Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Titel: Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
Vom Netzwerk:
Rolle, dass auf Piraterie und Mord dieselbe Strafe stand: der Strang. In der Praxis war es müßig, ob er beide Verbrechen oder nur eines davon begangen hatte; sein Ende würde dasselbe sein. Aber es ging ums Prinzip. Es war alles so tragisch unfair.
    Er verlangsamte seinen Schritt, als sie ein Trio Herzoglicher Milizionäre erblickten, die auf sie zukamen. Angetan mit den braunen Uniformen des Herzogtums Aulenfay – bis oben zugeknöpfte Jacken und Mützen mit flachen, breiten Schirmen –, marschierten sie, vom Hafen kommend, die
Straße entlang. Der Weg bot nirgends eine Möglichkeit, sich zu verdrücken, ohne Verdacht zu erregen.
    »Käpt’n …«, sagte Malvery warnend.
    »Ich sehe sie. Geht weiter. Ich bin der Einzige, den sie erkennen werden.«
    Frey zog den Kopf in den Kragen und stieß die Hände tief in die Taschen. Er spielte den frierenden Reisenden, der es eilig hatte, irgendwohin zu kommen, wo es warm war. Er ließ sich in die Gruppe zurückfallen, so dass sich Malverys massige Gestalt zwischen ihm und den Milizionären befand.
    Ihre Stiefel knirschten auf dem Weg, als sie näher kamen. Frey und seine Crew traten beiseite, um sie vorbeizulassen. Ihre Blicke strichen über die Gruppe.
    »Verdammt kalt, wenn die Sonne untergeht, was?«, rief Malvery ihnen mit seinem üblichen dröhnenden Frohsinn zu.
    Sie grunzten und gingen weiter, ebenso wie Frey und seine Männer.
    Auf dem Landeplatz wimmelte es von Luftfahrzeugen und ihren Crews, die den Tagesfang für den Nachtflug ins Landesinnere einluden. Ein Frachter stieg langsam in die Höhe; seine Bauchlampen leuchteten hell, und die Aerium-Maschinen stampften, als Elektromagneten raffiniertes Aerium in ultraleichtes Gas verwandelten und es in die Ballasttanks pumpten.
    Frey hatte die Stoßzeit vermeiden und erst am Morgen aufbrechen wollen, weil seine Fracht auch nicht annähernd so verderblich war wie frischer Fisch, aber jetzt war er froh über das Chaos. Es würde ihnen beim Abflug Schutz bieten.
    Sie kamen an den Gaslampen vorbei, die den Rand des Landeplatzes markierten, und machten sich auf den Weg zur Ketty Jay. Crews schufteten im grellen Lichtschein der Lampen
ihrer Schiffe, und die dunklen Rümpfe, die über ihnen aufragten, warfen lange Schatten auf den Asphalt. Düsentriebwerke grollten, als der Frachter über ihnen auf seine Prothan-Motoren umschaltete und sich von der Küste zu entfernen begann. Die Gerüche von Fisch und Meer lagen schwer in der Luft.
    »Harkins, Pinn. Geht zu euren Maschinen und bringt sie nach oben«, sagte Frey. »Harkins, ich weiß, du bist betrunken, aber es ist meine Firecrow, und wenn du damit abstürzt, stopfe ich dich in dein eigenes Arschloch und rolle dich ins Meer. Ist das klar?«
    Harkins rülpste, salutierte und torkelte davon. Pinn eilte wortlos zu seiner Skylance. Die Erwähnung der Zenturienritter hatte ihn derart eingeschüchtert, dass er froh war, von hier verschwinden zu können.
    Silo stand am Fuß der Laderampe der Ketty Jay, als Frey, Malvery und Crake dort eintrafen. Er rauchte in aller Ruhe eine Selbstgedrehte aus einer stechend riechenden murthianischen Kräutermischung. Als sie näher kamen, spuckte er in seine Hand und drückte die Zigarette auf der Handfläche aus.
    »Wo ist Jez?«, wollte Frey wissen.
    »In ihrem Quartier.«
    »Gut. Wir fliegen.«
    »Käpt’n.«
    Silo stieg zusammen mit den anderen die Rampe hinauf. Der Laderaum war wie immer in Halbdunkel getaucht, voller hoch gestapelter, nachlässig miteinander vertäuter Kisten. Der Fischgestank war überwältigend.
    Frey trat an den Hebel, mit dem die Laderampe hochgefahren wurde, als eine heisere Stimme ertönte.
    »Noch eine Bewegung, und ihr seid alle tot.«

    Sie erstarrten. Eine Gestalt kam die Laderampe herauf, Revolver in beiden Händen. Es war jemand, den sie alle kannten und nie zu sehen gehofft hatten. Der berühmteste aller Zenturienritter. Der gnadenlose Kampfhund des Erzherzogs: Kedmund Drave.
    Er war Ende vierzig, ein Mann mit breitem, gewölbtem Brustkorb und Narben am Hals sowie an den Wangen seines ungeschickt zusammengefügten Gesichts. Das silbergraue Haar war kurz gestutzt, und er trug eine mattierte, purpurrote Rüstung, die von den meisterhaften Kunstschmieden des Erzherzogs fachmännisch den Konturen seines Körpers angepasst worden war. Auf dem dicken schwarzen Umhang prangten in Rot die Insignien der Ritter, und das Heft seines Zweihänders ragte hinter der Schulter empor.
    »Weg von dem Hebel«, befahl er Frey. Ein

Weitere Kostenlose Bücher