Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls
redeten miteinander. Irgendwie kriegte sie das immer wieder hin.
»Wie bist du so geworden, Trinica?« Er hob den Kopf und deutete auf sie, durch die düstere Kabine. »Die Haare, die Haut …« Er zögerte. »Früher einmal warst du schön.«
»Mit der Schönheit bin ich fertig«, erwiderte sie. Eine lange Pause entstand, in der keiner von ihnen etwas sagte. Dann bewegte sich Trinica auf ihrem Stuhl und sah ihn an.
»Du warst nicht der Einzige, der sich nach meinem Selbstmordversuch von mir abgewandt hat«, sagte sie. »Ich hatte Schande über meine Eltern gebracht. Schlimm genug, dass sie eine Tochter hatten, die ein uneheliches Kind im Leib trug; jetzt hatte sie auch noch ihr Enkelkind getötet. Sie konnten mich kaum noch anschauen. Mein Vater wollte mich in ein Sanatorium schicken.
Am Ende habe ich etwas Geld gestohlen und mir ein Flugzeug genommen. Ich hatte kein bestimmtes Ziel, aber ich musste weg. Ich dachte wohl, ich könnte Pilotin werden.
Zwei Wochen später bin ich Piraten in die Hände gefallen.
Sie hatten mich offenbar im Hafen gesehen und mich anschließend verfolgt. Sie haben mich zur Landung gezwungen, meine Maschine geentert und in ihre kleine Flotte eingegliedert. Ich dachte, sie würden mich töten, aber das haben sie nicht getan. Sie haben mich einfach bei sich behalten.«
Frey verspürte unwillkürlich einen Stich in der Brust. Jene zierliche, elegante junge Frau, die er verlassen hatte, war nicht dazu ausgerüstet gewesen, in der brutalen, hässlichen Welt von Schmugglern und Freibeutern zu überleben. Sie war ihr ganzes Leben lang behütet worden. Er wusste, was mit solchen Leuten geschah.
»Ich war für sie nicht viel mehr als ein Tier«, fuhr sie fort. Ihr Ton war leblos, ohne jegliche Modulation. »Ein Haustier, das sie nach Belieben benutzen konnten. Das hat man von seiner Schönheit.
Es dauerte fast zwei Jahre, bis ich den Mut fand, dem Kapitän einen Dolch in den Hals zu stoßen. Von da an war ich kein Opfer mehr. Ich habe bei einer anderen Crew als Pilotin angeheuert und nebenbei Navigation gelernt. Ich wollte mich unentbehrlich machen. Ich wollte nie wieder von jemandem abhängig sein.«
Sie wandte ihre Aufmerksamkeit dem Fenster zu, mied seinen Blick.
»Ich will dich nicht mit Einzelheiten langweilen, Darian. Sagen wir einfach, ich habe gelernt, was man braucht, um als Frau unter Banditen zu überleben.«
Die Auslassungen waren beredter als jede Schilderung. Frey brauchte nichts von den Vergewaltigungen und Prügeln zu hören. Da sie körperlich schwach war, hatte sie zweifellos ihre Sexualität eingesetzt, um Männer gegeneinander auszuspielen und sich einen starken Beschützer zu angeln.
Als Mädchen aus reichem Hause, das nie die Härten des Lebens kennengelernt hatte, war sie gezwungen gewesen, sich zu verkaufen, um am Leben zu bleiben.
Doch während all dieser Zeit hatte sie an Stärke gewonnen und war zu der Frau geworden, die er nun vor sich sah. Sie hätte jederzeit nach Hause zurückkehren können, in den Schoß ihrer Familie. Ihre Eltern hätten sie wieder aufgenommen, dessen war er sich sicher. Aber das hatte Trinica nicht getan. Sie hatte alles Weiche an sich eliminiert, damit sie unter dem Abschaum leben konnte.
Er bemitleidete sie nicht. Das konnte er nicht. Er betrauerte nur den Verlust der jungen Frau, die er vor zehn Jahren gekannt hatte. Diese Karikatur seiner Geliebten war sein Werk. Er hatte sie erschaffen, und sie verurteilte ihn durch ihre Existenz.
»Als ich auf die Delirium Trigger kam, hatte ich meinen Weg in der Unterwelt bereits gemacht. Ich besaß einen Ruf, und ich wurde respektiert. Ich wusste, dass die Crew beunruhigt war, und ich wusste, dass der Kapitän ein syphilitischer Säufer war. Ich habe ein Jahr gebraucht, um Vertrauen aufzubauen und sie für mich zu gewinnen. Ich wusste, dass er einen Angriff auf einen Außenposten in der Nähe von Anduss plante, mir war klar, dass es eine Katastrophe werden würde, und ich habe abgewartet. Hinterher habe ich die Überlebenden gegen ihn in den Kampf geführt. Wir haben ihn aus zwei Kloms Höhe über Bord geworfen.«
Sie schaute zu ihm herüber. Im schwachen Licht der elektrischen Lampen wirkten ihre schwarzen Augen noch dunkler.
»Und dann hast du dich in einen Ghul verwandelt«, beendete er die Geschichte.
»Du weißt, wie Männer sind«, sagte sie. »Begierde und
Respekt vermischen sie nicht gern. Sie sehen eine schöne Frau, die das Kommando führt, und setzen sie herab. Dann fühlen sie
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