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Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Titel: Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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Weise am Arm.
    »Alles in Ordnung mit dir?«, rief er über den pfeifenden Wind hinweg. Seine Stimme war gedämpft.
    »Ja, natürlich. Die Explosion war da drüben.«
    Doch dann zeigte jemand auf eine dunkle Silhouette, die durch das graue Chaos am Himmel herankam, und die ersten Schreckensschreie ertönten. Jez spürte, wie alle Kraft aus
ihren Gliedern wich, als das Ding Gestalt annahm, riesig, gezackt und schwarz. Das Dröhnen seiner Motoren wurde von dem durchdringenden, schauerlichen Geheul übertönt, das von seinen Decks kam. Es war ein Konglomerat aus schmutzigem Eisen, Öl und Rauch, nichts als Stacheln, Nieten und zerfetzte schwarze Flaggen. Ein Schlachtschiff, vom Fliegenden Gewölk übers Polarmeer zur Küste von Yortland gekommen.
    Die Zerstörung des Luftfahrzeugs auf dem Landeplatz war kein Unfall gewesen. Die Angreifer wollten sicher sein, dass niemand fliehen konnte.
    Die Manen waren hier, und sie suchten nach frischen Opfern.
    Seile schlängelten sich zur Erde, als das Schlachtschiff näher kam. Sein massiver Rumpf schwoll an, während es herabsank, bis sein Kiel nur noch ein paar Meter über den Dächern hing. Als sich die Manen abseilten, liefen die Menschen bereits entsetzt auseinander. Jedermann kannte die Geschichten. Die Erscheinung des Schlachtschiffs, die schiere Gewalt seiner Präsenz, versetzte sie in Panik, wie eine Ziegenherde.
    Jez geriet ebenso in Panik wie alle anderen und rannte die Straße entlang; sie dachte nur noch an Flucht. Riss packte sie am Arm, kraftvoller diesmal, und zerrte sie in einen Eingang. Er eilte mit ihr ein paar Stufen hinunter, in einen kreisrunden unterirdischen Raum voller Kisten mit wissenschaftlicher Ausrüstung, Nahrung und Kleidung. Es war kalt hier unten, aber nicht so kalt wie draußen. Das Geräusch ihrer Stiefel hallte von den grauen Steinwänden wider.
    Sobald er sie losließ, huschte sie in eine Ecke, kauerte sich dort zusammen und schlang sich wimmernd die Arme um den Leib. Sie war immer stolz auf ihre Besonnenheit gewesen,
aber der Anblick des Schlachtschiffs war zu viel für sie. Es strahlte Terror aus, ein animalisches Gefühl der Unrichtigkeit, das an die elementarsten Instinkte rührte. Was immer die Manen sein mochten, Jez’ Intuition kreischte schon bei ihrer bloßen Anwesenheit auf.
    Riss hielt sich besser. Er hatte offenkundig eine Heidenangst, ging aber trotzdem zielstrebig vor. Er hatte zwei Rucksäcke geholt und steckte Trockennahrung und Decken hinein.
    »Hier können wir nicht bleiben«, sagte er in Reaktion auf ihre unausgesprochene Frage. »Sie werden die ganze Stadt durchsuchen. So machen sie’s immer.«
    »Wir … ich … ich gehe da nicht hinaus!«, sagte Jez mit zitternden Lippen. Von draußen hörte sie Schreie und sporadische Schüsse.
    Er schnürte die Rucksäcke fest zu, kam mit schnellen Schritten zu ihr herüber und schob ihr einen hin. Sie sah seine Augen durch die Gläser der Schutzbrille. Er schaute sie eindringlich an.
    »Hör zu«, sagte er. »Wenn die Manen eine Stadt überfallen, lassen sie niemanden zurück, der etwas darüber erzählen kann. Wen sie nicht gefangen nehmen, den bringen sie um. Verstehst du? Wir können ihnen nicht entgehen, indem wir uns hier unten verstecken.«
    »Wo sollen wir denn hin?«
    »Zur Ausgrabungsstätte. Den Eishöhlen. Dort können wir eine Nacht überleben. Wenn wir aus der Stadt rauskommen, warten wir ab, bis sie wieder weg sind.«
    Als seine Worte in ihr Bewusstsein drangen, beruhigte sich Jez ein wenig. Ihr Chef, Professor Malstrom, war besessen von der Suche nach einem untergegangenen Volk, das er »die Azryx« nannte; seiner Ansicht nach hatte es einmal
eine großartige, mysteriöse Technologie besessen. Auf der Grundlage spärlicher Indizien und einiger kryptischer Schriften war er zu dem Schluss gelangt, dass es vor vielen Tausend Jahren plötzlich ausgestorben und seine Zivilisation vom Eis verschlungen worden war. Er hatte die Universität dazu gebracht, ihm während des letzten Jahres diverse Ausgrabungen zu finanzieren, bei denen er Relikte dieses uralten Volkes zu entdecken hoffte. Bisher hatte er nichts gefunden. Aber die Ausgrabungsstätte würde ihnen den Schutz bieten, den sie brauchten, und die Manen würden dort vielleicht nicht nachsehen.
    »Ja!«, sagte sie. »Ja, wir können uns draußen in den Höhlen verstecken!«
    Sie klammerte sich an die Vernunft, die aus seinen Worten sprach, beruhigt von der Kraft und Sicherheit in seiner Stimme. Riss war ihr seit Beginn

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