm.
    »Du auch«, gab sie zurück. »Das Leben auf der Flucht bekommt dir offenbar nicht.«
    »Ach, allmählich genieße ich es. Ich kriege sozusagen gerade neuen Schwung.«
    Sie schaute sich in dem Raum um. »Eine Rake-Höhle? Du hast dich nicht geändert.«

    »Du schon.«
    »Musste ich auch.«
    Er deutete auf die Karten auf dem Tisch zwischen ihnen. »Wie wär’s mit einer Partie?«
    »Ich bin hier, um zu verhandeln, Frey, nicht, um dein kleines Spiel zu spielen.«
    Frey lehnte sich in seinem Stuhl zurück und betrachtete sie. »Na schön«, sagte er. »Bleiben wir beim Geschäft. Weißt du, es gab mal eine Zeit, da hast du gern stundenlang herumgesessen und geredet.«
    »Das war damals«, sagte sie. »Aber jetzt ist jetzt. Ich bin nicht mehr die, an die du dich erinnerst.«
    Das war eine Untertreibung. Die Frau vor ihm war eine der berüchtigtsten Freibeuterinnen in Vardia. Sie hatte eine Meuterei angezettelt, um Kapitänin der Delirium Trigger zu werden, und ihr Ruf, vollkommen skrupellos zu sein, hatte ihr den Respekt der Unterwelt eingetragen. Gerüchten zufolge war sie für blutige Piratenüberfälle und Morde verantwortlich, ebenso wie für tollkühne Raubzüge und beinahe unglaubliche Navigationskunststücke. Eine schreckliche Königin der Lüfte, wurde sie von manchen gefürchtet und von anderen beneidet.
    Kaum zu glauben, dass er sie fast geheiratet hätte.
     
    Rabban war eine der neun wichtigsten Großstädte von Vardia, und wie die anderen trug sie denselben Namen wie das Herzogtum, das sie beherrschte. Obwohl sie in den Aerium-Kriegen furchtbar gelitten hatte, war sie immer noch so groß, dass sie mehr als ein Dutzend Hafenanlagen für Luftfahrzeuge brauchte. Nachdem die Bombenangriffe vor sechs Jahren eingestellt worden waren, hatte man diese Anlagen als Erstes repariert. Einige waren kaum mehr als Inseln
in einem Trümmermeer, aber selbst auf ihnen wimmelte es von Passagierfähren, Transportern und Versorgungsfahrzeugen. Seit über einem Jahrhundert war der Lufttransport Vardias einzige realistische Option, und selbst in den Nachwehen einer Katastrophe ging es nicht ohne ihn.
    Nur wenige dieser Hafenanlagen waren jedoch dazu ausgerüstet, mit einem Schiff von der Größe der Delirium Trigger fertigzuwerden.
    Sie stand in einem riesigen Eisenhangar, neben Fregatten und Frachtern: den Schwergewichten der Lüfte. Auf einem Netz aus Plattformen, Portalkränen und Laufstegen, das sie auf Deckshöhe umgab, turnte ein Ameisenheer von Ingenieuren, Hafenarbeitern und Schiffsreinigern herum. Alles wurde überprüft und gesäubert, und man handelte einen komplexen Austausch von Dienstleistungen und Handelswaren aus. Ein Schiff wie die Delirium Trigger mit einer Crew von fünfzig Mann benötigte eine Menge Wartung.
    Der Proviantmeister der Delirium Trigger war ein freier Dakkadianer namens Ominda Rilk. Er hatte die helle Haut und die blonden Haare, die für sein Volk typisch waren, den schmächtigen Körperbau, die schmalen Schultern und die Schlitzaugen, die in der vardischen Presse immer noch eine Menge Spott hervorriefen. Dakkadianer wurden wegen ihrer Verwaltungsfähigkeiten gerühmt und geschmäht. Bildung und Rechenkenntnisse standen bei ihnen hoch im Kurs: Sie machten sie nützlich für ihre samarlanischen Herren. Aber im Gegensatz zu den Murthianern durften die Dakkadianer Eigentum besitzen, und sie konnten sich ihre Freiheit verdienen.
    Es war ungewöhnlich, einen Dakkadianer in Vardia zu finden, wo es ihnen gegenüber nach den Aerium-Kriegen immer noch viel böses Blut gab. Von den wohlwollenderen
Vardianern wurden sie als pingelige Erbsenzähler und Geizhälse betrachtet; alle anderen hielten sie für verschlagene, hinterhältige, mordgierige Dreckskerle. Aber Ominda Rilk war dennoch hier. Er stand zwischen den Kisten und Paletten, die darauf warteten, an Bord der Delirium Trigger geladen zu werden, überprüfte alles und machte sich hin und wieder kleine Notizen in seinem Bordbuch. Und seine Schlitzaugen waren scharf genug, um zwei Männer zu erspähen, die auf eine offen gestanden ziemlich verstohlen wirkende Art und Weise eine sehr schwer aussehende Kiste transportierten.
    »Heda!«, rief er. Die Männer blieben stehen, und er marschierte mit energischen Schritten zu ihnen hinüber. Es waren Hafenarbeiter in abgewetzten grauen Overalls. Einer war groß und dickbäuchig, mit einem mächtigen weißen Schnurrbart; der andere war

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