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Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Titel: Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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Tür fiel hinter ihm scheppernd ins Schloss.
    »Hey«, sagte Malvery. »Wenn sie Ihnen gerade ihr Ohr leiht, fragen Sie sie, ob wir hier unten nicht ein bisschen Rum kriegen können, hm?«
    Pinn lachte schallend. Crake rührte sich nicht; er saß in einer Ecke, ein Häufchen Elend. Harkins war eingeschlafen, müde von seiner Angst vor allem und jedem. Silo schwieg.
    Und Jez? Was machte Jez gerade? Frey hatte es im Kopf immer wieder hin und her gewendet, aber er verstand nach wie vor nicht, wie es ihr gelungen war, ihren Tod überzeugend genug vorzutäuschen, um Trinicas Mann hinters Licht zu führen. Sie hatte sich geweigert, ihm zu verraten, wie sie es machen wollte, als sie ihm ihren Plan darlegte. Sie hatte nur gesagt: »Vertrauen Sie mir.«
    Trotzdem fragte er sich allmählich, ob sie nicht wirklich gestorben war.
    Der Glatzkopf packte ihn am Arm, drückte ihm eine Pistole in die Seite und führte ihn dann aus dem Schiffsgefängnis und durch die Gänge der Delirium Trigger. Unterwegs kamen sie an anderen Besatzungsmitgliedern vorbei. Manche grinsten Frey triumphierend an; andere warfen ihm hasserfüllte Blicke zu. Ihre Demütigung in Rabban – ganz zu schweigen vom Tod eines runden Dutzends Kameraden – war nicht vergessen.
    Vor der Tür zur Kapitänskabine befahl ihm der Glatzkopf, stehen zu bleiben. Frey erwartete, dass er anklopfte, aber das tat er nicht. Es schien, als müsste er sich selbst über etwas klar werden.
    »Gehen wir nun rein?«, drängte Frey.
    »Hör mal«, erwiderte der Mann und drehte sich mit einem
drohenden Blick zu Frey um. »Pass auf, was du da drin sagst. Der Käpt’n … Sie hat gerade eine ihrer Launen.«
    Frey hob eine Augenbraue. »Danke, ich weiß deine Besorgnis zu schätzen«, sagte er sarkastisch. »Was wird sie tun, mich umbringen?«
    »Um dich mache ich mir keine Sorgen«, kam die Antwort, dann klopfte er an die Tür, und Trinica rief sie herein.
    Trinica saß hinter ihrem Schreibtisch am anderen Ende des Raumes, auf dem ein großes aufgeschlagenes Bordbuch neben einem sorgfältig zurechtgelegten Schreibset und dem kompassähnlichen Gerät aus Messing lag, mit dessen Hilfe sie ihren Weg durch die Minenfelder von Retribution Falls gefunden hatten. Sie schaute aus dem schrägen Fenster. Draußen war die Nacht hereingebrochen.
    Sie nahm keine Notiz von Frey, als er hereingebracht wurde. Der Glatzkopf befahl ihm, in der Mitte des Raumes stehen zu bleiben. Kurz darauf sagte sie, ohne sich vom Fenster abzuwenden: »Danke, Harmund. Du kannst gehen.«
    »Käpt’n«, sagte der große, schwere Mann und ging hinaus.
    Frey blieb einen Moment lang unschlüssig in der Mitte des Raumes stehen, aber sie sprach immer noch nicht mit ihm. Kam ja gar nicht in Frage, dass er hier unbehaglich vor ihr herumstand wie ein zum Rapport bestellter Schuljunge. Er ging zu einem Lesesessel bei einem der Bücherregale hinüber und nahm darin Platz. Er konnte ebenso lange warten wie sie.
    Sein Blick fiel auf den Kompass auf dem Schreibtisch. Der Anblick löste eine jähe Aufwallung von Bitterkeit bei ihm aus. Das wäre sein Beweismittel gewesen. Dieses Gerät und die dazugehörigen Karten hätten ihm die Freiheit gebracht. Er war so nahe dran gewesen.
    Er kämpfte die Bitterkeit nieder. Trinica hatte den Kompass
zweifellos dorthin gelegt, um genau diese Reaktion hervorzurufen. Aber es würde ihm jetzt nichts nützen, mit der Ungerechtigkeit seiner Lage zu hadern. Außerdem kam es ihm zum ersten Mal, seit er sich erinnern konnte, ein wenig kindisch vor.
    »Du wirst hängen, weißt du«, sagte sie schließlich. Sie schaute immer noch aus dem Fenster.
    »Darüber bin ich mir im Klaren, Trinica«, erwiderte Frey verächtlich.
    Jetzt erst sah sie ihn an. Ihr Blick war vorwurfsvoll, ja sogar gekränkt. Unwillkürlich bedauerte er seinen Ton.
    »Ich fand, wir sollten miteinander reden«, sagte sie. »Bevor es vorbei ist.«
    Ihr Benehmen verwirrte Frey. Dies war nicht die bissige, befehlsgewohnte Frau aus Sharkas Höhle; auch in den Jahren, in denen er sie geliebt hatte, war sie nie so gewesen. Ihre Stimme war leise und seufzend, und die Worte klangen kraftlos. Sie wirkte müde und melancholisch.
    Da er trotzdem den Verdacht hatte, dass es ein Trick war, beschloss er, ihr nicht in die Hände zu spielen. Er würde kein Mitgefühl zeigen. Er würde hart und bitter sein.
    »Dann rede«, sagte er.
    Es gab eine Pause. Sie schien nach einem Gesprächseinstieg zu suchen.
    »Es ist zehn Jahre her«, sagte sie. »In dieser

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