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Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Titel: Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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privates Hinterzimmer besorgt«, sagte er. »Sie ist schon drin.«
    »Danke.«
    »Glauben Sie, dass ihr jemand gefolgt ist?«
    »Nein. Ich habe mich draußen eine Weile versteckt. Ich habe sie hereinkommen sehen und alle Gassen in der Nähe überprüft. Sie ist allein gekommen.«
    Sharka grunzte und strahlte dann. »Hoffentlich wissen Sie, was Sie tun.«
    »Ich weiß immer, was ich tue«, log Frey und klopfte ihm auf die Schulter.
    Wie seine Höhle die Kriege überdauert hatte, so war auch Sharka ein Überlebenskünstler. Seit seinem fünfzehnten Lebensjahr hatte er seinen Körper mit jeder Art von Narkotikum traktiert, von der Frey jemals gehört hatte, aber irgendwie war es ihm trotzdem gelungen, sechsundfünfzig zu werden, und es gab keinen Grund zu der Annahme, dass er nicht noch weitere dreißig Jahre drauflegen konnte. Das Blut des Mannes musste mittlerweile toxisch sein, aber er war so zäh wie ein Skorpion – einfach nicht totzukriegen.
    »Also, ich lasse Sie dann mal allein. Sie finden den Weg ja selber, hm? Kommen Sie hinterher zu mir, dann sorge ich dafür, dass Sie eine Eskorte bekommen, ganz egal, wohin Sie müssen. Kann schließlich nicht zulassen, dass Drackens Leute Sie auf dem Weg nach draußen überfallen.«
    Vielleicht hatte ihn die seelische Belastung der bevorstehenden Ereignisse übermäßig emotional gemacht, aber Frey war zutiefst gerührt. Sharka war ein gefährlicher Mann, aber er hatte ein Herz aus Gold, und Frey fühlte sich auf einmal
seiner Freundlichkeit unwürdig. Selbst wenn er ihm nicht unbedingt vertraute, war es schön zu wissen, dass es irgendjemanden gab, der ihn nicht tot sehen wollte.
    »Ich bin dankbar für das, was Sie getan haben, Sharka. Ich schulde Ihnen eine Menge.«
    »Ach, Sie schulden mir gar nichts«, erwiderte Sharka. »Ich mag Sie, Frey. Sie verlieren mehr, als Sie gewinnen, und wenn’s gut läuft, geben Sie ordentlich Trinkgeld. Sie verärgern niemanden, und Sie erhöhen nicht erneut, wenn Sie eine miese Hand haben und dann mit der letzten Karte einen Run kriegen. Dieser Laden ist voll von jungen Schnöseln, die einen Haufen Kohle haben, und alten Zockern, die nach mathematischen Berechnungen spielen. Ich könnte mehr Spieler wie Sie gebrauchen.«
    Frey lächelte. Er nickte noch einmal zum Dank und ging dann zwischen den Tischen hindurch zu den Hinterräumen. Sharka war in Ordnung, sagte er sich. Sharka würde ihn nicht für die auf seinen Kopf ausgesetzte Belohnung verkaufen. Jeder wusste, dass sein Laden neutrales Gelände war. Der Verlust an Kunden würde den Gewinn durch die Belohnung mehr als aufwiegen, wenn auch nur der leiseste Verdacht aufkam, dass er einen Gesuchten verpfiffen hatte. Die Hälfte der Anwesenden wurde von irgendwem gesucht.
    Ein Serviermädchen in einem erfreulich tief ausgeschnittenen Kleid empfing ihn bei den Hinterzimmern und führte ihn zu einem der privaten Spielbereiche. Sharkas Höhle bestand nur aus nacktem Ziegelstein und Messing – kein sonderlich hübsches Ambiente, aber Rake-Spieler misstrauten nun einmal jeder Form von Prunk.
    Er betrat einen kleinen, matt erleuchteten Raum. Eine Laterne hing von der Decke und warf Licht auf den schwarzen Bezug eines Rake-Tischs. Ein Kartenspiel war darauf ausgebreitet,
getrennt nach Farben. Ein gut ausgestatteter Getränkeschank schmiegte sich an eine Wand. Um den Tisch standen vier Stühle.
    Auf einem der Stühle, das Gesicht der Tür zugewandt, saß Trinica Dracken.
    Ihr Anblick jagte ihm einen Schrecken ein. Sie räkelte sich träge in dem Stuhl, klein und schlank, von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet: schwarze Stiefel, schwarzer Mantel, schwarze Handschuhe, schwarze Weste. Doch vom zugeknöpften Kragen ihrer schwarzen Bluse aufwärts war alles anders als früher. Ihre Haut war geisterhaft weiß gepudert. Ihr fast schon albinohaft blondes Haar war kurz geschnitten und ragte in unregelmäßigen Büscheln auf, als wäre es mit einem Messer so zugerichtet worden. Ihre Lippen waren von einem beinahe vulgär tiefen Rot.
    Am meisten schockierten ihn jedoch ihre Augen. Die Wimpern waren nahezu unsichtbar, die Iris hingegen völlig schwarz und zur Größe von Münzen geweitet. Er brauchte einen Moment, um zu erkennen, dass es sich um Kontaktlinsen handelte, nicht um das Ergebnis einer dämonischen Besessenheit. Sie trug sie zweifelsohne um des Effekts willen, aber sie waren auch eindeutig effektvoll.
    »Hallo, Frey«, sagte sie. Ihre Stimme war tiefer, als er sie in Erinnerung hatte. »Lange

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