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Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Titel: Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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ihrer Zusammenarbeit als Pilot und Navigatorin von Professor Malstroms Expeditionsteam immer sehr zugetan gewesen. Sie mochte ihn als Freund, hatte jedoch nie irgendwelche tieferen Gefühle für ihn aufbringen können.
    Er hatte ihr gegenüber immer den Beschützer herausgekehrt, ein Charakterzug, den sie enervierend fand: Für sie lag darin etwas Besitzergreifendes. Doch nun erkannte sie beschämt, dass sie einen Beschützer wollte. Angesichts des über sie hereinbrechenden Schreckens war sie zerbröckelt, er aber nicht. Sie hielt sich dankbar an ihm fest, als er sie hochzog und ihr half, den Rucksack anzulegen.
    Die Straße war gespenstisch leer, als sie hinauskamen. Das Schlachtschiff war fort, und der Schneesturm wurde immer stärker. Die Sicht lag nur noch bei höchstens fünfzehn Metern. Die Kälte sickerte trotz der Schutzkleidung sofort in sie ein. In dem pfeifenden Durcheinander der Schneeflocken
drangen von irgendwoher ferne Schreie und das Krachen von Schüssen an ihr Ohr. Durchdringendes, unmenschliches Geheul wehte ihnen nach.
    Sie hielten sich dicht bei den Gebäuden. Jez klammerte sich an Riss, während sie zum Stadtrand schlichen, wo ein primitiver Pfad den Berg hinauf zum Gletscher führte. Die Ausgrabungsstätte war dort oben.
    Sie waren noch nicht weit gekommen, als sie vor ihnen das Rattern eines Motors hörten und grelles Licht sahen. Eine Schießerei brach aus, erschreckend nah. Riss zog Jez in die Lücke zwischen zwei Yort-Kuppelbauten, und sie versteckten sich hinter einem Streusandbehälter, als ein Schneetraktor die Hauptstraße entlanggerast kam. Normalerweise transportierte man mit den kastenförmigen Metallfahrzeugen Vorräte und Personal zum Gletscher und zurück, aber nun versuchte jemand, mit einem zu fliehen. Die Manen hatten andere Vorstellungen: Vier von ihnen turnten auf dem Fahrzeug herum und versuchten, die Türen aufzureißen oder die Glasscheiben einzuschlagen, um hineinzugelangen. Im Widerschein der Scheinwerfer erhaschte Jez einen Blick von ihnen, als sie vorbeischossen – schaurige, wilde Gestalten, die eine vage Ähnlichkeit mit Männern und Frauen hatten –, und dann geriet der dahinrasende Schneetraktor auf dem eisigen Boden ins Schleudern. Er rutschte einen Moment lang seitwärts, bevor seine Gleisketten wieder fassten, dann krachte er in die Mauer eines Gebäudes.
    Die Manen ließen den Schneetraktor stehen, als mehrere mit Schrotflinten bewaffnete Yorts, die den Rückzug angetreten hatten, auf der Hauptstraße herbeikamen. Sie feuerten ins Schneetreiben hinein, wo weitere schattenhafte, kaum sichtbare Gestalten umherhuschten. Manen schlichen auf allen vieren auf Dächern oder dicht am Boden entlang.
Sie bewegten sich mit schnellen, ruckartigen Bewegungen, sprangen von einer Stelle zur anderen, scheinbar, ohne die Entfernung dazwischen zu überbrücken.
    Ein kalter Schauer überlief Jez, als sie sah, wie die Manen ausschwärmten, um ihre Opfer einzukreisen. Sie wollte weglaufen, wollte aus dem Versteck ausbrechen und fliehen, aber Riss hielt sie fest.
    Die Yorts trugen Pelze und Masken, die Manen zerlumpte Kleider, die eher für einen milden Frühlingstag in Vardia geeignet gewesen wären. Die Kälte, die einen ungeschützten Menschen binnen Minuten töten würde, machte ihnen nichts aus.
    Jez wandte sich ab und vergrub sich in Riss’ Armen, als die Manen wie ein Mann nach innen sprangen. Sie hatte die Augen geschlossen, um es nicht mitansehen zu müssen, aber sie konnte die Ohren nicht vor den Schreien der Menschen und dem Triumphgeheul der Manen verschließen. Gnädigerweise war es nach ein paar Sekunden vorbei.
    Danach herrschte Stille. Es dauerte eine Weile, bis Riss sich bewegte und Ausschau hielt. Aus dem Schneesturm wehten noch immer die Geräusche des Konflikts heran, aber die Manen waren woandershin verschwunden.
    »Bleib hier«, sagte er. »Ich bin gleich wieder da.«
    Jez gehorchte. Sie war froh, dass sie die relative Sicherheit des Streusandbehälters nicht verlassen musste. Seine Schritte knirschten über die Straße und verklangen. Eine Zeit lang hörte sie nur ferne Schüsse und gebellte Befehle, die vom Wind herangetragen wurden. Dann kamen seine knirschenden Schritte zurück. Sie schaute hinaus und sah, dass er ein Entermesser in der Hand hielt. Auf der Straße lagen etliche tote Menschen verstreut, ihr Blut ein krasser Kontrast zum Schnee. Mindestens drei fehlten. Nicht tot, sondern gefangen
genommen. Entführt von den Manen, um ihr schreckliches

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