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Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Titel: Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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heilen wieder, Trinica«, fauchte Frey. »Du hast unser Kind ermordet.«
    Bei diesem Schlag verengten sich ihre Augen, aber von Tränen war nichts mehr zu sehen. Sie wandte das Gesicht von ihm ab und schaute erneut aus dem Fenster. »Du hast
uns verlassen«, erwiderte sie mit Grabeskälte. »Es ist leicht, jetzt gekränkt zu sein. Aber du hast uns verlassen. Wenn unser Kind am Leben geblieben wäre, hättest du nie etwas von seiner Existenz erfahren.«
    »Das ist eine Lüge. Ich bin zurückgekommen, um dich zu holen, Trinica. Um euch beide zu holen.«
    Er sah, wie sie erstarrte, und verwünschte sich. Er hätte das nicht zugeben, hätte die Worte nicht aus seinem Mund lassen dürfen. Sie schwächten ihn. Er hatte Jahre gewartet, um ihr seinen Hass ins Gesicht zu schleudern, sie mit ihrer Tat zu konfrontieren, aber wenn er das innerlich geprobt hatte, war es immer weitaus besser gelaufen. Er wollte, dass sie an seiner eiskalten Gleichgültigkeit gegenüber ihrem Leiden zerschellte. Er wollte Rache üben. Aber sein eigener Zorn durchkreuzte diesen Plan.
    Sie wartete darauf, dass er fortfuhr. Er hatte jetzt keine Wahl mehr. Die Schleusen waren geöffnet worden.
    »Ich war einen Monat lang pausenlos unterwegs. Habe gründlich über alles nachgedacht. Brauchte ein wenig Abstand von dir mit all deinen verfluchten Anforderungen, und von deinem verdammten Vater.« Frey brach abrupt ab. Er klang jetzt schon mürrisch und unreif. Er holte Luft, versuchte, sich nicht von seinem Zorn überwältigen zu lassen, und fuhr fort. »Und ich bin zu dem Schluss gelangt, dass ich einen Fehler gemacht hatte.« Er überlegte, ob er das näher erklären sollte, aber er konnte es nicht. »Also bin ich zurückgekommen. Ich habe einen Freund in der Stadt besucht, wohl um mir Rat zu holen. Und da habe ich es gehört. Dass du all diese Tabletten genommen hattest, dass du versucht hattest, dich umzubringen. Und dass das Baby … das Baby nicht …«
    Er hob die Faust an den Mund, beschämt darüber, wie
sich seine Kehle verengte und die Worte jämmerlich in dem Engpass stecken blieben. Als es vorbei war, entspannte er sich und lehnte sich in seinem Sessel zurück. Er hatte genug gesagt. Es lag keine Befriedigung darin. Er konnte sie nicht einmal verletzen, ohne sich selbst zu verletzen.
    »Ich war ein dummes Mädchen«, sagte Trinica leise. »Dumm genug, um zu glauben, die Welt begänne und endete mit dir. Ich dachte, ich könnte nie wieder glücklich sein.«
    Frey hatte sich in seinem Sessel vorgebeugt, die Ellbogen auf den Knien, die Finger in den Haaren über seiner Stirn. Seine Stimme war brüchig. »Ich habe dich im Stich gelassen, Trinica. Aber ich habe mich nicht aufgegeben. Und ich habe auch nicht versucht, unser Kind mitzunehmen.«
    »O doch, du hast dich aufgegeben, Darian«, entgegnete sie. »Nur ein bisschen indirekter. Du hast drei Jahre lang versucht, dich zu Tode zu saufen, und du hast dich in jede nur denkbare Gefahr begeben. Und am Ende hast du deine gesamte Crew mitgenommen.«
    Frey brachte nicht die Kraft auf, mit ihr zu diskutieren. Der müde Plauderton, in dem sie ihre Anschuldigung vorgetragen hatte, raubte ihm den Willen, sich zu verteidigen. Außerdem hatte sie Recht. Natürlich hatte sie Recht.
    »Wir sind beide Feiglinge«, sagte er leise. »Wir haben einander verdient.«
    »Kann sein«, sagte Trinica. »Aber vielleicht hat auch keiner von uns verdient, was wir bekommen haben.«
    Freys inneres Feuer war vollständig erloschen. Eine schwarze, alles aufsaugende Teergrube des Elends drohte ihn zu verschlingen. Er hatte sich diese Konfrontation auf tausend verschiedene Arten vorgestellt, aber sie endete stets damit, dass er Trinica auseinandernahm und sie zwang, sich den schrecklichen Dingen zu stellen, die sie ihm angetan
hatte. Jetzt erkannte er, dass er ihr nichts zu sagen hatte, woran sie nicht schon selbst gedacht hatte, dass es nichts gab, womit sie selbst sich nicht schon wirkungsvoller bestraft hätte, als er es jemals tun konnte.
    In Wahrheit war sein Standpunkt so fragil, dass er in sich zusammenbrach, wenn er der Realität einer Gegenmeinung ausgesetzt war. Solange Frey seinen Groll insgeheim gehegt hatte, konnte er empört darüber sein, wie schlecht sie ihn behandelt hatte. Doch einer Auseinandersetzung hielt das alles nicht stand. Er konnte nicht so tun, als wäre er der Einzige, dem Unrecht geschehen war. Sie hatten sich gegenseitig zerstört.
    Verdammt, er hatte nicht reden wollen. Und hier waren sie nun und

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